Website
Aktuelles
Mittwoch, 24.04.2019

Studium

Vitalzeit vor Ort - Wider das neue Rauchen

Studierende nehmen begeistert an Bewegungspausen in den Lehrveranstaltungen teil - Lernleistungen und Motivation gesteigert

„Sitzen ist das neue Rauchen“ lautet ein häufig gelesener Slogan in aktuellen, gesundheitsbezogenen Veröffentlichungen. An der Universität zu Lübeck werden Bewegungsimpulse gegen zu langes, gesundheitsschädliches Sitzen jetzt auch im Rahmen von Vorlesungen und Seminaren gesetzt. Initiator dieser „Vitalzeit vor Ort“ ist Prof. Dr. Edgar Voltmer, seit Februar Professor der Universität für Gesundheitsförderung in Studium und Beruf. In Kooperation mit Prof. Dr. Kerstin Lüdtke, der Leiterin des Studiengangs Physiotherapie der Universität, werden Bewegungspausen in ausgewählten Lehrveranstaltungen durch Physiotherapiestudierende angeleitet.

Im Rahmen ihrer Initiative „Gesunde Hochschule“ bietet die Universität die „Vitalzeit“ mit Bewegungspausen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits sehr erfolgreich seit über einem Jahr an zwei Tagen in der Woche an. Mit Beginn des Sommersemesters 2019 startet dieses Angebot jetzt auch in zunächst zwei Vorlesungen in Studiengängen der Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) und einem ganztägigen Kompaktseminar über eine Woche im Studiengang Medizin.

„Gerade für Studierende kommt zu dem gesundheitlichen Nutzen hinzu, dass Bewegung über die Aktivierung von Kreislauf und (Hirn-)Durchblutung die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit steigert“, sagt Prof. Edgar Voltmer. „Es konnte außerdem gezeigt werden, dass Bewegung die Anlage neuronaler Verknüpfungen fördert und das Belohnungssystem aktiviert - alles Prozesse, die die für die Studierenden wichtigen Lern- und Behaltensleistungen und die Motivation stützen.“

„Ich freue mich über die positive Stimmung während der Bewegungspause und habe durchaus den Eindruck, dass danach die Aufmerksamkeit der Zuhörer einen neuen Kick bekommen hat“, sagt der Studiengangsleiter der MINT-Sektion, Prof. Dr. Till Tantau.

Studierende der Physiotherapie leiten ihre MINT-Kommilitonen an


Eine Reihe von Untersuchungen weist darauf hin, dass die langen, ununterbrochenen Sitzzeiten, wie sie heute in den vorherrschenden Büroarbeitsplätzen, aber auch während eines Studiums üblich sind, der Gesundheit schaden. Die studienbezogen oder in der Freizeit verbrachten Sitzzeiten summieren sich schnell auf bis zu neun oder mehr Stunden täglich. Die Untersuchungen belegen, dass diese Sitzzeiten nicht vollständig durch sportliche Betätigung außerhalb von Arbeit oder Studium ausgeglichen werden können.

Erforderlich sind dagegen regelmäßige Unterbrechungen der Sitzzeiten mit einer aktiven Bewegungspause. Diese muss nicht lang sein, schon für wenige Minuten Bewegung nach je 30 bis 90 Minuten Sitzzeit konnten positive Effekte für die Gesundheit nachgewiesen werden.

Die Anleitung der aktiven Bewegungspause durch Studierende der Physiotherapie für Studierende der MINT-Fächer und in einer geplanten zweiten Phase auch der Medizin hat sich seit dem Start als zusätzlicher Motivationsfaktor erwiesen. „Es ist für uns eine total schöne Erfahrung zu sehen, wie das, was wir für die Anwendung bei Patienten lernen, auch in einer größeren Gruppe unserer Kommilitoninnen und Kommilitonen begeistert angenommen wird“, fassen Lotte Heimes und Abdallah Ahmed, die Physiotherapie im vierten Semester studieren, ihre Erfahrungen in der „Vitalzeit vor Ort“ zusammen.

„Für die Studierenden unseres Studiengangs Physiotherapie ist diese Initiative eine willkommene Erweiterung von Erfahrungen in Praxiseinsatzfeldern der zukünftigen Berufstätigkeit“, erläutert Prof. Kerstin Lüdtke.

Aus der Pilotdurchführung im Sommersemester sollen Erkenntnisse für eine Verstetigung des Angebots für weitere Lehrveranstaltungen gewonnen werden. „Es wäre schön, wenn es uns gelänge, dass jeder Dozierende oder auch studentische Kursgemeinschaften, die ebenfalls aktive Bewegungspausen in ihre Lehrveranstaltung integrieren wollen, dies über ein Buchungssystem, wie es an anderen Hochschulen bereits eingeführt ist, realisieren könnten,“ so Prof. Edgar Voltmer zu der Fortführung der Initiative.

Bewegungspausen in den Lehrveranstaltungen (Foto: René Kube / Universität zu Lübeck)