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Lehrkonzepte Medizin

Querschnittsbereich Notfallmedizin

Lehrende: Dr. Uwe Krüger (Studienkoordinator Notfallmedizin), Dr. Peter Iblher (OSCE-Prüfung/SkillsLab, Koordination Notfallmedizin; Leiter SkillsLab: PD Dr.G.Weitz)
Modulleiter: Dr. J. Wnent (Anästhesie), Dr. H. Maurer (Anästhesie), Dr. S. Wienstroth (Anästhesie), Dr. F. Hackmann (Anästhesie), Dr. U. Gosch (Anästhesie), Dr. F. Meyer (Anästhesie), Dr. S. Bruhn (Anästhesie), Dr. K. Erber (Anästhesie), Dr. J. Hirsch (Anästhesie), Dr. G. Royl (Neurologie), Dr. F. Sayk (Innere), Dr. D. Hartge (Gynäkologie), Dr. A. Unger (Unfallchirurgie), Dr. J. Gliemroth (Neurochirurgie), Dr. L. Tüshaus (Kinderchirurgie)
Prof. Carla Nau (Direktorin Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin)

Studierende: Ca. 120 Studierende, 1./2. klinisches Semester

Einordnung

Die Notfallmedizin stellt einen Bereich der Medizin dar, in dem neben theoretischen Kenntnissen insbesondere Handlungskompetenz und praktische Fertigkeiten sehr wichtig sind. Die Grundlagen der Notfallmedizin sollten von allen Ärztinnen und Ärzten unabhängig ihrer Fachdisziplin beherrscht werden.

Die notfallmedizinische Studentenausbildung wurde durch die Universität zu Lübeck als Lehrschwerpunkt der Studentenausbildung definiert und entsprechend in einem longitudinalen Konzept über das gesamte Medizinstudium mit verschiedenen Veranstaltungen implementiert und durch ein 5-stufiges Ausbildungskonzept realisiert.

Als zentrales Ausbildungselement ist der Querschnitttsbereich Notfallmedizin mit seinem Kleingruppenunterricht auf Konzeptstufe zwei angesiedelt.

Lehrkonzept Querschnittsbereich Notfallmedizin

Diese Ausbildungsstufe soll den Studenten befähigen

1. Notfallsituationen zu erkennen und einzuschätzen
2. notwendige Sofortmaßnahmen einzuleiten
3. notfallmedizinische Therapiestrategien festzulegen und umzusetzen
4. erfolgreich am präklinischen Notfallpraktikum auf dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) teilzunehmen

An der Universität zu Lübeck wird die Lehre im Querschnittsbereich Notfallmedizin interdisziplinär unter anästhesiologischer Leitung durchgeführt. Durch die Interdisziplinarität ist eine authentische Wissenvermittlung der beteiligten Fachgebiete gewährleistet. Die Studierenden absolvieren in halber Semesterstärke (n~120) den einsemestrigen Kurs „Notfallmedizin“ im 1./2. klinischen Semester.

Der Querschnittsbereich Notfallmedizin ist zeitlich dreiphasig aufgebaut:

In Phase A wird diese Lehrveranstaltung durch situierende Vorlesungen und praktische Demonstrationen in Großgruppen eingeleitet.

Einführungsveranstaltungen (2 Termine, je 2 Unterrichtsstunden)

  • Einführungsvorlesung: Historische Entwicklung und Organisation der präklinischen Notfallmedizin, Notfallmedizinische Konzepte mit Darstellung an einem Fallbeispiel, Umsetzung der notfallmedizinischen Konzepte und der Organisation am Beispiel der Hansestadt Lübeck, Einbindung der Ausbildung der Studierenden in die präklinische und klinische Organisation
  • Darstellung der Prozesskette der präklinischen und klinischen Notfallversorgung am Fallbeispiel Thoraxtrauma, d.h. realitätsnahes Miterleben des Clinical Pathway eines Notfallpatienten vom Unfallort über den Schockraum in den OP und weiter auf die Intensivstation durch Rollenspiel in Modellräumen des Drägerforums (im UKSH nicht darstellbar)
  • Vorlesung: „Beatmungstherapien in der Notfallmedizin“
  • Tutorium und Praxis: Beatmungstechnik und Beatmungsformen inklusive Zusammenbau eines einfachen Notfallrespirators zum Verstehen von Medizintechnik

In Phase B durchlaufen die Studierenden in einer Gruppenstärke von maximal zehn Personen wöchentlich rotierend zwölf themenspezifische Lehr-Module, von denen sechs Module anästhesiologisch (1.-6.) und jeweils ein Modul neurologisch (7.), internistisch (8.), gynäkologisch (9.), unfallchirurgisch (10.), neurochirurgisch (11.) und kinderchirurgisch (12.) inhaltlich und tutoriell betreut werden.

