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Dienstag, 13.12.2022

Veranstaltungen

Mut zu mehr "dennoch"

LH3-Abend im Lübecker Theater mit Stargast Nora Bossong

Ein Abend der Ideen, Anstöße und Inspiration war es für die rund 200 Gäste, die auf Einladung der drei Lübecker Hochschulen gestern Abend ins Lübecker Theater gekommen waren. Mut zur Veränderung und Engagement für unsere Gesellschaft waren die Themen, die aus zahlreichen Blickwinkeln betrachtet wurden und zu Lübeck Hoch 3 passen: gefördert von der Possehl-Stiftung lädt LH3 zum Mitmachen und Vernetzen ein und hat schon viele neue Ideen umgesetzt, die immer mindestens zwei Hochschulen miteinander verbinden.  LH3 - das sei ein Konzept, das ihm gefalle, betonte auch der neue Theaterchef Caspar Sawade direkt zu Beginn. "Aber das Theater ist das vierte Rad am Lübeck-hoch-drei-Wagen", fügte er hinzu. 

Stargast des Abends war die Schriftstellerin Nora Bossong, die Gedanken zur Generationengerechtigkeit in den Raum stellte. Das Versprechen für Aufstieg gelte für ihre eigene Generation nicht mehr in Gänze, stellte sie fest. "Und die Klimafrage zerreißt die Generation." Während die feststellte, dass viele junge Erwachsene radikaler seien als ihre eigene Generation der heute etwa 40-Jährigen, könne sich auch nicht jede oder jeder das Engagement für die Gesellschaft leisten, sagte Bossong. Es sei daher auch eine wichtige Aufgabe der Hochschulen, Partizipation zu fördern und sich für einen leichten Zugang zu Bildung und Studium einzusetzen, erinnerte die Schriftstellerin. Auch die Unterstützung geflüchteter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Ukraine oder Russland sei eine große Aufgabe, vor der die Hochschulen in den nächsten Jahren stünden.

Impulsvortrag und Lesung von Nora Bossong

Nach ihrer Lesung aus ihrem neuen Buch „Die Geschmeidigen“ schloss Bossong mit dem Wunsch, mehr Mut zum "dennoch" zu haben, zu hinterfragen und sich einzusetzen wann immer es einem möglich sei. Abgerundet wurde dieser Gedanke durch eine anschließende Songreise durch die 80er und 90er Jahre, gesungen von der Theaterschauspielerin und Sängerin Sara Wortmann, die auf dem Klavier von Anna Bertram begleitet wurde. Sie nahmen die Gäste mit auf eine Reise in vergangene Jahrzehnte und stellten dabei die Frage, warum Themen wie Krieg und Hass noch immer Teil unseres Alltages sein müssten.  Emotionaler Höhepunkt: die Interpretation des Welthits Zombie von The Cranberries, mit dem Sara Wortmann eindrucksvoll die Frage in den Raum stellte, warum Menschen zu Krieg fähig sind.

Wie passend, dass es in einer anschließenden Gesprächsrunde auf der Bühne, moderiert von Helena Sattler, zunächst um die Frage ging, warum es so einfach ist, Fehler bei anderen zu sehen und eigene Gewohnheiten dennoch so schwer ändern zu können.

Podiumsdiskussion mit engagierten Gästen

Inspirierend war es dabei, zu erleben, welch vielschichtiges Engagement es doch auch in Lübeck zu bestaunen gibt: Zu Wort kam beispielsweise Hans-Peter Grobbel, Gründer von Victor e.V., der sich mit seiner Initiative dafür einsetzt, Engagement zu vereinen und sichtbar zu machen. Aktuell sind 44 Initiativen auf Victor-luebeck.de vereint, die eines gemeinsam hätten, betonte er: die Offenheit, voneinander zu lernen.

Um das Lernen und darum, Scheu vor Hochschulen abzubauen, ging es auch im Gespräch mit Prof. Jürgen Tchorz, Leiter des Juniorcampus der TH Lübeck: Menschen für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern sei erfüllend, berichtete er. Auch Annika Woydack, Landesjugendpastorin der Nordkirche, betonte noch einmal, wie wichtig es sei, schon die Jüngsten in ihrem Tun zu bestärken: "Wenn junge Menschen das Gefühl haben etwas zu bewirken, dann übernehmen sie Verantwortung." Bestätigt wurde dieser Eindruck auch von Prof. Dr. Annette Ziegenmeyer, Professorin für Musikpädagogik an der MHL, die auch von ihrer Arbeit im Strafvollzug berichtete und erzählte, dass viele Kinder und Jugendliche zu wenig Liebe erfahren haben und dadurch unsichtbar werden. Sie und ihre Geschichten sichtbar zu machen, sei eine der herausforderndsten Aufgaben der Pädagoginnen und Pädagogen heutzutage, sagte Ziegenmeyer. 

Wer spätestens durch diesen Abend im Lübecker Theater dazu ermutigt wurde, eigene Ideen einzureichen und umzusetzen, ist bei LH3 genau richtig: Ideen für ein Projekt zu Wissenschaft und Kultur können jederzeit eingereicht werden unter 

www.luebeckhoch3.de/veranstaltungen/details/kann-ich-etwas-aendern-1/

Rund 200 Gäste waren auf Einladung der drei Lübecker Hochschulen zu Gast im Theater Lübeck. Foto: Vivian Upmann

Gastgeber des Abends waren die Präsidien aller drei Lübecker Hochschulen. Foto: Christian Wese

Sara Wortmann und Anna Bertram begeisterten das Publikum mit klugen musikalischen Beiträgen. Foto: Vivian Upmann

Literatin Nora Bossong im Lübecker Theater. Foto: Vivian Upmann