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Sonntag, 29.04.2012

Schülerakademie

Untersuchungen zum Schilfsterben an der Wakenitz

Schilfgürtel an der Wakenitz

Ein Kooperationsprojekt zwischen der Thomas-Mann-Schule Lübeck und dem Lübecker Offenen Labor (LOLA)

Schülerinnen und Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums in Lübeck untersuchen in einem mehrjährigen Projekt zusammen mit dem Lübecker Offenen Labor (LOLA) der Universität zu Lübeck das Schilfsterben in dem Fluss Wakenitz. Eine Zusammenstellung der bisher erhobenen Daten präsentierten sie im Rahmen von „Stadt der Wissenschaft 2012“ mit Vorträgen, einer Ausstellung und Demonstrationsversuchen am 11. Mai 2012 in der Thomas-Mann-Schule.

Bundesweit ist in den letzten Jahrzehnten ein deutlicher Rückgang vieler Schilfbestände zu beobachten, dessen Ursachen derzeit nicht endgültig geklärt sind. Dieses Phänomen betrifft auch mehrere Schilfgürtel im Bereich der Wakenitz, zum Beispiel diejenigen im Kleinen See und vor Eichholz. War der Schilfgürtel vor Eichholz 2003 noch durchgehend vorhanden, so bestand er im Jahr 2011 nur noch aus einzelnen Bulten. An anderen Wakenitzstandorten, etwa bei Absalonshorst, ist ein solcher Rückgang bisher nicht zu verzeichnen. Das gilt auch für den als Vergleichsstandort ausgewählten Röhrichtgürtel an der Badestelle Groß Sarau am Ratzeburger See.

Mit diesem heterogenen Erscheinungsbild sind die vier genannten Standorte ein hervor-ragendes Untersuchungsobjekt, um mögliche Ursachen für das Schilfsterben zu ermitteln und gleichzeitig Schülerinnen und Schüler der Oberstufe an naturwissenschaftliches Arbeiten heranzuführen.

Seit 2009 beschäftigen sich Schülergruppen der Thomas-Mann-Schule vor allem im Biologie- und Chemieunterricht mit dieser Fragestellung. Mehrmals pro Vegetationsperiode wird an jedem der vier Standorte die Morphologie von 50 Schilfhalmen dokumentiert. Parallel dazu werden Wasser und Sediment chemisch und physikalisch analysiert. Inzwischen ist in dem Projekt umfangreiches Datenmaterial zusammengetragen worden, das am Freitag analysiert, ausgewertet und grafisch dargestellt wird.

Der Leiter der Thomas-Mann-Schule, Oberstudiendirektor Peter Flittiger, begrüßte zu der Veranstaltung, Oberstudienrat Rolf Albert führte in das Thema ein („Untersuchungen zum Schilfsterben an der Wakenitz – Vom Wissen zum Handeln“), die Leiterin des LOLA, Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Bärbel Kunze, schilderte die Entstehungsgeschichte des Projekts und bewertete am Ende die bisherigen Untersuchungen.

Einzelne Aspekte und Ergebnisse der Projektarbeit stellten die Schülerinnen und Schüler Benjamin Hackert, Niklas Held, Merle Kolz, Johannes Staabs, Malte Bischoff, Patrick Tabbert, Felix Daetz, Fabian Katschewitz, Niklas Böhmke, Jano Kaltenbach und Ricarda Herrmann vor.

Eine Besonderheit des Schilfrohrs stellt seine überwiegend ungeschlechtliche Vermehrungsweise dar, was zur weitgehenden genetischen Homogenität innerhalb eines Bestandes führt. Um der Frage nachzugehen, ob das unterschiedliche Wachstumsverhalten der verschiedenen Bestände möglicherweise genetisch verursacht ist, wurden im Rahmen einer Summerschool im Lübecker offenen Labor mit Hilfe des molekularbiologischen Verfahrens der PCR (Polymerase-Kettenreaktion) genetische Fingerabdrücke der Schilfpopulationen erstellt.

Es ist durch die Untersuchung verschiedener genetischer Marker inzwischen möglich, alle vier Standorte genetisch zu unterscheiden. Dies eröffnet die Möglichkeit, künftig einzelne Schilfsprossen (Rhizome) zu verpflanzen und deren individuelles Wachstum am neuen Standort, unter veränderten Bedingungen, zu dokumentieren.

Durch die Kombination von ökologischen Techniken (durchgeführt an der Schule) mit molekulargenetischen Techniken (durchgeführt an der Universität) steht ein ungewöhnlich breites Untersuchungsspektrum zur Verfügung. Das Projekt wird durch die Possehl-Stiftung Lübeck gefördert.

Summerschool im Lübecker Offenen Labor (Fotos: Jörg Clement)

Untersuchung verpflanzter Schilfsprossen (Foto: Rolf Albert)

Präsentation im Naturkundemuseum 2010 (Foto: Thomas-Mann-Schule)