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Forschungsziele

Refine

Stärkere Schonung für Tiere in der tierexperimentellen Forschung durch nicht-invasive Bildgebung PET/CT

Prof. Dr. Magdalena Rafecas
Institut für Medizintechnik

Bei der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) werden mit Hilfe extrem geringer Mengen radioaktiv markierter Substanzen (Radiopharmaka) und speziellen Detektoren Stoffwechselvorgänge im Inneren des Körpers sichtbar gemacht. Beim Menschen eignet sich dieses Verfahren der funktionellen Bildgebung zum Beispiel zur Früherkennung und Beurteilung von Krebs­erkrankungen, aber auch für die Einschätzung von neurodegenerativen Erkrankungen und Herzinfarkten.

Die PET gilt als Schlüsselverfahren für den Fortschritt der biomedizinischen Forschung, die Entwicklung neuer Pharmazeutika und die gezielte Grund­lagenforschung an der Schnittstelle zur medizinischen Anwendung (Translationale Medizin). Die Computertomografie (CT) ergänzt die PET auf optimale Weise, weil sich so molekulare Vorgänge anatomisch exakt lokalisieren lassen.

An der Universität zu Lübeck entsteht eine modernste wissenschaftliche Einrichtung für die vorklinische Nuklearbildgebung, das „Small Animal Imaging Lübeck“ (SAIL), die unter anderem PET- und CT-Möglichkeiten vorhält. Im Sinne des wissenschaftlichen Tierschutzes können so unter Vollnarkose Stoffwechselvorgänge von Labornagern (Mäuse, Ratten) ohne zusätzlich belastende, invasive Eingriffe sichtbar gemacht werden. Hierdurch wird es möglich, ein und dasselbe Tier mehrfach und schonend im PET/CT zu untersuchen und so Erkenntnisse über individuelle Verlaufsentwicklungen zu gewinnen, ohne dass zusätzliche Vergleichstiere zu verschiedenen Zeitpunkten eingesetzt werden müssten.

Während der Untersuchungs-Scans und danach bis zum Erwachen aus der Narkose wird das Tier überwacht. Anschließend verbleibt das Tier in einer angegliederten Tierhaltung, wo es fachkundig betreut wird, bis es an die jeweilige Forschungsgruppe zurückgegeben wird.

Nur die PET bietet das Potenzial, gleichzeitig 3D-Scans funktioneller Prozesse, dynamische Studien und quantitative Analysen ohne zusätzliche Eingriffe abzubilden, die mit anderen Bildgebungsverfahren erforderlich wären.

Als Naturwissenschaftlerin mit der Professur „Instrumentierung für die medizinische Bildgebung“ ist es mir dabei persönlich ein hohes Anliegen, mit der Einrichtung des „Small Animal Imaging Lübeck“ Alternativen bieten zu können, die neben einer geringeren Belastung der Tiere („Refine“) auch die Verringerung der benötigten Tierzahl („Reduce“) bei gleichzeitig erhöhtem Erkenntnisgewinn für ein Forschungsvorhaben bewirken.

Als Professorin am Institut für Medizintechnik der Universität zu Lübeck freue ich mich, mit diesem Bildgebungsangebot neue Forschungsansätze zu ermöglichen und der schon existierenden Spitzenforschung Schleswig-Holsteins in der Biomedizin weitere entscheidende Impulse geben zu können. Unsere neue Bildgebungseinheit wird im Rahmen des schleswig-holsteinischen Landesprogramms Wirtschaft und aus Mitteln der Europäischen Union für anwendungsorientierte Forschung, Innovationen und zukunftsfähige Technologien mit einem Finanzierungsanteil von 1,15 Millionen Euro gefördert.