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Samstag, 27.10.2012

Forschung

Lübecker Informatik-Projekte international ganz vorn

Aus Lübeck bei der Preisverleihung: Dr. Darren Carlson (rechts), Oliver Kleine (2. v.r.) und Cuong Truong (Mitte)

Großer Erfolg für zwei Forschergruppen zum Internet der Dinge auf der IoT Challenge in Wuxi, China

Zwei Informatik-Institute der Universität zu Lübeck belegen die beiden ersten Plätze der „IoT Challenge“ auf der 3. Internationalen Konferenz für das Internet der Dinge (IoT 2012), die vom 24. - 26. Oktober in Wuxi, China, stattfand.

Das Internet der Dinge (engl. Internet of Things – IoT) zeichnet sich dadurch aus, dass Alltagsgegenstände mit Kleinstcomputern aufgerüstet und drahtlos mit dem Internet verbunden werden. Damit kann nicht nur der Zustand der realen Welt online abgefragt und gesteuert werden, sondern neuartige Anwendungen wie etwa „Smart Cities“ oder „Smart Healthcare“ werden möglich.

Die Internationale Konferenz für das Internet der Dinge ist die führende wissenschaftliche Konferenz auf diesem Forschungsgebiet. Die erstmals im Rahmen dieser Konferenz ausgerichtete „IoT Challenge“ prämiert innovative Forschungsbeiträge, die einen wesentlichen Beitrag zur Realisierung des Internet der Dinge leisten. Die Auswahl der Gewinner erfolgte aufgrund einer ausführlichen schriftlichen Beschreibung des Forschungsbeitrages, eines Vortrages sowie einer Demonstration eines voll funktionsfähigen Prototyps vor dem Fachpublikum.
 
Der erste Platz bei diesem Wettbewerb mit herausragender Bewertung durch das Fachpublikum aus mehr als 300 internationalen Experten ging an die Arbeitsgruppe Ambient Computing am Institut für Telematik unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Schrader. Das „AmbientWeb“ wurde im Rahmen eines BMBF-geförderten Forschungsprojektes SmartAssist entwickelt und realisiert den Zugriff auf Umgebungsparameter durch Standard-Webseiten. Was für Smartphone-Apps schon möglich ist, kann nun auch auf normalen HTML-Seiten realisiert werden.

Mit Hilfe der in der Arbeitsgruppe entwickelten Software Ambient Dynamix können reale und virtuelle Sensoren auf einem Android-Smartphone per JavaScript in normalen HMTL-Seiten ausgelesen werden. Ebenso wird es möglich, Geräte in der Umgebung entsprechend zu steuern, ohne weitere Software installieren zu müssen. Ambient Dynamix realisiert diese Unterstützung auch während der Laufzeit und lädt notwendige Komponenten dynamisch aus dem Internet. Das Team um Dr. Darren Carlson und Bashar Altakrouri präsentierte ein Beispiel-Szenario zur Erkennung von Pulsraten und Umgebungslicht zur Steuerung der Beleuchtung einer fiktiven Wellness-Anlage aus einem üblichen Webbrowser heraus. Das Preisgeld in Höhe von 1.500 Euro wird für die Anmietung von Servern verwendet und ermöglicht damit die Bereitstellung des Open-Source-Systems für die Wissenschaft in den nächsten Jahren.

Den zweiten Platz belegte ein Konsortium unter der Beteiligung des Instituts für Technische Informatik (Prof. Dr. Kay Römer) und des Instituts für Telematik (Dr. Dennis Pfisterer). Der erfolgreiche Beitrag ist ein Resultat des EU-geförderten Forschungsprojektes SPITFIRE, das neben der Universität zu Lübeck und der Coalesenses GmbH aus Lübeck weitere Partner aus Irland, Belgien, Griechenland und Deutschland umfasst. Ziel des Projektes ist es, die Entwicklung von Anwendungen für das Internet der Dinge stark zu vereinfachen und damit einer breiten Benutzerbasis zugänglich zu machen. Dafür werden zunächst kleinste batteriebetriebene Sensoren und Aktoren direkt ans Internet und ans Web angebunden, so dass diese mittels eines Webbrowsers abgefragt und gesteuert werden können.

Ferner ermöglicht SPITFIRE die einfache Verknüpfung von existierenden Diensten im Web mit diesen Sensoren und Aktoren. So kann etwa die Heizung mit einem Positionssensor im Mobiltelefon und einem Wetterdienst im Web verknüpft werden, um Räume automatisch rechtzeitig vorzuheizen, wenn der Bewohner heimkehrt und kaltes Wetter vorhergesagt wird. Derartig komplexe Anwendungen können mittels einer einfachen Benutzerschnittstelle konfiguriert werden – ohne komplexe Programmierung durch Experten. Ein solches „Smart Home“ Szenario wurde vor Ort in China von Oliver Kleine und Cuong Truong – beide Informatik-Doktoranden an der Uni Lübeck – demonstriert.