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Dienstag, 06.09.2011

Forschung

Systembiologie: Weltbekannter Netzwerkforscher in Lübeck

Prof. Albert-László Barabási spricht am Freitag über Netzwerkanalysen in der medizinischen Forschung und Diagnostik

Hochgradige Vernetzung, sein Forschungsthema, zeichnet auch ihn selbst persönlich aus: Prof. Albert-László Barabási, ungarischer Physiker, Professor in Boston, ist auf der derzeit stattfindenden Baltic Autumn School zur Systembiologie an der Universität Lübeck zu Gast. Am Freitag, dem 9. September, spricht er in einem öffentlichen Vortrag über „Network Medicine: From Cellular Networks to the Human Diseasome“ (14.30 Uhr, Media Docks, Eingang B).

Prof. Albert-László Barabási, 1967 in Cârța (Rumänien) geboren, forscht und lehrt an der Northeastern University in Boston. Durch seine Arbeiten zum Wachstum rauer Oberflächen war er schon eine international anerkannte Kapazität, als er 1999 mit der Schlüsselentdeckung des so genannten skalenfreien Graphen die Zufallsgraphentheorie revolutionierte.

Biologische Regulationsnetzwerke, ebenso aber soziale Netzwerke, das Internet oder das weltweite Flugliniennetz, zeigen eine gleichartige Vernetzungsstruktur mit einigen hoch vernetzten Knoten. Unsere Regulationsnetzwerke im Körper haben also, um in diesem Bild zu bleiben, einige Großflughäfen, viele Regionalflughäfen, aber überraschend wenig mittelgroße Knoten.

Das Verständnis solcher Netzwerke hat die Systembiologie, also die Modellierung biologischer Funktionen bis hinunter zur Nanoskala, entscheidend beflügelt. In seinem Kolloquiumsvortrag am Freitag erläutert Barabási, wie solche Netzwerkanalysen heute schon Einzug in die medizinische Forschung und Diagnostik halten (Vortragssprache: Englisch).

Albert-László Barabási studierte Physik und Ingenieurswesen in Rumänien und Ungarn, bevor er in die USA zog und 1994 an der Boston University promoviert wurde. Nach einem einjährigen Post Doc am Thomas J. Watson Research Center wechselte er an die University of Notre Dame in South Bend, Indiana und wurde dort 2000 zum Professor berufen. Von 2005 bis 2006 war er als Gastprofessor an der Harvard University tätig und wechselte 2007 an die Northeastern University.

Barabásis wichtigster Beitrag ist die Einführung der Theorie skalenfreier Netzwerke im Rahmen der Netzwerkforschung, die er, in Zusammenarbeit mit Forschern aus den Bereichen der Physik, Mathematik und Informatik, seit Anfang der 1990er Jahre vorantreibt. Im Rahmen dieser Arbeit untersucht er unter anderem die komplexen Strukturen sozialer Netzwerke (u.a. epidemiologische Untersuchung von AIDS aber auch die Funktion von Terrornetzwerken), des World Wide Webs und biologischer Zellen. Breit rezipiert wird besonders seine Theorie über die bevorzugte Bindung (preferential attachment) neuer Knoten an bereits gut vernetzte Teilnehmer (sogenannte hubs) in einem Netzwerk.

Prof. Barabási ist einer der international führenden Teilnehmer an der 2nd Baltic Autumn School und des Workshops on Systems Biology, die vom 5. bis 9. September 2011 von der Graduiertenschule „Informatik in Medizin und Lebenswissenschaften“ und dem Institut für Neuro- und Bioinformatik der Universität zu Lübeck veranstaltet werden.

Das vollständige Programm und alle Informationen zur Autumn School im Internet: www.inb.uni-luebeck.de/~as11

Prof. Albert-László Barabási