Website
Aktuelles
Donnerstag, 09.01.2020

Forschung

ParkProTrain: Parkinson-Patienten trainieren mithilfe einer Bewegungs-App

Ein Patient startet eine Trainingseinheit auf dem Tablet (Quelle: Bastian Schmeier, IMIS)

Studie der Lübecker Universitätsinstitute für Sozialmedizin und Epidemiologie, für Multimediale und Interaktive Systeme und für Telematik zusammen mit dem Neurologischen Zentrum der Segeberger Kliniken

In der Fachklinik für Parkinson und Bewegungsstörungen des Neurologischen Zentrums in Bad Segeberg wird zurzeit in Kooperation mit der Universität zu Lübeck eine Studie durchgeführt, in der die Nutzung eines individualisierten Trainingsprogrammes für Parkinson-Patienten evaluiert wird.

Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen in Deutschland. Betroffene leiden unter einer Vielzahl motorischer und nicht-motorischer Symptome. Physiotherapeutische Anwendungen sind ein wesentlicher Baustein in der multidisziplinären Therapie von Parkinson-Patienten. So werden Betroffene während einer zumeist dreiwöchigen stationären Parkinson-Komplexbehandlung angeleitet, körperlich aktiv zu bleiben. Nach Entlassung aus der Klinik fehlt es in der Häuslichkeit zumeist jedoch an Strukturen und persönlicher Unterstützung, so dass Effekte der Komplexbehandlung häufig nicht nachhaltig in den Alltag integriert werden können.

Mit der Studie „ParkProTrain“ soll nun erreicht werden, dass die Patienten nach Beendigung ihrer Komplexbehandlung Hilfen an die Hand bekommen, weiterhin körperlich aktiv zu bleiben. Die Studienteilnehmer erhalten zu diesem Zweck ein Tablet, das mit einem videobasierten Trainingsprogramm ausgestattet ist. Der Umgang mit dem Trainingsprogramm wird in der Klinik vermittelt. Die behandelnde Physiotherapeutin erstellt einen individuellen Trainingsplan, der in der Studie laufend auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten angepasst wird. So trainieren die Probanden über einen Zeitraum von neun Monaten mehrmals pro Woche mit der App. Die Videos helfen dabei, die Übungen in Erinnerung zu rufen und unterstützen bei der korrekten Ausführung. Es wird erwartet, dass dies unter anderem positive Effekte auf die Lebensqualität und soziale Teilhabe der Betroffenen hat. Entsprechend äußert ein Teilnehmer zur Nutzung der App: „Ich verspreche mir davon, dass ich auch dadurch nicht von 100% auf 0 wieder herunterfahre, sondern durch das Programm auf jeden Fall ein bisschen aktiv bleibe.“

Es trainieren bereits fast 50 Patienten mit dem Trainingsprogramm zu Hause – bis März 2020 werden noch weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer für die Studie gesucht. „Um entscheiden zu können, ob es als neue Versorgungsform umsetzbar ist, müssen wir Parkinson-Patienten, die die bisherige ambulante Standardversorgung erhalten, mit denen vergleichen, die dieses digitale Programm durchlaufen“, erklärt Prof. Dr. Björn Hauptmann, Chefarzt Parkinson und Bewegungsstörungen. „ParkProTrain“ läuft bis Ende Mai 2021.

Für weitere allgemeine Informationen zur Studie stehen Frau Lynn Jacken (Tel. 0451 500 51239), Universität zu Lübeck oder zur Durchführung der Studie in der Fachklinik Frau Ann-Kristin Hoffmann (Tel. 04551 802 6983) Neurologisches Zentrum, gerne zur Verfügung.

ParkProTrain wird aus Mitteln des Innovationsfonds (G-BA) gefördert. Folgenden Institutionen der Universität zu Lübeck sind an der Studie beteiligt: Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Prof. Dr. Ruth Deck; Institut für Multimediale und Interaktive Systeme, Prof. Dr. Nicole Jochems; Institut für Telematik, Prof. Dr. Andreas Schrader, und die Segeberger Kliniken, Neurologisches Zentrum, Prof. Dr. Björn Hauptmann.

Physiotherapeutin Ann-Kristin Hoffmann (rechts) spricht mit einer Patientin über ihren Trainingsplan