12 curriculare praktische Ausbildungsmodule (12 Termine, je 2 Unterrichtsstunden)

1. Basismaßnahmen der Herz-Lungen-Wiederbelebung
2. Erweiterte Maßnahmen der Herz-Lungen-Wiederbelebung
3. Intubation, Narkose, Beatmung
4. Fallbesprechungen
5. Lagerung, Verbände, Immobilisationstechniken, Abnahme Motorradhelm
6. Kindernotfälle
7. Neurologische Notfälle, Stroke Unit
8. Notfallmedikamente, Schock- u. Volumentherapie
9. Notfälle in der Gynäkologie und Geburtshilfe
10. Chirurgische Diagnostik und chirurgische Techniken
11. Zerebrale Diagnostik, Schädelhirntrauma, Wirbelsäulenverletzungen
12. Erstversorgung, Diagnostik in der Kinderchirurgie und Fallbeispiele

In Phase C wird die Ausbildung zu Zwecken der Leistungs- und Lehrkontrolle mit einer MC-Klausur und einer OSCE (Objective Structured Clinical Examination)-Prüfung abgeschlossen.

Jeder Medizinstudent muss für seine ärztliche Tätigkeit, unabhängig vom angestrebten Fachgebiet, sowohl grundlegendes Wissen als auch ausreichende praktische Fertigkeiten im Bereich der Notfallmedizin erlernt haben. Nur die Kombination aus theoretischem und praktischem Können gewährleistet in Notsituationen adäquate Handlungsabläufe.

Leistungsnachweise ( 1 Termin, je 2 Unterrichtsstunden und 1 Termin, ganztägig)

MC-Prüfung: Alle Studenten beantworten gleichzeitig eine Multiple-Choice-Klausur im Audi max. Aus jedem der 12 Lehr-Module werden 2 Fragen generiert. Von den insgesamt 24 Fragen sind zum Bestehen mindestens 60 Prozent richtig zu beantworten. Eine ausreichende Anzahl ärztlicher Aufsichtspersonen garantiert einerseits den individuellen Leistungsnachweis und andererseits, insbesondere bei ausländischen Studenten, sprachlich bedingte Verständnisprobleme zu verhindern. Alle Fragen sind durch Probeklausuren überprüft. Ca. 1/3 der Fragen werden aus einem nicht veröffentlichten Fragenpool entnommen und 2/3 jedes Semester neu erstellt. Die richtigen Antworten werden nach Abgabe aller Klausuren im Hörsaal bekannt gegeben.

OSCE-Prüfung Notfallmedizin: Während die strukturierte und lernzielbasierte Kursplanung essentiell ist für eine gute und einheitliche Lehre, kommt der Evaluation der Lernziele in einer Prüfung eine große Bedeutung zu. Nur sie garantiert eine hohe Qualität in der medizinischen Ausbildung durch Erfassung des Ist/Soll-Zustandes von vermittelten und erwarteten Kompetenzen (Lernziele) und hat gleichzeitig einen Einfluss auf das Lernverhalten der Studierenden („Assessment drives Learning“). Darüber hinaus ist die Prüfung die letzte Chance, den Studierenden noch etwas beizubringen, beziehungsweise gravierende Fehler zu korrigieren, sofern ein direktes Feedback möglich ist. Es ist also notwendig, insbesondere in der Notfallmedizin Prüfungsformate zu verwenden, die relevante praktische Kompetenzen überprüfen.

Das OSCE- Prüfungsformat stammt ursprünglich von der schottischen Universität Dundee und ist weltweit als zuverlässige Prüfungsmethode insbesondere in der Ausbildung von Medizinstudierenden anerkannt und etabliert. Die Studierenden absolvieren hier einen Prüfungsparcours mit mehreren Prüfungsstationen, an denen definierte klinisch-praktische Aufgaben des Lernzielkatalogs zum Teil mit Schauspielpatienten zu lösen sind. An jeder Station wird die Prüfungsleistung durch einen Prüfer anhand einer Bewertungsliste beurteilt. Die „Objektivität“ und „Strukturierung“, die dieser Prüfungsform ihren Namen gibt, soll dabei durch die standardisierte Aufgabenstellung (Durchführungsobjektivität), die standardisierte Auswertung (Auswertungsobjektivität) und den Erwartungshorizont, der für alle Prüflinge gleich ist (Interpretationsobjektivität), sowie eine hohe Anzahl von Prüfungsstationen erreicht werden.

