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Modulhandbuch Master Medizinische Informatik ab WS 2014/15

Modul CS4360-KP08, CS4360

Medizinische Informationsmodelle und Ontologien - eHealth (MIO)

Dauer:


1 Semester
Angebotsturnus:


Jedes Wintersemester
Leistungspunkte:


8
Studiengang, Fachgebiet und Fachsemester:
  • Master Medizinische Informatik 2014 (Pflicht), Medizinische Informatik, 1. oder 2. Fachsemester
Lehrveranstaltungen:
  • CS4360-Ü: Medizinische Informationsmodelle und Ontologien (Übung, 2 SWS)
  • CS4360-V: Medizinische Informationsmodelle und Ontologien (Vorlesung, 4 SWS)
Workload:
  • 40 Stunden Prüfungsvorbereitung
  • 110 Stunden Selbststudium und Aufgabenbearbeitung
  • 90 Stunden Präsenzstudium
Lehrinhalte:
  • Middleware und Informationsintegration bei verteilten Systemen im Gesundheitswesen: IST-Situation
  • Alternative Middleware-Technologien für einrichtungsübergreifend interoperable verteilte Systeme
  • Standardisierte (generische) Informationsmodelle für eine verbesserte semantische Interoperabilität in der Medizin:
  • - HL7 Version 3: Framework mit statischer und dynamischer Modellierung, u.a. generisches Referenz-Informationsmodell (RIM) mit modellgestützter Ableitung von Use Case - spezifischen Teilmodellen und XML-Schemata
  • - HL7 CDA (Clinical Document Architecture)
  • - HL7 FHIR (Fast Healthcare Interoperability Resources)
  • - ISO 13606 bzw. openEHR mit Alternative für Informationsmodell (IS) => 2-Ebenen-Ansatz: separat definierte und ins IS integrierbare klinische Inhaltsmodelle (Archetypen)
  • - DICOM bzw. DICOM SR: Informationsmodell, Templates und Terminologien für medizinische Bilder
  • - ISO/IEEE 11073: Domain-Informationsmodelle und Terminologien für medizinische Geräte
  • - CDISC: Informationsmodell und Terminologien für die klinische Forschung (Studien)
  • IHE (Integrating the Healthcare Enterprise): Integrationsprofile
  • Standardisierte Terminologien/Ontologien für eine verbesserte semantische Interoperabilität in der Medizin:
  • - Abgrenzung und Nutzung von Klassifikation und Terminologien/Ontologien
  • - Vokabularien und Begriffssysteme: Typen und Eigenschaften
  • - Unified Medical Language System (UMLS): Terminologieserver und terminologische Dienste
  • - Semantic Web Standards: RDF, RDF-Schema, OWL, SPARQL, usw.
  • - Beschreibungslogiken: Repräsentation und Inferenz für (formale) Ontologien
  • - Referenzterminologie in der Medizin: SNOMED CT
  • - Weitere Terminologien/Ontologien: OBO (Bioinformatik), RadLex (Radiologie), usw.
  • - Ontologische Prinzipien: Top-Level Ontologien
  • Interferenz von Informationsmodellen und kompositionellen Terminologien (TermInfo)
  • Metadaten-Repository; auch Master Data (Stammdaten) Management
Qualifikationsziele/Kompetenzen:
  • Die Studenten können die IST-Situation der Interoperabilität von Software im ambulanten und stationären Sektor erläutern; einschließlich verwendeter struktureller und semantischer ''Standards'' für Datenaustausch inkl. Vokabularien.
  • Sie können das Problem syntaktischer, struktureller und semantischer Heterogenität bei verteilten Anwendungssystemen erläutern und Beispiele nennen.
  • Sie können Ziele und Herausforderungen einer anvisierten SOLL-Situation (semantischer) Interoperabilität in der Medizin erläutern.
  • Sie können Defizite des weltweit in Krankenhäusern verwendeten HL7 V2 – Kommunikationsstandards erläutern.
  • Sie können den modell-gestützten HL7 V3 - Standard mit seinen statischen und dynamischen Modellanteilen erläutern.
  • Sie können das RIM-Modell und seine Backbone-Klassen interpretieren und abgeleitete Modelle durch ''Cloning and Constraining'' beispielhaft erstellen.
  • Sie können Datentypen nennen und dabei die Abbildung von Instanz-Identifikationen, Wertemengen sowie interner und externer Vokabularien (u.a. über OIDs) erläutern.
  • Sie können die Herkunft des XML-Schemas für HL7 CDA Dokumente erläutern und Vorteile der Ableitung aus HL7 V3 skizzieren.
  • Sie können instanziierte HL7 CDA Dokumente mit Header und Body (3 Level) interpretieren. Sie können weiterhin CDA-Dokumente erstellen und deren Inhalt als ''well-formed'', ''valid'' oder ''conformant'' überprüfen.
  • Sie können Kriterien nennen, über die Nachrichten und Dokumente sowie Strukturierung und Standardisierung der Inhalte differenziert werden können.
  • Sie können aufzeigen, wie über Implementierungsleitfäden Business Regeln für konkrete CDA-Anwendungen formuliert werden, die in Form von referenzierten Templates (Constraints) implementiert werden.
  • Sie können in Abgrenzung von HL7 V3 den alternativen HL7-Standard und Architekturansatz FHIR erläutern und aufzeigen, wie standardisierte XML-Ressourcen über REST-Kommunikation zu interoperablen Anwendungen im Gesundheitswesen genutzt werden können.
