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Freitag, 10.09.2021

Forschung

KI-Projekte: Verwaltung und Wissenschaft

Der Chef der Staatskanzlei, Dirk Schrödter (2.v.l.), überreicht gleich zwei Fördergeldbescheide an die Universität zu Lübeck. Foto: Vivian Upmann

In Lübeck starten zwei Projekte zur Digitalisierung des öffentlichen Sektors

Der Prozess zur Erstellung eines Haushalts, zum Beispiel beim Bund, in Ländern und Kommunen, ist sehr komplex. Im Rahmen des Projekts „Kooperative Haushaltsaufstellung mit Augmented Intelligence“ (HAI) wollen Forscherinnen und Forscher der Universität zu Lübeck ermitteln, inwiefern KI-basierte Assistenzsysteme bestimmte Aufgaben in der Haushaltsaufstellung erleichtern können.

In der Entwurfserstellung und bei den anschließenden Beratungen müssen große Mengen an Daten und Informationen sowie vielfältige Abhängigkeiten auf sehr verschiedenen Ebenen berücksichtigt werden. Durch den Einsatz von KI können Beschäftigte in der Haushaltsaufstellung durch besser aufbereitete Informationen, zum Beispiel durch Hervorhebungen und Visualisierungen, entlastet werden. Prof. Moreen Heine leitet das Projekt und freut sich über eine Förderung des Projekts in Höhe von rund 310.000 Euro vom Land Schleswig-Holstein: „In Forschung und Praxis werden die Chancen und Risiken KI-basierter Systeme im öffentlichen Sektor aktuell intensiv diskutiert. Wir benötigen Erkenntnisse zu konkreten Lösungen und ihrem Einsatz in der Praxis. Das Projekt HAI leistet dafür einen wichtigen Beitrag.“

Das Projekt basiert deshalb auf einer engen Zusammenarbeit mit der Praxis. Im Zentrum steht auch die Frage, wie Mensch und KI-System erfolgreich zusammenarbeiten können. Staatssekretär Dirk Schrödter, der Chef der Staatskanzlei, überreichte den Förderbescheid: „Ich freue mich ganz besonders über dieses spannende Projekt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Haushaltsaufstellung von Bund und Ländern ein äußerst komplexer Prozess ist, in dem große Datenmengen genutzt und verarbeitet werden. Der Einsatz von KI-basierten Lösungen kann dabei helfen, öffentliche Mittel effektiver einzusetzen und vorgegebene Ziele mit weniger Mitteleinsatz zu erreichen. Dies gebietet auch die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen“, sagte er.

Der co-kreative Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis im Projekt HAI findet im Joint Innovation Lab der Universität zu Lübeck statt. Probleme in der Haushaltsaufstellung werden dort zunächst technologieneutral beleuchtet. In einem zweiten Schritt werden mögliche KI-basierte Lösungsansätze identifiziert und bewertet. Erst dann geht es für ausgewählte Ansätze in die detaillierte Konzeption und schließlich in die Entwicklung und Erprobung. Das Projekt hat eine Laufzeit von 3 Jahren.

Um den kompetenter Einsatz von KI-Systemen im Verwaltungsalltag geht es auch im Projekt KI-DemÖ

Mit dem vermehrten Einsatz von KI-Systemen im öffentlichen Sektor sind auch neue Anforderungen an die Kompetenzen der Beschäftigten verbunden – zum einen auf Anwendungs- zum anderen auf Gestaltungsebene. Beschäftigte sollen in der Lage sein, KI-Systeme kompetent zu nutzen, ihre Grenzen zu kennen und Anforderungen zu formulieren.

Eine erfolgversprechende Methode im Rahmen von Lernangeboten ist der Einsatz von Demonstratoren. Hier setzt das neue Projekt KI-DemÖ der Universität zu Lübeck an. Im Rahmen des vom Land Schleswig-Holstein geförderten Projekts sollen Demonstratoren entwickelt werden. Demonstratoren werden hier als exemplarische, simulierte Ar-beitsumgebungen verstanden, die reale Anwendungssituationen im Verwaltungsalltag zeigen. Demonstrator-basierte Lerneinheiten sollen schließlich für den kompetenten Einsatz von KI-Systemen im öffentlichen Sektor sorgen, indem sie die Beschäftigten schulen.

Staatssekretär Dirk Schrödter, der Chef der Staatskanzlei, überreichte auch den Fördergeldbescheid für dieses Projekt in Höhe von rund 135.000 Euro am Freitag in Lübeck. Er sagte: „Künstliche Intelligenz ist ein Schlüsselthema der Digitalisierung und daher enorm wichtig auch für die öffentliche Verwaltung. KI hat das Potenzial, die digitale Transformation der Verwaltung auf allen Ebenen entscheidend voranzubringen. Das Projekt der Universität setzt genau hier an: In Zukunft können Arbeitsprozesse beschleunigt werden, ohne dass die Qualität darunter leidet“, so Schrödter.

Nutzende können mithilfe der Demonstratoren Situationen mit und ohne KI-basierte Assistenzsysteme vergleichen, um den Nutzen und die Grenzen einer Mensch-KI-Kollaboration praktisch zu erfahren. Im Projekt wird ein solcher Demonstrator entwickelt, der verschiedene Anwendungsfälle für Verwaltungsbeschäftigte aus unterschiedlichen Bereichen adressieren kann.

Geleitet wird das Projekt ebenfalls von Prof. Moreen Heine vom Institut für Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS): „Der Aufbau von KI-Kompetenz ist die Voraussetzung für den klugen Einsatz und die erfolgreiche Nutzung von KI-Systemen im öffentlichen Sektor. Die Förderung ermöglicht es uns, einen Demonstrator zu entwickeln, der KI-Kompetenzen besonders praxisnah und anschaulich vermittelt.“

Die Entwicklung des Demonstrators wird von empirischen Untersuchungen zur Sicherstellung der Softwarequalität und des Lerneffektes begleitet. Es ist geplant, die so entstehenden Lerneinheiten auf etablierten Lernplattformen veröffentlichen. Das Projekt KI-DemÖ hat eine Laufzeit von 3 Jahren.

Kontakt:

Prof. Dr. Moreen Heine, Professur für Electronic Government und Open Data Ecosystems, Universität zu Lübeck, Institut für Multimediale und Interaktive Systeme (IMIS), Ratzeburger Allee 160, 23562 Lübeck, Tel +49 451 3101 5112, E-Mail heine(at)imis.uni-luebeck(dot)de