Eine komplette Rotation durch aktuell 8 Prüfungsstationen dauerte insgesamt 48 Minuten (jeweils fünf Minuten Prüfung, eine Minute Wechselzeit). Der Prüfungsparcour wird doppelt aufgebaut, so dass pro Prüfung sechzehn Studierende den OSCE-Parcour absolvieren konnten. Jede Station ist mit einem ärztlichen Prüfer besetzt, die sich interdisziplinär rekrutieren (12x Anästhesiologie, 2x Gynäkologie, 2x Unfallchirurgie, 2x Kinderchirurgie).

Eine Übersicht über die detaillierten Testkriterien und Prüfungsablauf finden sich im Anhang (Iblher et al. Med Teach 2015 Apr;37(4):374-8).

Gesamtbewertung: Beide Prüfungsteile werden zu einem Gesamtergebnis zusammengefasst. Damit kann der Studierende Schwächen in einem Prüfungsteil kompensieren. Allerdings nur wer beide Prüfungsformate jeweils zu mindestens 60 Prozent richtig abschließt, erhält die erfolgreiche Ausbildung im Querschnittsbereich Notfallmedizin bescheinigt.

Semesterabschluss

Zum Semesterabschluss wurde in den letzten Jahren eine Realübung „Verkehrsunfall“ mit studentischen Verletztendarstellern, Notärzten, Rettungsdiensteinheiten und Technischer Rettungdurch die Feuerwehr auf dem Gelände des UKSH durchgeführt. (Diese ist aus zeitlichen und finanziellen Gründen gegenwärtig nicht mehr durchführbar)

Lehr- und Lernhilfen

Lernzielkatalog: Strukturiert dargestellt werden die Lerninhalte durch ein Skript, das jeder Studierende* erhält und in dem neben allen organisatorischen Informationen insbesondere die Lerninhalte nach Modulen visualisiert werden. So haben die Studenten jederzeit die Möglichkeit, Module adäquat vor- und nachzubereiten. Dieser Lernzielkatalog dient außerdem der Prüfungsvorbereitung für beide Prüfungsformate.

*Dieser Lernzielkatalog liegt den Studierenden nur gedruckter Form vor aufgrund Autoren- und fotorechtlicher Grundlagen. Deswegen kann er auch hier nicht veröffentlicht werden.

Webbasierte Lernplattform: Weiterhin steht eine webbasierte Darstellung auf der Lernplattform „MOODLE“ zur Verfügung.

Übungs- und Trainingsmöglichkeiten für Studenten (Skills Lab „NOTRUF“ / „TÜFTL“): Begleitend haben die Studierenden die Möglichkeit, im Skills Lab die erlernten praktischen Fähigkeiten sowohl unter studentisch-tutorieller Anleitung, als auch selbstständig zu vertiefen. Die Notwendigkeit hierzu ergab sich neben der entsprechenden Evidenz aus der einschlägigen Literatur auch aufgrund von eigenen, durch die Klinik für Anästhesiologie erhobenen Evaluationsergebnissen, in denen die Notwendigkeit von praktischen Übungsmöglichkeiten offensichtlich wurde (Iblher et al. Anästh Intensivmed 2011;52:812-822). Dies wurde seit 2010 im zunächst anästhesieeigenen Skills Lab „NOTRUF“ realisiert, das 2013 in das Skills Lab „TÜFTL“ überführt wurde.

Literaturempfehlungen: In der Einführungsvorlesung und im Lernzielkatalog werden Literaturempfehlungen gegeben.

Persönlicher Support durch Lehrende (Erreichbarkeit durch Funkerliste): Im Lernzielkatalog sind alle Modulleiter, Tutoren und Organisatoren mit Funkernummer aufgelistet. Damit hat jeder Studierende die Möglichkeit bei Fragen und Unterstützungsbedarf einen persönlichen Kontakt herzustellen.

Lernendes Konzeptsystem

Die Implementierung von Rückmeldemechanismen im Ausbildungskonzept der Notfallmedizin bewirkt eine kontinuierliche Fort- und Weiterentwicklung des Kurskonzeptes. Durch diverse Rückkoppelungstools wird eine ständige Aktualisierung, Verbesserung und Innovation des Lehrangebotes in der notfallmedizinischen Studentenausbildung provoziert.

