Website
Aktuelles
Dienstag, 02.07.2019

Personalie

Prof. Kristina Kusche-Vihrog stellte sich als neue Direktorin der Physiologie vor

Organ Crosstalk: Endlich ein wirklich interdisziplinäres Vorgehen durchsetzen - Physiologie als ein zentrales Kernfach der medizinischen Ausbildung

Mit ihrer Antrittsvorlesung „Touching cells – Von den mechanischen Eigenschaften lebender Zellen“ stellte sich  Prof. Dr. Kristina Kusche-Vihrog am 2. Juli an der Universität offiziell vor. Sie ist seit August vergangenen Jahres Direktorin des Instituts für Physiologie.

In der Vorlesung erläuterte Prof. Kusche-Vihrog die Grundprinzipien und das klinische Potential der Untersuchung nanomechanischer Eigenschaften von lebenden Endothelzellen. Sie bilden nicht nur eine intelligente Barriere zwischen Blut und Körperzellen, sondern tragen entscheidend zur Regulation von Blutgerinnung und Blutdruck bei. Dabei reagieren sie flexibel auf veränderte Blutströmung und Druckverhältnisse und setzen vasoaktive Substanzen frei. Um diese Aufgabe überhaupt ausfüllen zu können, dürfen Endothelzellen keine starren Gebilde sein, sondern müssen eine hohe funktionelle Plastizität aufweisen. Die von den Endothelzellen detektierten Veränderungen ihrer Oberfläche werden in biochemische Signale übersetzt und ins Zellinnere weitergeleitet. Dem physiologisch bedeutungsvollen und steten Wechsel zwischen einer „weichen“ und „starren“ Zelloberfläche liegen komplexe und äußerst dynamische Prozesse zugrunde.

Während der letzten Jahre konnten biophysikalische Methoden entwickelt werden, die eine exakte Messung der mechanischen Eigenschaften von lebenden Zellen und Molekülen ermöglichen. Die Veränderungen der Zelloberfläche können unter anderem mit der Atomic Force Microscopy untersucht werden, einer Methode, bei der die Oberfläche von Zellen abgetastet oder die Kraft zwischen zwei interagierenden Zellen quantifiziert wird. Die Forschungen unter Leitung von Prof. Kusche-Vihrog widmen sich der Untersuchung des diesen Veränderungen der endothelialen Nanomechanik zugrundeliegenden Mechanismus. Der translationale Forschungsansatz ist hierbei von großer Bedeutung.

Interesse an medizinisch anwendungsbezogener Forschung

Prof. Dr. rer. nat. Kristina Kusche-Vihrog, 1972 in Waiblingen in Baden-Württemberg geboren, studierte sie Biologie in Mainz und in Umeå, Schweden. Sie promovierte 2001 in Mainz, war wissenschaftliche Assistentin in Münster mit einem Forschungsaufenthalt an der Universitè de Montréal, Kanada, und habilitierte sich 2013 für das Fach Physiologie.

Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten der endothelialen Dysfunktion als Wegbereiter für Hypertonie und vaskuläre Erkrankungen, der Nanomechanik von zellulären Oberflächen und der biophysikalische Methoden in der medizinischen Grundlagenforschung und Diagnostik. Prof. Kusche-Vihrog ist im Vorstand der Deutschen Hochdruckliga. 2018 wurde sie mit dem Preis für Hypertonie-Forschung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie ausgezeichnet.

Ihr wissenschaftlicher Weg hat sie von einer zunächst zoologisch ausgerichteten Thematik über die Tier- zur Humanphysiologie geführt. Geschuldet ist dies ihrem zunehmenden Interesse an medizinisch anwendungsbezogener Forschung. Krankheiten zu verstehen, Therapieansätze zu entdecken und in tatsächlichem Sinne translational zu arbeiten, treibt sie an. Warum entwickeln bestimmte Menschen eine Hypertonie und andere nicht? Welche Komponenten können ausschlaggebend sein?

Sie geht dabei besonders dem Einfluss von Entzündungsprozessen und den Wirkungen des Immunsystems nach. Entscheidend für weitere Forschungserfolge ist ihrer Überzeugung nach, dass sich endlich ein wirklich interdisziplinäres Vorgehen durchsetzt und das komplexe Zusammenspiel der Organe in seiner Gesamtheit („organ crosstalk“) in den Blick genommen wird.

Die Position als Direktorin des Lübecker Instituts für Physiologie hat sie mit großer Freude übernommen und sieht sich in einem ausgesprochen guten und fruchtbaren fachlichen Umfeld. Die Physiologie ist für sie ein zentrales Kernfach der medizinischen Ausbildung, eine hohe Qualität in der Lehre empfindet sie als verpflichtend.

Prof. Kusche-Vihrog hat zwei Kinder im Alter von acht und elf Jahren.

Prof. Dr. Kristina Kusche-Vihrog im Anschluss an ihre Antrittsvorlesung mit dem Vizepräsidenten Medizin der Universität zu Lübeck, Prof. Dr. Christopher Baum (Foto: René Kube / Universität zu Lübeck)