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Freitag, 29.09.2017

Internationales

Krebsbehandlung aus Patientensicht

Prof. Dr. Alexander Katalinic

400 Brust- und Darmkrebspatientinnen und -patienten in Schleswig-Holstein werden zu ihren Erfahrungen mit der Erkrankung und ihrer Lebensqualität befragt

Eigentlich klingt es selbstverständlich und dennoch ist es innovativ – das Einbeziehen von Patientinnen und Patienten in die Krebstherapie. Die genaue Beobachtung des eigenen Körpers kann viele Hinweise für die individuelle Krebstherapie geben. Auch Erfahrungen, die die Patientinnen und Patienten im Laufe der Krankengeschichte machen, helfen dem Arzt.

Das Institut für Krebsepidemiologie e.V. an der Universität zu Lübeck und die Dänische Krebsgesellschaft wollen dazu eine Pilotstudie durchführen. Ihr Titel: „Die Patientenperspektive in der onkologischen Versorgung – Eine Pilotstudie in Schleswig-Holstein“.  Geleitet wird sie von Prof. Dr. med. Alexander Katalinic, dem Direktor des Instituts für Krebsepidemiologie.

In einer ersten Phase ab 29. September sind zunächst 400 Brust- und Darmkrebspatientinnen und –patienten einbezogen. Sie werden zu ihren Erfahrungen und ihrer Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung sowie zu ihrer Lebensqualität und ihrem Arbeitsvermögen nach der Krebserkrankung befragt. Die Ethikkommission der Universität hat die Studie zustimmend bewertet.

Erfahrungen aus Patientensicht

Keiner kann besser darüber Auskunft geben, wie man sich fühlt als die Betroffenen selbst. Auch in der Vergangenheit haben Ärztinnen und Ärzte Therapien mit ihren Patientinnen und Patienten abgesprochen. Neu ist, dass solche Erfahrungen jetzt systematisch erfasst und ausgewertet werden. Die Wissenschaftler sprechen von „Patient reported experience measures (PREM)“ und „Patient reported outcome measures (PROM)“, also von der Messung der von Patienten berichteten Erfahrungen (PREM) und von patientenberichteten Ergebnissen (PROM).

Diese Instrumente sind wichtig für die Bewertung und Weiterentwicklung der Qualität der medizinischen Versorgung aus Sicht der Patientinnen und Patienten. „Dabei geht es nicht darum, ‚Likes‘ oder ‚Sterne‘ zu vergeben oder so etwas wie ‚Hotelbewertungen‘ abzugeben, sondern einerseits individuelle Bedürfnisse und Erforderlichkeiten direkt in die Therapie einfließen zu lassen und andererseits allgemeine Schwachstellen in der Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten festzustellen“, erläutert Prof. Katalinic. „Zum Beispiel: Wo funktioniert der Übergang von der Klinik in die Krebsnachsorge nicht und warum ist das so? International rücken solche Konzepte immer stärker in den Fokus der Forschung.“

InnoCan: Deutsch-dänische Zusammenarbeit für schonendere Krebstherapien

In Dänemark gehören diese Instrumente seit Kurzem zum Alltag in der Krebsversorgung. Ob und wie man sie in das deutsche Gesundheitssystem übernehmen kann und ob die Ergebnisse mit den dänischen übereinstimmen, das soll die Untersuchung jetzt klären. Sie ist ein Teil des Interreg-Projektes InnoCan (Innovative High Technology Cancer Treatment). Im Projekt InnoCan arbeiten Partner aus dem öffentlichen und privaten Sektor in Dänemark und Deutschland daran, schnellere und schonendere Krebstherapien zu entwickeln. InnoCan wird von Oberarzt Niels Henrik Holländer, Sjælland Universitätshospital Næstved in Dänemark geleitet. Das deutsche Konsortium wird am Universitätscampus Lübeck koordiniert. InnoCan wird gefördert mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.