Abfrage in der Vorlesung: Im Rahmen der Einführungsvorlesung haben die Studierenden Gelegenheit zeitnah ihre Eindrücke von der Darstellung der simulierten Versorgungsstationen im Trägerforum zu schildern.

Evaluation der einzelne Module: Die standardisierte Evaluation der Ausbildungs-Module unmittelbar im nach Beendigung der Veranstaltung gibt Aufschlüsse über die Qualität und Verständlichkeit der Lehre. Konstruktive Kritik wird semesternah bearbeitet.

Differenzierte Klausurfragenauswertung: Die Ergebnisse der MC-Klausur werden sehr differenziert ausgewertet. Die Häufigkeiten von richtigen oder falschen Antworten für jede Antwortmöglichkeit lassen Rückschlüsse zur Fragenqualität und Abgrenzungsgenauigkeit der Antwortmöglichkeiten zu. Entsprechend werden Fragen Umformulierung oder geändert. Dadurch perfektioniert sich der Fragenpool. Rückmeldungen an die Lehrenden in Form von Vorbereitung Nachbereitungsgesprächen mit den Lehrenden werden organisatorische und inhaltliche und didaktische Veränderungen umgesetzt.

Semester-Vorbereitungsbesprechungen: Die Einbeziehung der Lehrenden in die Semesterplanung steigert deren Motivation und damit die Qualität der Lehre.

Semesterweise Überprüfung der Lehrinhalte mit Einbindung der Tutoren: Unter Einbindung der Tutoren und Modulleiter werden jedes Semester die Lehrinhalte kritisch überprüft und gegebenenfalls aktualisiert und verändert.

Semesterweises Update des Lernzielkataloges: Der Lernzielkatalog als organisatorische und inhaltliche Informationsquelle für die Studierenden wird jedes Semester aktualisiert und gegebenenfalls umgestaltet.

Vorbereitung auf das Notarzteinsatzpraktikum

Der Baustein Querschnittsbereich Notfallmedizin in der notfallmedizinischen Ausbildung am Campus Lübeck ist ein wesentlicher und zentraler Bestandteil des Gesamtkonzeptes. Hier wird der Grundstein für das Engagement der Studierenden in der Notfallmedizin gelegt. Die nicht selbstverständliche Möglichkeit die erlernten Fertigkeiten und das erworbene Wissen während eines Notarzteinsatzwagenpraktikums unter Aufsicht eines Notarztes anwenden zu können, ist für viele Studierende ein großer Motivationskatalysator.

Ausblick

Jeder Arzt sollte unabhängig von seiner Spezialisierung ein solides Rüstzeug an notfallmedizinischen Kompetenz haben. Präklinisch tätige Notfallmediziner und allgemeinmedizinisch tätige Ärzte sind ihren diagnostischen Möglichkeiten häufig eingeschränkt.

Der Allgemeinmediziner hat als diagnostisches Instrument oftmals lediglich seine 5 Sinne zur Verfügung. Diese urärztliche Diagnosemöglichkeit ist in der apparatedeterminierten klinischen Medizin zunehmend in Vergessenheit geraten. Umso wichtiger ist die Rückbesinnung auf diese einfache Form der ärztlichen Diagnostik.

Für das kommende Semester ist geplant, in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin am Campus Lübeck die 5-Sinne-Diagnostik in das Ausbildungskonzept des Querschnittsbereiches Notfallmedizin aufzunehmen. Zu diesem Zweck fand bereits ein Abstimmungsgespräch mit dem Lehrstuhlinhaber für Allgemeinmedizin Herrn Professor Steinhäuser statt.

Didaktik

Es handelt sich bei dieser Lehrveranstaltung um eine Kombination aus einleitenden Vorlesungen (Frontalunterricht), die dann als Kleingruppenseminare im modularen Kurskonzept fortgesetzt werden. Dabei nehmen die praktischen Übungen sowohl während des Seminars, als auch im Skills Lab einen entscheidenden Aspekt hinsichtlich der Nachhaltigkeit der erworbenen Notfallkompetenzen ein, die abschließend neben einer theoretischen MC-Klausur auch im praktischen OSCEPrüfungsformat abgebildet werden.

