Website
Aktuelles zur Forschung

Wirkmechanismus bei Blutkrebs aufgedeckt

Mittwoch, 07.05.2025

Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff, Direktor der Klinik für Hämatologie und Onkologie des UKSH, Campus Lübeck, und Professor der Universität zu Lübeck, und Dr. Sivahari Prasad Gorantla, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik, mit einem Gerät, das den molekularbiologischen Nachweis von Proteinen ermöglicht. (Bild: UKSH)

Forschungsteam der Universität zu Lübeck und des UKSH veröffentlichen Studie über die Ursache der unzureichenden Wirkung eines Blutkrebsmedikaments.

Bei bestimmten chronischen Blutkrebsarten vermehren sich die Blutzellen im Knochenmark unkontrolliert. Ein Wirkstoff lindert die Beschwerden von Patientinnen und Patienten, die an diesen sogenannten myeloproliferativen Neoplasien (MPN) leiden. Allerdings reduziert dieser Wirkstoff die Anzahl der Krebszellen nur begrenzt. Dieses Phänomen beschäftigt Forschende schon lange.

Prof. Dr. Nikolas von Bubnoff, Direktor der Klinik für Hämatologie und Onkologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck, und Professor der Universität zu Lübeck, und Dr. Sivahari Prasad Gorantla, wissenschaftlicher Mitarbeiter, haben nun gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Lübeck, München und Freiburg einen Mechanismus entschlüsselt, der dafür verantwortlich ist. Ihre Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Leukemia veröffentlicht.

Ungebremstes Wachstum der Blutzellen

Bei myeloproliferativen Neoplasien führen meist Veränderungen im Erbgut dazu, dass bestimmte Proteine, besonders das Enzym JAK2, das Wachstum der Blutzellen ungebremst vorantreiben. Der Wirkstoff Ruxolitinib heftet sich an das JAK2-Protein und schwächt so dieses Wachstumssignal ab.

Das Forschungsteam fand heraus, dass der Wirkstoff die Struktur des JAK2-Proteins so verändert, dass wichtige Bereiche im Inneren des Proteins, die normalerweise weitere Signale aussenden, versteckt werden. Die Proteine sind zwar inaktiv, aber diese wichtigen Bereiche bleiben sozusagen „eingeschaltet“. Wenn sich der Wirkstoff nun immer wieder kurz vom Protein löst, geben diese Bereiche sofort wieder Signale weiter und aktivieren krebsfördernde PIM-Kinasen. Dieser wiederholte Aktivierungseffekt der PIM-Kinasen kann die Krankheit weiter vorantreiben und erklärt, warum der Wirkstoff die Anzahl der erkrankten Zellen nur begrenzt reduziert.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Wirkstoffe, die PIM-Kinasen blockieren, diesen Mechanismus durchbrechen könnten. In Kombination mit JAK2-Hemmern könnten sie in Zukunft den Behandlungserfolg bei diesen Erkrankungen verbessern“, sagt Prof. von Bubnoff.

Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall

Zu den myeloproliferativen Neoplasien gehören seltene Blutkrebsarten, die zwar behandelt, aber noch nicht geheilt werden können. Betroffene haben ein höheres Risiko für Blutgerinnsel, die Blutgefäße verstopfen und zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Einige dieser Erkrankungen können sich zu einer akuten Leukämie entwickeln. Statistisch gesehen erhalten von 100.000 Menschen jährlich drei bis fünf die Diagnose MPN.

Prof. von Bubnoff und Dr. Gorantla erforschen, wie Blutkrebs entsteht und warum Medikamente manchmal nicht wirken. Ihr Ziel ist es, mit neuen Behandlungsansätzen die Therapie von Blutkrebs zu verbessern. Prof. von Bubnoff ist Vorstandsmitglied des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH), einem Zusammenschluss aller Krebsbehandlungseinrichtungen des UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck.

Originalpublikation