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Mittwoch, 14.05.2014

Forschung

Tagung zur Psychologischen Schmerztherapie in Lübeck

Nur komplexe Diagnostik und Therapie erlauben eine dauerhafte Schmerzlinderung und Reintegration in den Alltag

Die 16. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologische Schmerztherapie und –forschung (DGPSF) findet am 24.-25. Mai 2014 in Lübeck statt und wird von der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Lübeck (Direktorin: Prof. Dr. med. C. Nau) ausgerichtet. Die wissenschaftliche Leitung und Organisation der Tagung hat Prof. Dr. Michael Hüppe, der leitende Diplompsychologe der Klinik.

Auf der Jahrestagung werden von ausgewiesenen Experten neueste Kenntnisse zu Schmerzstörungen aus psychologischer Sicht referiert und Befunde aktueller Forschungsprojekte vorgestellt. Weitere Tagungsinformationen finden sich unter www.dgpsf.de

Die DGPSF ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der in der Prävention, Diagnostik und Therapie chronischer Schmerzzustände tätigen Psychologen. Die DGPSF wurde 1997 gegründet. Mit der Gründung reagierten psychologische Schmerzexperten auf die zunehmende Bedeutung psychologischer Erkenntnisse für die Lösung der durch den chronischen Schmerz aufgeworfenen persönlichen und gesellschaftlichen Probleme. Psychologische Diagnose- und Behandlungsverfahren sind inzwischen für viele Patientengruppen und Versorgungswege selbstverständlich.

Schmerzen kommt eine führende Rolle in Krankheitsstatistiken zu. Jeder 6. Erwachsene in Deutschland hat chronische Schmerzen (z.B. andauernde Rückenschmerzen, starke Schmerzen der Gelenke, häufige Kopfschmerzen). Dies sind Erkrankungen, bei denen der Schmerz seine Warnfunktion verloren und einen selbstständigen Krankheitswert erlangt hat. Es ist ein Merkmal chronischer Schmerzen, dass sie mit Beeinträchtigungen in privaten und beruflichen Aktivitäten einher gehen. Mit fortschreitender Chronizität sind sie mit niedergeschlagener Stimmung und Ängsten verbunden. Typisch ist auch, dass bei vielen Menschen mit chronischen Schmerzen der Schlaf gestört ist, die notwendige Erholung durch den Nachtschlaf findet nicht oder nur unzureichend statt.

Schmerzen nehmen eine vordere Stellung in Statistiken zu Fehlzeiten, Krankschreibungen und Frühberentungen ein. Die durch Fehltage und medizinische Behandlung verursachten ökonomischen Folgekosten sind außerordentlich hoch. Sie betragen in Deutschland mehr als 20 Mrd. EUR im Jahr.

Prof. Dr. M. Hüppe erläutert, dass die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen aufwändig ist. Nur komplexe diagnostische und therapeutische Maßnahmen von speziell ausgebildeten Psychologen (Psychologische Psychotherapeuten mit Weiterqualifikation in Schmerzpsychotherapie), Fachärzten mit Zusatzausbildung in „Spezieller Schmerztherapie“ und Physiotherapeuten erlauben eine dauerhafte Schmerzlinderung und Reintegration in den Alltag. Deshalb wird an der Schmerzambulanz der Klinik für Anästhesiologie bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen besonderer Wert auf eine enge diagnostische und therapeutische Zusammenarbeit der genannten Berufsgruppen gelegt. In Lübeck gibt es gegenwärtig nur 2 Psychologische Psychotherapeuten mit einer Weiterqualifikation in Schmerzpsychotherapie. „Wir hoffen sehr, dass sich diese Anzahl zukünftig erhöht, um dem Bedarf der an chronischen Schmerzen leidenden Patienten etwas gerechter werden zu können. Gegenwärtig müssen wir ein deutliches psychotherapeutisches Versorgungsdefizit für Menschen mit chronischen Schmerzen feststellen“, so Prof. Hüppe.