Die interdisziplinäre, modulare Kurskonzeptionierung, die Verwendung vom Peer Assisted Learning (PAL) im Rahmen des Skills Lab Trainings und die erstmalige Etablierung von OSCE-Prüfungen an der Universität zu Lübeck im Fachbereich Notfallmedizin durch die Klinik für Anästhesiologie ist unseres Erachtens zu Recht als innovatives Lehrkonzept zu bezeichnen.

Neben der lehrenden Funktion wurden begleitend mehrere medizindidaktische Forschungsfragen wissenschaftlich untersucht und publiziert (Siehe Anhang). Es erfolgt die Kooperation mit dem großen Medizingerätehersteller Dräger, den Hilfsorganisationen im Rettungsdienst, den im Rettungsdienstbereich tätigen Notärzten, sowie der Berufsfeuerwehr Lübeck im Rahmen dieser Lehrveranstaltung.

Kollegiale Beratung

Der kollegiale Austausch war und ist unseres Erachtens ein wichtiges Instrument, um diese Lehrveranstaltung zu etablieren und fortwährend zu verbessern. Dies schließt ausdrücklich die studentischen Rückmeldungen mit ein. So gibt es ein standardisiertes Evaluationskonzept, deren Rückmeldungen in der Modifizierung und Optimierung der Lehrveranstaltung kontinuierlich genutzt werden. Die Entwicklung der OSCE-Prüfung wurde beispielsweise in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fakultäten 2009 initiiert und im Rahmen von Workshops der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin auch intern interdisziplinär entwickelt und verbessert. Semesterabschließende kollegiale Bestandsaufnahmen sind selbstverständlich und werden durch den Lehrkoordinator moderiert. Auch die Rückmeldungen unserer Peer Tutoren im Gespräch sind wichtige Informationen, die für die Weiterentwicklung der Lehrveranstaltung genutzt werden.

Zusammenfassend halten wir den kollegialen Austausch also für sehr hilfreich, wichtig und notwendig.

Methodik

Die Kursmodule sind thematisch schlüssig gegliedert und werden führend praxisorientiert unterrichtet. Die lehrkonzeptionell in das Seminar eingebundenen praktischen Übungsmöglichkeiten, aber auch das zu erwartende praktische Prüfungsformat OSCE unterstützt dabei den Lernprozess der Studierenden. Insbesondere der Einsatz von Schauspielpatienten simuliert ein realitätsnahes Szenario, der den Lernprozess der Studierenden unseres Erachtens ebenfalls nachhaltig unterstützt.

Das selbstgestützte Lernen wird im Rahmen des Skills Lab Trainings ermöglicht, wo die Studierenden anhand von Schautafeln, die durch die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin hierfür entwickelt wurden und im Skills Lab frei zugänglich sind, selbstständig notfallmedizinische Prozeduren einüben können. Dieser Prozess wird dann zusätzlich durch die Peer Tutoren unterstützt.

Die Einbettung in ein longitudinales notfallmedizinisches Konzept (z.B. die später folgende Möglichkeit zur Teilnahme an realen Einsätzen auf dem Notarzteinsatzfahrzeug/ NEF) unterstützt dabei die Nachhaltigkeit des Lernerfolgs.

Medien

Zum Einsatz kommen im Seminar neben den herkömmlichen didaktischen Arbeitsmitteln (Flipchart/ Tafel, Laptop/ Beamer, Folien) insbesondere spezifische Lernmaterialien, wie Puppen (Intubationstorso, Baby-/ Erwachsenenpuppen zur Reanimation) und notfallmedizinische Gerätschaften und Hilfsmittel (Defibrillator/EKG, Notfallkoffer, Absaugung/ Sauerstoff, Vakuummatratze, Schaufeltrage, stiff neck, etc.) in Verbindung mit Reanimationstrainern (Simulatorpuppen – MEGACODETrainer, EKG-Simulatoren).

Lernzielkatalog und organisatorische Informationssammlung in gedruckter Form: Im Skills Lab stehen thematisch spezifische Poster zur Verfügung, um den Lernprozess zu steuern und zu unterstützen. Weiterhin wird die Lernplattform „MOODLE“ organisatorisch genutzt.

Inhalte

Die Lehrinhalte und Lernziele werden in einem mehrseitigen, gedruckten Skript modular dargestellt und jedem Studierenden zum Semesterbeginn ausgehändigt. Die kompetente notfallmedizinische Qualifikation unserer Medizinstudierenden wurde durch die Universität zu Lübeck als Kernkompetenz des Lübecker Medizinstudiums definiert. Somit hat das begutachtete Curriculum eine hohe Relevanz.

