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Freitag, 18.03.2016

Personalie

Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach neue Vorsitzende der Gesellschaft für Humangenetik

Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach

Wachsende Nachfrage nach genetischer Beratung - Die Lübecker Humangenetikerin fordert die Sicherung des Faches an allen Medizinischen Fakultäten und eine neue ärztliche Bedarfsplanung

Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach ist zur neuen Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik (GfH) gewählt worden. Sie ist Professorin für Humangenetik an der Universität zu Lübeck und Direktorin des Instituts für Humangenetik am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Die Wahl erfolgte bei der 27. Jahrestagung der GfH, die vom 16. – 18. März in Lübeck stattfand. Prof. Gillessen-Kaesbach trat das Amt zum 1. April 2016 an und übernahm damit als erste Frau den Vorsitz der Fachgesellschaft.

„Obwohl die Bedeutung des Faches Humangenetik insbesondere auch durch die Entwicklung neuer Technologien rasant zunimmt, mussten wir in den letzten Jahren feststellen, dass eine Reihe von Lehrstühlen nicht nachbesetzt wurde und somit das Fach nicht mehr akademisch vorgehalten wird. Mein Ziel ist es, dafür einzutreten, dass es in Deutschland auch in Zukunft an jeder Medizinischen Fakultät einen Lehrstuhl für Humangenetik geben soll“, sagte Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach. „Die nahezu tägliche Aufklärung von genetisch bedingten  Krankheitsursachen bedingt eine zunehmende Zahl von genetischen Beratungen durch Fachärztinnen und Fachärzte für Humangenetik oder Ärzte mit entsprechender fachlicher Qualifikation gemäß Gendiagnostikgesetz. Die mittlerweile eingeschränkte Niederlassungsfreiheit spricht dem entgegen. Hier muss unbedingt eine neue Bedarfsplanung erfolgen, die der wachsenden Nachfrage nach genetischer Beratung entspricht.“

Prof. Gillessen-Kaesbach leitet seit 2006 das 1974 gegründete Institut für Humangenetik am Campus Lübeck. Zunächst waren die Pränataldiagnostik (Untersuchung an ungeborenen Kindern) und die Neurogenetik wissenschaftliche Schwerpunkte des Instituts. Mit dem Führungswechsel 2006 bestehen nun drei wissenschaftliche Schwerpunkte: Klinische Genetik, Funktionelle Genetik und Präimplantationsdiagnostik - hier erteilte im Februar 2014 das Gesundheitsministerium Schleswig-Holstein die Zulassung für das deutschlandweit erste Zentrum für Präimplantationsdiagnostik. Präimplantationsdiagnostik befasst sich mit zellbiologischen und molekulargenetischen Untersuchungen, die die Entscheidung betreffen, ob ein außerhalb des Organismus (in vitro) erzeugter Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt wird oder nicht.

Das Institut für Humangenetik am Campus Lübeck ist durch enge klinische und wissenschaftliche Kooperationen mit dem Institut für Neurogenetik, dem Institut für Integrative Genomik sowie der Abteilung für Pädiatrische Endokrinologie gut vernetzt. Zu den Aufgaben des Instituts für Humangenetik zählen die genetische Beratung von Patienten und ihren Familien sowie die Labor-Diagnostik genetisch bedingter Erkrankungen wie auch Pränataldiagnostik und Präimplantationsdiagnostik.

Das Institut für Humangenetik war Gründungsmitglied des 2009 gegründeten Lübecker Zentrums für Seltene Erkrankungen, dessen stellvertretende Sprecherin Prof. Gillessen-Kaesbach ist. Neben der Patientenversorgung und dem Angebot interdisziplinärer Sprechstunden übernimmt das Institut - das Teil der Universität zu Lübeck wie auch Teil des Ambulanzzentrums des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) ist - auch die Fortbildung von Ärzten und die Ausbildung von Studierenden.

Die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik e.V. (GfH) wurde 1987 gegründet. Zu ihren zentralen Aufgaben gehört es, die Humangenetik auf allen Gebieten der Forschung, Lehre und Praxis zu fördern. Dies erfolgt insbesondere durch wissenschaftliche Tagungen zur Veröffentlichung neuer Ergebnisse und durch Arbeitsgemeinschaften, die sich mit der Forschung und der praktischen Bedeutung bestimmter Teilgebiete befassen. Zu den Aufgaben gehört die Zusammenführung der verschiedenen Forschungs- und Arbeitsgebiete der Humangenetik. Die GfH arbeitet eng mit anderen deutschen, europäischen und internationalen wissenschaftlichen Fachgesellschaften zusammen.  Sie ist in allen Bereichen der Humangenetik der zentrale Ansprechpartner für Wissenschaft, Forschung, klinische Anwendung und praktische Umsetzung.