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Montag, 31.10.2005

importierte Nachrichten

Gegen die Pläne einer Zusammenlegung der Universitäten

Possehl-Stiftungsvorsitzender Pfeifer, Rektor Dominiak, Beiratsvorsitzender Engholm

Possehl-Stiftungsvorsitzender Pfeifer, Rektor Dominiak, Beiratsvorsitzender Engholm

Stellungnahme des Rektorats und des Beirats der Universität zu Lübeck

Zu den Plänen für eine Zusammenlegung der schleswig-holsteinischen Universitäten zu einer Landesuniversität nehmen der Beirat, das Rektorat und die Dekane der Universität zu Lübeck wie folgt Stellung. Die Universität zu Lübeck lehnt die vom Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr geplante Zusammenführung der drei Universitäten Schleswig-Holsteins - Flensburg, Kiel und Lübeck - zu einer Landesuniversität nachdrücklich ab.

Die Universität zu Lübeck würde damit ihrer Eigenständigkeit als Universität beraubt und wäre in Zukunft nur noch Teil einer Landesuniversität mit Sitz in der Landeshaupstadt Kiel, was für die Stadt Lübeck und ihre Universität einen Image- und Marketing-Verlust bedeutete. Die erneute Schwächung des Standorts Lübeck würde dazu führen, dass die in jüngster Zeit nach Lübeck berufenen hervorragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die wegen ihrer exzellenten Leistung auch hohes internationales Ansehen genießen, sich an einer Universität mit gesichertem Standort bewerben werden und neue nur schwerlich nach Lübeck berufen werden könnten. Auch zukünftige Studierende würden sich eher auf Studienplätze an struktursicheren Universitäten bewerben.

Es ist unverständlich, wie das Ministerium nach der Fusion der beiden Universitätsklinika Kiel und Lübeck, die Jahr für Jahr ein hohes Defizit erwirtschaften, jetzt auch noch die Universitäten des Landes zu einer Groß-Universität zusammenführen will - Unternehmungen, an denen schon viele Konzerne gescheitert sind.

Das Vorhaben spricht für eine Unkenntnis der deutschen Universitäts-Landschaft, an der sich momentan der Trend hin zur Schwerpunkt-Universität entwickelt, also weg von der großen Massenuniversität hin zu überschaubaren Lehr- und Forschungsstätten mit Fächern, die moderne Studiengänge vorhalten, was in Lübeck seit einigen Jahren mit der Informatik, Medizin, Molecular Life Science und Computational Life Science angeboten wird. Das Ministerium verkennt die Tatsachen, dass die hervorragenden Erfolge, die sich Lübeck in den letzten beiden Jahren, teilweise in Kooperation mit der Universität Kiel, im Bereich von zum Beispiel DFG- und BMBF-geförderten Großprojekten erarbeitet hat, das Ergebnis ihrer Selbst- und Eigenständigkeit ist und dazu auch keine Fusion notwendig war, denn die Medizinischen Fakultäten sind bis heute noch an beiden Standorten vorhanden, wohingegen die Fusion der beiden Klinika die in sie gesetzte Hoffnung nicht erfüllen konnte.

Die Universitäten Kiel und Lübeck arbeiten gerade deshalb so gut zusammen, weil sie sich als eigenständige Einrichtungen wissenschaftliche Expertise und Selbstbewusstsein erworben haben.

Universitäten, die ihre Corporate Identity durch Zusammenschluss verlieren, verlieren damit auch ihren wichtigsten Motivationsschub für wissenschaftliche Leistungen.

Die Fusion der drei schleswig-holsteinischen Universitäten würde darüber hinaus wissenschaftlich und hochschulpolitisch den Standort Schleswig-Holstein schwächen, weil das Land bei der DFG und in der Hochschul-Rektoren-Konferenz künftig nur noch mit einer Stimme vertreten sein wird. Dies ist ein weiterer Umstand, der von herausragender Bedeutung ist.

Mehr wissenschaftliche Synergie zwischen den Universitäten als bisher, was sich vor allem in der gemeinsamen Exzellenzinitiative Borstel-Kiel-Lübeck ausgedrückt hat, die bis zur Beantragung bei der DFG ohne Hilfe des Ministeriums zustande kam, ist aufgrund der knappen Kapazitäten sowieso nicht möglich.

Es besteht der dringende Verdacht, dass es auch weniger um wissenschaftliche Synergie-Effekte, sondern wie üblich mehr um Einsparpotenziale geht, was sich in der 12-prozentigen Anhebung der Lehrleistung ausdrückt und damit die Zeit zum wissenschaftlichen Arbeiten sogar deutlich vermindert.

Das Ministerium soll sich das offizielle Ranking für deutsche Universitäten, das CHE Ranking, ansehen und wird feststellen, dass die Informatik in Lübeck den drittbesten Platz aller deutschen Universitäten einnimmt und die Medizinische Fakultät sich im oberen Drittel der deutschen Medizinischen Fakultäten befindet. Nach dem Förderranking der DFG nahm die Universität zu Lübeck, bezogen auf Drittmittel, Netzwerke, Gutachter und Publikationen, bereits vor den großen Erfolgen in diesem Jahr einen hervorragenden Spitzenplatz ein (www.dfg.de/ranking/service/download.html). Warum will das Wissenschaftsministerium leichtfertig auf diese Erfolge in Zukunft verzichten?

Das Ministerium verkennt auch, dass große wissenschaftliche Leistungen immer nur das Ergebnis herausragender Einzelleistungen oder Leistungen kleiner Gruppen waren und niemals durch große Gruppen zustande kamen.

Die Universität zu Lübeck fordert das Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr auf, die Kabinettsvorlage sofort zurück zu nehmen und den versprochenen offenen und fairen Dialog mit den betroffenen Universitäten wieder aufzunehmen. Die Universität wird sich mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die geplante Fusion der Universitäten zu Wehr setzen.