Abstrakte Vielfalt

Johannes Jäger 2020/21

Kein Lübeck-Panorama, kein Holstentor, keine Salzspeicher, keine St.-Petri-Kirche, keine Porträts, dafür ein vielfarbiges Puzzle: Mit dem Lübecker Künstler Johannes Jäger, einem „Urgestein“ der norddeutschen Kunstszene, wagen wir den Sprung vom bislang eher Gegenständlichen in die Welten der bildnerischen Abstraktion.

Jägers Arbeiten sind Kompositionen, die die Farben der Natur aufnehmen, mehr noch, die Farbklänge der Natur bildhaft widerspiegeln – und letztlich Klangassoziationen hervorrufen: die kleinen Formate die Klänge von Divertimenti, die mittleren von Kammermusiken, die größeren vielleicht die von sinfonischen Sätzen ... In allen Arbeiten zeigt sich die besondere Fähigkeit, mit den Mitteln der Abstraktion – also nichtfigürlich – Form zu schaffen. Die vielen kleinen Puzzleteile, Kreise, Rundungen, Ecken, Tupfer, Striche, wabernden Flächen, die sich auf den ersten Blick chaotisch offenbaren, wachsen beim zweiten Hinsehen auf wundersame Weise zusammen. Das Chaos erweist sich als organisch geformt, aus Pars wird Toto. Obschon völlig eigenständig, mit malerisch unverwechselbarer Handschrift, erinnern Jägers Schöpfungen stilistisch und qualitativ an Künstler wie Julius Bissier, entfernt auch an Willi Baumeister und Paul Klee. Und sie symbolisieren in ihrer Vielschichtigkeit und Kreativität die Wissenschaft, Forschung und Lehre an der Universität zu Lübeck ...

Johannes Jäger wurde 1930 in Flensburg geboren. Er absolvierte sein Kunststudium von 1950 bis 1953 in Hamburg und Karlsruhe, bevor er 1956 als Kunsterzieher in Lübeck in den Schuldienst trat. Johannes Jäger erhielt 1966 den Förderpreis des Landes Schleswig-Holstein für Malerei. Als ältestes Mitglied der Gemeinschaft Lübecker Künstler e. V. ist er bis heute künstlerisch aktiv.

Björn Engholm

Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein a.D.

Digitale Abschlussfeier 2020: Björn Engholm erklärt das Absolventenkunstwerk
(Erklärung Minute 26.55-32.38)