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Mittwoch, 16.09.2015

Personalie

Gesundheitspreis für Dr. Angelika Hüppe

Preisträgerin Dr. Angelika Hüppe (links) mit Laudatorin Mirjam Mann (Foto: Angelika Bardehle / MSD)

Aktivierung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten: Mehr Lebensqualität und soziale Teilhabe der Betroffenen, weniger Inanspruchnahme ärztlicher Leistung

Das Projekt „Aktivierung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten“ des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck wurde als Projekt mit der größten Patientenorientierung mit dem MSD Gesundheits-Sonderpreis 2015 ausgezeichnet. Der unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers stehende, mit 15.000 Euro dotierte Preis wurde am 16. September im Rahmen des 5. MSD-Forums "Gesundheitspartner" in Haar verliehen. Die Laudatio hielt Mirjam Mann, Geschäftsführerin der Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE), einem Netzwerk von 90 Selbsthilfeorganisationen.

Die von Dr. phil. Dipl. psych. Angelika Hüppe und Prof. Dr. med. Dr. phil. Heiner Raspe geleitete Wissenschaftlergruppe befasst sich bereits seit 2004 mit der bedarfsgerechten Versorgung von Patientinnen und Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED). Seit 2008 forscht das Team am Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Beteiligt sind die Diplom-Gesundheitswirtin Jana Langbrandtner und die Dokumentarin Christel Zeuner.

Die chronisch entzündlichen Darmkrankheiten Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind eher seltene Erkrankungen mit sehr unterschiedlichen Krankheitsverläufen. Während der Erkrankung sind die meisten Patienten neben- wie nacheinander mit vielfältigen körperlichen, psychischen und sozialen Problemen konfrontiert – die individuellen Herausforderungen in der Versorgung der einzelnen Patienten sind daher sehr unterschiedlich.

Im Rahmen des Projekts wurde ein Fragebogen entwickelt, den die Patienten selbst ausfüllen können und der 22 unterschiedliche Problemfelder erfasst. Die Antworten werden automatisch ausgewertet; die Patienten erhalten dann in einfacher Sprache individuelle Empfehlungen für genau die Probleme, die für sie – nach ihren eigenen Angaben – relevant sind. Die Auswertung kann und soll Grundlage sein für ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt.

„Im Zentrum unseres Projekts steht aber der Patient selbst, nicht der Arzt“, erklärt Prof. Heiner Raspe, Seniorprofessor für Bevölkerungsmedizin an der Universitätsklinik Lübeck. „So können wir den Patienten ermöglichen, für sich aktiv zu werden und wirksam ihre Versorgung mitzugestalten. Eine deutschlandweit durchgeführte Studie zeigte, dass die Teilnehmer des Programms profitierten: Die Lebensqualität und die Selbstmanagementkompetenzen nahmen zu, während die Patienten gleichzeitig weniger ärztliche Leistungen in Anspruch nahmen.

Die randomisierte Evaluationsstudie (PROCED-Studie) wurde im Rahmen des  Förderschwerpunktes zur versorgungsnahen Forschung „Chronische Krankheiten und Patientenorientierung“ durchgeführt. Dieser Förderschwerpunkt wurde initiiert und finanziell gefördert von den Bundesministerien für Bildung und Forschung (BMBF), für Gesundheit (BMG) sowie für Arbeit und Soziales (BMAS), der deutschen Rentenversicherung (DRV), den Spitzenverbänden der gesetzlichen Krankenkassen und dem Verband der privaten Krankenversicherung. Kooperationspartner waren die Patientenorganisation „Deutsche Morbus Crohn / Colitis Ulcerosa Vereinigung“ (DCCV), das Exzellenzcluster „Entzündung an Grenzflächen“, das Kompetenznetz Darmerkrankungen, der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen sowie verschiedene Sozialversicherungsträger.

Die Ergebnisse der Evaluations- und der Pilotstudie sind in den folgenden Publikationen veröffentlicht:

  • Hueppe, A., Langbrandtner, J., Raspe, H. (2014). Inviting Patients with Inflammatory Bowel Disease to Active Involvement in Their Own Care: A Randomized Controlled Trial. Inflammatory Bowel Diseases, 20: 1057-1069.
  • Hueppe, A., Langbrandtner, J., Raspe, H. (2013). Komplexe psychosoziale Problemlagen bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa – Fragebogengestütztes Assessment als erster Schritt zur Aktivierung von Patientinnen und Patienten. Zeitschrift für Gastroenterologie, 51: 257-270.

Ein Video zu dem Projekt „Aktivierung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmkrankheiten“ ist im Internet zu finden unter https://www.youtube.com/watch?v=JSXsSLaaidw&feature=youtu.be