  • Sie können weitere Beispiele für (domain-abhängige) Standards mit eigenen Informationsmodellen, Templates (Constrain-Mechanismen), Vokabularien und Identifikatoren nennen und kurz skizzieren, u.a. ISO 13606 bzw. openEHR mit seinem ''Two-level-approach (Archetypes)'', ISO/IEEE 11073 für medizinische Geräte, DICOM für medizinische Bilder und CDISC für klinische Studien.
  • Sie können die IHE-Initiative mit Integrationsprofilen zur konkreten Umsetzung praxisrelevanter Interoperabilität skizzieren, inkl. der Rolle von Connectathons zur Vergabe von Conformance Statements.
  • Sie können die Rolle der Sprache auf syntaktischer, semantischer und pragmatischer Ebene für medizinische Inhalte erläutern und einfache Verarbeitungsansätze für medizinische Freitexte skizzieren.
  • Sie können ausgehend vom semiotischen Dreieck Termini (inkl. Termrelationen) von Begriffen (inkl. Begriffsrelationen) differenzieren und zusammen mit Kodes aus standardisierten Vokabularien ihren Bezug zum Thema ''semantische Interoperabilität'' diskutieren.
  • Sie können die extensionale und intensionale Begriffsdefinitionen, typische Begriffsrelationen und Taxonomien erläutern.
  • Sie können Eigenschaften, Typen und wesentliche Defizite aktuell verwendeter Vokabularien nennen.
  • Sie können (begriffsorientierte) Terminologien / Ontologien von (statistischen) Klassifikationen und evtl. Thesauren abgrenzen, die auf anderen Ordnungsprinzipien basieren und daher um eine Konzeptebene ergänzt werden (z.B. ICD-11).
  • Sie können begründen, warum Terminologien mit einer größeren Ausdrucksmächtigkeit dem Prinzip der Post-Koordination folgen müssen und daher eine ''logische Grammatik'' zum Nachweis der Konsistenz, Äquivalenz bzw. Subsumption zwischen Begriffsausdrücken erforderlich ist.
  • Sie können hierfür die Verwendung von Beschreibungslogik für T-Box- und A-Box-Axiome im Vergleich zur Prädikatenlogik motivieren.
  • Sie können Formalisierungen von Inhalten mittels beschreibungslogischer Konstruktoren erstellen bzw. interpretieren, insbesondere unter Beachtung der zugrundeliegenden ''Open World Assumption''.
  • Sie können diese Inhalte über den Ontologie-Editor Protégé abbilden und per Beweissystem (Reasoner) auswerten.
  • Sie können mehrere Mehrwerte einer im GALEN-Projekt entwickelten medizinischen Ontologie skizzieren.
  • Sie können die Historie, Anwendungen und den strukturellen Aufbau der Referenzterminologie SNOMED CT erläutern.
  • Sie können das bei SNOMED CT verwendete OWL 2 Sprachprofil ''EL'' erläutern.
  • Sie können die besondere Problematik der ''part-of''-Relation in medizinischen Ontologien erläutern und deren beschreibungslogische Abbildung sowohl über den SEP-Tripel-Ansatz als auch über Rolleninklusionen (right identity on roles) erklären.
  • Sie können alternativ zu A-Box-Deduktionen mit Protégé einen Triplestore mit RDF-Fakten und OWL-Konzeptwissen nutzen und mittels SPARQL-Anfragen gewünschte Schlussfolgerungen (z.B. Arzneimittel-Wechselwirkungen) formulieren.
  • Sie können Gründe für die Berücksichtigung ontologischer Prinzipien bei (SNOMED CT -) Konzeptdefinitionen nennen und Beispiel nennen, u.a. Top-Level-Ontologie, unzulässige primitiver Subsumption, nicht-terminologisches Wissen, ...
  • Sie können die TermInfo-Problematik skizzieren, d.h. die Überlappung semantischer Repräsentation in Informationsmodellen (wie HL7 RIM) und kompositionellen Terminologien (wie SNOMED CT)
  • Sie können Middleware-Komponenten nennen und erläutern, die zur Umsetzung der semantischen Inhalte in praktischen IT-Umgebungen erforderlich sind, z.B. Terminologie-Server, Metadaten-Repository, OID-Registry, usw.
Vergabe von Leistungspunkten und Benotung durch:
  • Klausur
Setzt voraus:
Modulverantwortlicher:
Lehrende:
Literatur:
  • Baader F, et al.: The Description Logic Handbook: Theory, Implementation and Applications - 2. aktualisierte Auflage. Cambridge University Press 2010 (ISBN 978-0-521-15011-8)
  • Benson T.: Principles of Health Interoperability – HL7 and SNOMED - London: Springer 2010 (ISBN 978-1-84882-802-5)
  • Boone K W.: The CDA TM book - Springer 2011 (ISBN 978-0-857-29335-0)
  • Elkin P L.: Terminology and Terminological Systems - Springer 2012 (ISBN 978-1-447-12815-1)
  • Hinchley A.: Understanding version 3 - a primer on the HL7 version 3 communication standard - Mönch Publishing 2007 (ISBN 978-3-933-81921-5)
  • Staab S, Studer R.: Handbook on Ontologies - Springer 2009 (ISBN 978-3-540-70999-2)
Sprache:
  • Wird nur auf Deutsch angeboten
Bemerkungen:

Prüfungsvorleistungen können zu Beginn des Semesters festgelegt werden. Sind Vorleistungen definiert, müssen diese vor der Erstprüfung erbracht und positiv bewertet worden sein.

Letzte Änderung:
19.8.2019