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Freitag, 29.10.1999

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Otto-Roth-Preis 1999 an Dr. Heiko Bönisch

Biochemische Untersuchungen zur atomaren Proteinstruktur extremophiler Mikroorganismen

Dr. rer. nat. Heiko Bönisch erhält den Professor-Otto-Roth-Preis 1999. Der mit 5000 Mark dotierte Preis wird Dr. Bönisch am Mittwoch, dem 3. November 1999, vom Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Medizinischen Universität zu Lübeck, Dr. Dietrich Schulz, in einer Feierstunde überreicht (Hogehus, Koberg, 19 Uhr). Dr. Bönisch erhält den Roth-Preis für seine Untersuchungen zur atomaren Proteinstruktur extremophiler Mikroorganismen. Es handelt sich dabei um Organismen, die unter extrem lebensfeindlichen Bedingungen leben. Dies können Temperaturen nahe dem Siedepunkt des Wassers sein, zum Beispiel in vulkanischen Quellen oder unterseeischen Vulkanen, aber ebenso extrem saure oder alkalische Gewässer, etwa die Soda-Seen Zentralafrikas. Solche Mikroorganismen liefern Enzyme, die für moderne biotechnische Verfahren von größtem Wert sind, etwa für die Papierherstellung, die Abwasserbiologie, für Recycling-Prozesse und für die Nahrungsmittelindustrie, aber beispielsweise auch für die Genanalyse ("genetischer Fingerabdruck").

Die Aufklärung des atomaren Aufbaus solcher temperaturbeständiger Eiweiße ist wissenschaftlich deshalb sehr interessant, weil sich damit eventuell auch andere technisch einsetzbare Enzyme gezielt so verändern ließen, dass sie ebenfalls in Hochtemperaturprozessen einsetzbar wären.

Dr. Bönisch ist es im Rahmen seiner Lübecker Dissertation gelungen, eines der Enzyme des hyperthermophilen Bakteriums Sulfolobus acidocaldarius zu kristallisieren. Die Kristallisation ist die zuverlässigste, aber besonders bei großen Eiweißmolekülen auch schwierigste Methode, mit Hilfe der Röntgenstrahlbeugung die atomare Struktur zu bestimmen. Die Arbeit wurde mit der Bestnote "summa cum laude" bewertet. Doktorvater ist der Direktor des Instituts für Biochemie der MUL, Prof. Dr. rer. nat. Günter Schäfer.

Am Lübecker Institut wird die Kristallisation thermostabiler Eiweißstoffe fortgeführt. Auch Dr. Bönisch widmet sich weiterhin ganz der Proteinkristallografie - mittlerweile am renommierten Karolinska Institut in Stockholm.

Die Gesellschaft der Freunde und Förderer der MUL vergibt den Otto-Roth-Preis einmal im Jahr für eine wissenschaftlich herausragende Doktorarbeit aus Lübeck. Der Namenspatron des Preises ist Professor Otto Roth, der erste Fachchirurg in Lübeck. Von 1897 bis 1933 leitete er die Chirurgische Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus der Hansestadt. Zusammen mit Heinrich Dräger entwickelte er den weltbekannten Roth-Drägerschen Narkoseapparat, der am Beginn der modernen Beatmungstechnik steht.

Im Anschluß an die Preisverleihung hält Priv.-Doz. Dr. med. rer. nat. Ulrich Zähringer aus der Abteilung Immunchemie und Biochemische Mikrobiologie des mit der MUL durch Kooperationsvertrag verbundenen Forschungszentrums Borstel einen Vortrag über das Thema "Von Menschen und Mikroorganismen - Fluch und Faszination der Bakterienwelt". Gäste sind herzlich willkommen.