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Freitag, 27.10.2017

Pressemitteilung

Studium generale über den Zustand des Öffentlichen

Die Veranstaltungsreihe der Universität zu Lübeck diskutiert im Wintersemester aktuelle Fragen von breitem gesellschaftlichem Interesse

„Kollaps des Öffentlichen?“ ist das Thema des nächsten Studium generale der Universität zu Lübeck. Die Veranstaltungsreihe spricht damit im Wintersemester 2017/18 aktuelle Fragen an, die von breitem gesellschaftlichem Interesse sind. Sie richtet sich an die Studierenden und alle Mitglieder der Universität ebenso wie an das öffentliche Publikum.

Der erste Vortrags- und Diskussionsabend ist am 2. November. Prof. Roberto Nigro aus Lüneburg spricht über „Die Erfindung des Gemeinsamen: Zur Kritik des Privaten und des Öffentlichen“ (19:15 Uhr, Audimax, Mönkhofer Weg 245). Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Zur Einführung in das Thema und die Zielsetzungen des Studium generale fand am 30. Oktober 2017 ein Pressegespräch im Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität statt. Zugleich wurde das soeben erschienene Buch „Islam in europäischer Kultur“ vorgestellt, das die Themenreihe des Studium Generale aus dem Sommersemester des vergangenen Jahres dokumentiert. Es nahmen teil: Prof. Christoph Rehmann-Sutter, Prof. Christina Schües und Dr. Birgit Stammberger.

An den bereits genannten Eröffnungsvortrag schließen sich im Studium generale des Wintersemesters die folgenden Themenabende an: „Die ‚Eliten‘, das ‚Establishment‘ und das ‚Volk‘: Identitätspolitik und Öffentlichkeit“ (Prof. Ruth Wodak aus Wien und Lancaster am 14. Dezember), „Wachablösung. Wenn Transparenz Öffentlichkeit ersetzt“ (Prof. Emmanuel Alloa aus St. Gallen am 25. Januar) und „Wie echt ist Öffentlichkeit?“ (Prof. Simone Dietz aus Düsseldorf am 1. Februar).

Social-Media-Kanäle und neue Kommunikationstechnologien lassen die vertrauten gesellschaftlichen und politischen Ordnungskategorien verschwimmen: Das Private wird öffentlich, das Öffentliche wird privat. Die Tatsache wird zur Meinung, die Meinung zum alternativen Fakt. Handlungs- und Normbereiche unterliegen einem Wandel, Verhaltensweisen ändern sich, Politik tritt in neuem Gewand auf. Talkshows, Twitter, Selfie-Stick befeuern die Medialisierung des Privaten in einem Kampf um Sichtbarkeit. Eine wirtschaftliche und staatliche Big Data-Sammelwut durchdringt unsere Lebensbereiche, die zu schützen vielleicht viele Menschen gar nicht mehr beanspruchen.

Das Öffentliche, traditionell Schauplatz von demokratischer Politik und gesellschaftlicher Ordnung, wird zur Arena von unterschiedlichen Spielarten des Populismus, von Selbstinszenierung und Wut. Erregungswellen, pöbelnde Twitter-Nachrichten und Fake News verdunkeln das Licht der Öffentlichkeit und ersetzen die politische Auseinandersetzung.

Demokratie braucht die Öffentlichkeit und die Partizipation der Bürgerinnen und Bürger. Eine Politik - so bereits Sokrates - ist ihrer nur würdig, wenn sie wahrhaft öffentlich ist. Die Vorträge des diesjährigen Studium Generale möchten der Frage nach dem Verbleib der politischen Öffentlichkeit nachgehen: Was ist wann sichtbar für wen, was entzieht sich der Sichtbarkeit? Retten Volksentscheide und Bürgerbefragungen die Demokratie? Wie demokratisch wird in der Öffentlichkeit verhandelt? Wer oder was ist eigentlich „Gegenöffentlichkeit“? Vom linken Ideal zum rechten Pöbel.