Interkulturalität, Vielfaltsaspekte der Studierenden

Im Rahmen der Lehrveranstaltungen werden immer wieder unterschiedliche Qualifikationen der Studierenden offensichtlich, die durch absolvierte Berufsausbildungen bedingt sind (Rettungsassistenten/- sanitäter, Krankenpflegeausbildung, etc.). Es wird versucht, diese Berufsgruppen zu identifizieren und dort wo möglich in das Ausbildungskonzept mit einzubeziehen (Erfahrungsberichte, Demonstration von spezifischen medizinischen Notfallmaßnahmen).

Hinsichtlich des Geschlechts und Alter sind unseres Erachtens keine unterschiedlichen Lehrmethoden erforderlich, die eingesetzten Methoden werden vielmehr gleichberechtigt angewendet.

Hinsichtlich der Herkunft könnte insbesondere bei der OSCE-Prüfung eine sprachliche Barriere ein Hindernis für Nicht- Deutschmuttersprachler darstellen. Dies wird in der Prüfungsdurchführung nach Möglichkeit berücksichtigt, wobei die reine Demonstration von praktischen Maßnahmen den sprachlichen Nachteil teilweise ausgleicht. Das Sprachproblem stellt aber hier sicher wie in allen anderen Fachbereichen auch eine Herausforderung dar.

Durch eine ausreichende Anzahl von ärztlichen notfallmedizinisch qualifizierten Aufsichtspersonen während der MC-Klausur können sprachliche Verständnisprobleme durch Hilfestellung bei Verständnisfragen überwiegend beseitigt werden.

Mit welchen Inhalten und/oder Methoden wurden die Kompetenzen der Studierenden gefördert?

Die klare praxisorientierte Ausrichtung dieser Lehrveranstaltung, die nach Miller die Wissenskompetenz automatisch mit inkludiert, stellt auf ein höheres Kompetenzniveau ab. Die Förderung der Handlungskompetenz stellt also einen zentralen Aspekt der Ausbildung in der begutachteten Lehrveranstaltung dar, die durch praktische Übungsmodule (Seminar, Skills Lab) und Prüfungen gefördert werden.

Hinsichtlich der Methodenkompetenz lernen die Studierenden das selbstständige, aber auch durch Studierende begleitete (PAL) Lernen im Skills Lab kennen. Erfahrungsgemäß erscheinen die Studierenden in kleinen Gruppen und Üben in diesem Setting, so dass also auch das Lernen in der Gruppe eingeübt werden kann. Die Simulation von Notfallsituationen und der Einsatz von Schauspielpatienten stellt dabei eine weitere kompetenzfördernde Methodik dar, die unseres Wissens an unserer Universität bisher nur vereinzelt eingesetzt wird.

Bestandteil der Notfallausbildung ist die Kommunikation mit Notfallpatienten, die im Rahmen der OSCE-Prüfung mit prüfungsrelevant begutachtet wird. Dadurch werden die Studierenden mit selbstverständlichen kommunikativen und sozialen Verhaltensregeln konfrontiert und im Kompetenzzuwachs unterstützt. Derzeit befindet sich eine mögliche Ausweitung auf weitere kommunikative Notfallstationen im Rahmen der OSCE-Prüfung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychologie, Dr. Eder, in der Diskussion.

Rolle als Lehrende

Wissensvermittler/in: die Studierenden profitieren von den Erfahrungen der ärztlichen Tutoren, die neben den reinen Wissensaspekten auch praktische Kompetenzen vermitteln.

Lernbegleiter/in: Die Studierenden erforschen neue Techniken und Methoden, die sie ausprobieren können und einüben. Die Lehrenden stehen dabei an der Seite der Studierenden und unterstützen diesen Prozess begleitend.

Forschende/r: aus dem QB Notfallmedizin haben sich in der Vergangenheit interessante, medizindidaktische Fragestellungen ergeben, die wissenschaftlich bearbeitet und publiziert wurden.

Motivator/in: Die Notfallmedizin stellt ein zentrales Ausbildungsziel der ärztlichen Qualifikation dar. Hier weckt der Lehrende Interesse an einem interdisziplinären Fachbereich mit vielen Berührungspunkten und motiviert die Studierenden, sich weiter mit dem Themenbereich zu beschäftigen und sich zu qualifizieren (z.B: Famulaturen, Praktika, etc.)

Anhang 1

Anhang 2