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Sonntag, 12.01.2020

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Studium generale: Thema Europa

Aminata Touré (Foto: Fenja Hardel)

Aminata Touré, Koloniale Kontinuitäten und Schwarzer Widerstand

Aminata Touré (Kiel) am 12. Februar im Studium generale der Universität (19:15 Uhr, Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Königstraße 42)

„In dem Vortrag werde ich über den Widerstand Schwarzer Menschen, die in Deutschland leben und Rassismus erfahren, sprechen", schreibt Aminata Touré, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages, in einer Ankündigung. "Es wird außerdem darum gehen, inwiefern kolonialistisches und rassistisches Denken nach wie vor in Deutschland vorhanden ist. Im Denken, im Handeln, in Institutionen.“

Aminata Touré wurde am 15. November 1992 in Neumünster geboren und wuchs dort auf. Ihre Eltern flohen im selben Jahr nach Deutschland. Die ersten fünf Jahre lebte Aminata gemeinsam mit ihrer Familie in einer Gemeinschaftsunterkunft im Stadtteil Faldera in Neumünster. Ihr Abitur absolvierte sie 2011 an der Gemeinschaftsschule Faldera. Im Anschluss studierte sie Politikwissenschaft und Französische Philologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und schloss das Studium 2016 mit dem Bachelor ab. Während ihres Studiums verbrachte sie 2013/14 ein Auslandssemester an der Universidad Complutense de Madrid.

Von 2014 bis 2017 arbeitete Aminata als studentische Hilfskraft, dann als persönliche Referentin/wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Bundestagsabgeordnete Luise Amtsberg, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Aminatas ehrenamtliches und politisches Engagement fing in der Schulzeit bei der Schülervertretung und als Schulsprecherin bei dem Projekt SORSMC – Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage an und setzte sich während ihres Studiums fort. Dort war sie Mitglied in der Fachschaft Romanistik/Anglistik. 2012 wurde sie Mitglied und Sprecherin der Grünen Jugend in Kiel. Im selben Jahr entschied sie sich auch bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mitglied zu werden. Nebenbei nahm sie auch an einem Lots*innenprojekt der Türkischen Gemeinde für Kinder mit Migrationshintergrund von jungen Menschen mit Migrationshintergrund teil. Von 2013 bis 2017 war sie Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Migration und Flucht. Von 2016 bis 2017 war sie Beisitzerin im Landesvorstand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Schleswig-Holstein.

Am 29. Juni 2017 rückte Aminata für Monika Heinold, die in der neuen Regierung Finanziministerin ist, in den schleswig-holsteinischen Landtag nach. Sie ist Sprecherin für Migration, Antirassismus, Frauen und Gleichstellung, Kinder und Jugend, sowie Queerpolitik. Sie ist stellvertretendes Mitglied des Innen- und Rechtsausschusses, Sozialausschusses und Petitionsausschusses des Landtages. Seit dem 28. August 2019 ist sie außerdem Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischen Landtages. Damit ist sie nun die erste afrodeutsche und jüngste Vizepräsidentin in Deutschland.

Thema "Europa" im Lübecker Studium generale

Was meinen wir, wenn wir von Europa sprechen? Europa kann nicht einfach als geographischer Raum beschrieben werden, der verschiedene Staaten, Sprachen und Völker umfasst. Es ist auch Konstrukt und Institution, Idee und jeweilige Wirklichkeit. Als Idee verkörpert Europa Hoffnungen, Werte und politische Vision, lässt aber auch einen Schriftsteller wie Stefan Zweig sinnieren, ob Europa eine Welt von gestern sei.

Einige kritisieren die wirklichkeitsformende Institution Europa als wirtschaftspolitisches Machtgefüge oder ökonomischen Zweckverein. Für Andere tritt Europa auf als identitärer Rückzugsort der "Europäer", das  sich mit Grenzregimen und Abschottungspolitik schützt. Gegenwärtig ist Europa in einer Situation der Krise und der Umbrüche, die die politische Ebene der Europäischen Union beunruhigen. Der Verweis auf einen "europäischen Wertehorizont" – Aufklärung, Pluralismus, Demokratie und Menschenrechte – soll die Suche nach kulturellen Gemeinsamkeiten stützen.

Das Konzept "Europa" wirft Fragen auf und fordert zum Perspektivwechsel heraus. Welchen Weg sollte "Europa" gehen? Wo liegen die Konfliktzonen? Wie wird Europa von anderen Orten aus gesehen? Am 6. November spricht Nilüfer Göle aus Paris über "Islam in Europe: Debating Norms in Public Life" (19:15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität, Königstraße 42).

An den Mittwochabenden zwischen den Vortragsterminen findet jeweils ein begleitendes Wahlpflichtseminar für Studierende statt.