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Freitag, 14.02.2020

Forschung

Unterstützung vor Eintritt einer Erwerbsminderung

Auftakttreffen der AktiFAME-Partner in Lübeck (v.l.): Jürgen Bischoff (Brücke SH), Andreas Kröger (Berufsförderungswerk Stralsund), Vera Kleineke, Nathalie Glaser-Möller (beide DRV Nord), Heinke Schroeder (Brücke SH), Katja Spanier und Matthias Bethge (beide Universität zu Lübeck; Foto: DRV)

Modellprojekt AktiFAME der Rentenversicherung zusammen mit der Universität zu Lübeck gestartet

Die Deutsche Rentenversicherung Nord (DRV Nord), die Universität zu Lübeck, die Brücke Schleswig-Holstein und das Berufsförderungswerk Stralsund haben ein Modellprojekt gestartet, um Personen mit einem hohen Risiko einer Erwerbsminderung zu unterstützen. Das auf fünf Jahre ausgelegte Projekt für Personen aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen des Bundesprogramms rehapro mit knapp 2,2 Millionen Euro gefördert.

„Mit AktiFAME wollen wir neue Wege gehen, um Menschen mit gesundheitlichen Problemen die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen“, sagt Prof. Matthias Bethge von der Universität zu Lübeck. „Dazu werden wir in den nächsten Jahren rund 1500 Versicherte ansprechen und Unterstützung anbieten.“ Der Leiter der Sektion Rehabilitation und Arbeit am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie an der Universität zu Lübeck wird das Vorhaben wissenschaftlich begleiten.

Die DRV Nord wird in dem Modellvorhaben namens AktiFAME erstmals aktiv auf Personen mit hohem Risiko einer erwerbsminderungsbedingten Berentung zugehen und ihnen ein individuelles Fallmanagement anbieten. Dafür werden die Versichertendaten nach bestimmten Kriterien gefiltert. Anzeichen für ein erhöhtes Risiko sind beispielsweise hohe Krankheits- und Ausfallzeiten im Berufsleben. Oftmals spielen zudem psychische Erkrankungen direkt oder als Begleiterkrankung eine Rolle bei einer Erwerbsminderung.

„Wir wissen, dass die Chancen einer Rückkehr ins Erwerbsleben sehr gering sind, wenn ein Antrag auf Erwerbsminderungsrente bereits vorliegt. Durch die automatisierte Risikoanalyse können wir jedoch die Versicherten erkennen, bei denen eine Erwerbsminderung droht.“, sagt Dr. Nathalie Glaser-Möller von der DRV Nord. „Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass diese Versicherten meist vielen psychosozialen Belastungen ausgesetzt sind, jedoch ohne Unterstützung es nicht schaffen, die Hilfsangebote insbesondere der Sozialleistungsträger wie eine medizinische Rehabilitation in Anspruch zu nehmen.“ Durch die rechtzeitige Inanspruchnahme solcher Leistungen sollen die Chancen einer erfolgreichen beruflichen Wiedereingliederung steigen. Die Teilnahme am Programm ist freiwillig.

In einem individuellen und bedarfsorientierten Fallmanagement werden nach einem Erstgespräch Hindernisse einer nachhaltigen Integration in den Arbeitsmarkt analysiert und gemeinsam abgestimmte Lösungswege entwickelt. Die Brücke Schleswig-Holstein und das Berufsförderungswerk Stralsund sind Kooperationspartner und für das Fallmanagement zuständig. Dies kann bis zu 50 Stunden umfassen.

Innerhalb des Bundesprogramms rehapro stellt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bis 2026 insgesamt rund eine Milliarde Euro zur Verfügung. Die einzelnen Modellprojekte können bis zu fünf Jahre gefördert werden.