Folge 37
In dieser Folge gehen wir der Frage nach, wie viel (und vor allem welchen) Raum die Lehre an Hochschulen braucht. Räume können Lehre und Lernen ermöglichen, erschweren oder verhindern, z.B. wenn sie fehlen: Chronische Raumnot ist ein Problem, das alle drei Lübecker Hochschulen kennen. Gleichzeitig haben sich Lehre und Lernen an Hochschulen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt - Stichwort Digitalisierung. Es werden individuellere Ansätze verfolgt, die auch individuellere Räume erfordern. Können die Hochschulen diesen Anforderungen bei angespannter Haushaltslage überhaupt gerecht werden? Darüber diskutieren drei Vizepräsidenten der Lübecker Hochschulen lebhaft in der 37. Folge unseres Podcasts »Gedankensprünge«.
Dr.-Ing. Jochen Abke, Vizepräsident für Studium und Digitalisierung an der Technischen Hochschule Lübeck (TH), sieht Lehrende heute in einer Mehrfachrolle als Vermittler, Moderatoren und Coaches, die gemeinsam mit ihren Studierenden lernen. Dafür muss sich eine Beziehung zwischen Studierenden und Lehrenden entwickeln können, für die nicht zuletzt auch Räume benötigt werden, in denen diese Beziehungen auch entstehen können, in denen man sich wohlfühlen und austauschen kann. Lehrende müssen in der Lage sein, nicht nur fachliche Inhalte, sondern auch das Studieren an sich zu vermitteln.
Auch Martin Hundelt, Vizepräsident für die Lehre an der Musikhochschule Lübeck (MHL), kann bestätigen, dass sich das jahrhundertealte Meister-Schüler-Verhältnis in der Musik gewandelt hat und sich Lehrende und Studierende heute gemeinsam weiterentwickeln müssen. Musikunterricht ist meist Einzelunterricht, der geeignete Räume braucht, und Lehrende haben eine besondere Verpflichtung, den persönlichen Raum ihrer Studierenden dabei nicht zu verletzen – was in der Vergangenheit nicht immer gut funktioniert hat, wie die aktuelle Diskussion um Machtmissbrauch an Musikhochschulen zeigt.
Prof. Dr. Enno Hartmann, Vizepräsident Lehre an der Universität zu Lübeck, sieht in den heutigen Schulabgängerjahrgängen mit 50% Hochschulzugangsberechtigung ein Problem, dem die Hochschulen auch räumlich begegnen müssen. Geeignete und ausreichende Räume für die Lehre sind natürlich auch ein finanzielles Problem. Ihm sind deshalb vielfältige Räume wichtig, die mehrfach genutzt werden können: Nicht nur für die Lehre, sondern auch zum Lernen. Ein Campus, der Räume auch für die Zeit zwischen den Lehrveranstaltungen bietet, ermöglicht es den Studierenden, sich gerne dort aufzuhalten und wirkt ihrer Vereinzelung und Nicht-Vernetzung entgegen.
Unter der Moderation von Johanna Helbing, Kommunikationsreferentin der Technischen Hochschule Lübeck, beleuchtet der Podcast von Lübeck hoch 3 einmal monatlich Themen der Forschung, Kultur und Gesellschaft. Geladen sind jeweils Vertreter*innen der drei am Projekt beteiligten Hochschulen (Musikhochschule Lübeck, Technische Hochschule Lübeck und Universität zu Lübeck) und je nach Thema ein*e Expert*in als Gast.
Der Podcast steht über die Website https://www.luebeckhoch3.de/podcast und alle gängigen Plattformen zum Abruf bereit. Die Folgen gehen jeweils mittwochs zur Monatsmitte online.
Wissenstransfer, wechselseitiger Dialog und neue Ideen – dafür steht Lübeck hoch 3. Den eigenen Podcast sehen die Initiatorinnen und Vertreter der drei Hochschulen als wichtigen Baustein, um den Diskurs mit der Gesellschaft über Wissenschaft und Kultur anzuregen.
Die Diskussionsrunde in Folge 37:
Martin Hundelt ist verantwortlicher Vizepräsident für die Lehre an der MHL. Er studierte Gesang bei Prof. Ute Niss an der musikhochschule Lübeck (MHL). Als Konzertsänger ist er im lyrischen Tenorfach tätig und trat bei nationalen und internationalen Festivals sowie in Rundfunk und Fernsehen auf. Als Opernsänger wirkte er in gut einem Dutzend Fachpartien mit (darunter als Mozarts Belmonte, Don Ottavio und Ferrando), unter anderem an der Wiener Kammeroper und am Hans-Otto-Theater Potsdam. Von 1993 bis 2012 unterrichtete er als Lehrbeauftragter an der Universität der Künste Berlin. Seit 2001 lehrt er Gesang und Fachdidaktik an der MHL.
Dr.-Ing. Jochen Abke ist seit dem Sommersemester 2022 Vizepräsident für Studium und Digitalisierung an der TH Lübeck (TH). Bevor er ins Präsidium der TH Lübeck gewählt wurde, setzte er sich fünfeinhalb Jahre als Prodekan und Beauftragter für die Lehre für den Fachbereich Elektrotechnik und Informatik ein. Der promovierte Elektrotechniker trieb mit Kolleg*innen die Digitalisierung der Lehre und der Lehrverwaltung voran. Als Vizepräsident für Studium und Digitalisierung hat Jochen Abke nicht nur die Weiterentwicklung von modernen Lehrkonzepten im Blick, sondern stärkt auch die Qualität des »Student life cycles«, zuletzt mit dem erfolgreich gestarteten Programm »Lübecker Orientierungssemester«, das jungen Menschen Orientierung bei der Studienwahl geben soll.
Prof. Enno Hartmann ist Naturwissenschaftler und seit 2008 Vizepräsident Lehre und Baubeauftragter an der Universität zu Lübeck (UzL). In diesem Kontext hat er das Wachstum des Campus und alle Chancen und Herausforderungen, die damit verbunden sind, im Blick.
Die Moderatorin Johanna Helbing ist seit Ende des Jahres 2021 Kommunikationsreferentin an der Technischen Hochschule Lübeck. Sie studierte Europäische Medienkultur an der Bauhaus-Universität in Weimar und Lyon und begleitet den Podcast im Redaktionsteam seit seiner Geburtsstunde im Mai 2021.
für die Ukraine