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Donnerstag, 26.09.2019

Forschung

Erweiterte Realität für den Katastrophenfall

Prof. Moreen Heine trägt eine AR-Brille (Foto: Uni Lübeck)

BMBF fördert Verbundprojekt mit 1,4 Millionen Euro - Simulation von Krisenstabsszenarien in einer mobilen 3D-Umgebung

An einem Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Bewältigung von Großschadenslagen mit Augmented Reality ist die Universität zu Lübeck mit der Professur für E-Government und Open Data Ecosystems beteiligt. Eine Großschadenslage ist ein Ereignis, das Leben oder Gesundheit einer großen Anzahl von Menschen gefährdet oder beeinträchtigt. Die Lübecker Beiträge werden im Joint Innovation Lab im Hochschulstadtteil erarbeitet.

Für die berufliche Weiterbildung im Katastrophenschutz und der zivilen Sicherheit werden künftig Techniken der erweiterten Realität (Augmented Reality, AR) genutzt. Am 1. September 2019 startete ein Verbundprojekt, an dem die Universität zu Lübeck mit der Professur für E-Government und Open Data Ecosystems von Prof. Dr. Moreen Heine beteiligt ist. Im Joint Innovation Lab werden Konzepte für die Nutzung von Augmented Reality in der Weiterbildung erarbeitet und Modelle erstellt, die als Brücke zwischen fachlichen Anforderungen und Systementwicklung wirken.

Verhalten in Krisensituationen

Ziel des Projekts ist es, Führungskräfte in Verwaltungen für den Umgang in Krisensituationen fachlich und methodisch zu schulen, indem Krisenstabsszenarien in einer mobilen 3D-Umgebung simuliert werden. Im Fokus stehen Überschwemmungen und Erdrutsche. In dieser 3D-Umgebung wird zusätzlich AR eingesetzt, um individuell relevante Information je nach Phase, konkreter Aufgabe im Krisenstab und Lernbedürfnissen darzustellen.  Dieser Ansatz soll helfen, die Einsatzszenarien realitätsnah erfahrbar und räumliche Implikationen von Naturkatastrophen begreifbar zu machen, aber gleichzeitig auch typische Handlungsoptionen zu trainieren. Die Integration von Storytelling und 360°-Visualisierung intensiviert die Immersion und die authentische Wirkung der Simulation hochgradig komplexer sozialer Settings. Wichtige Komponenten der Weiterbildung beinhalten Fertigkeiten der Selbstorganisation, Lernfähigkeit und Umweltwahrnehmung.

Die Leitung des Projekts, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 1,4 Mio. Euro gefördert wird, liegt bei der Universität Potsdam mit dem 3D-Labor der Geowissenschaften und der Professur für Kognitive Wissenschaften. Weitere Partner sind die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und die UP Transfer GmbH an der Universität Potsdam. Assoziierte Partner kommen aus den Bereichen Hochwasserschutz, AR-Entwicklung und Geoinformation. Auch die Anwenderseite ist über mehrere Verwaltungen, die Aufgaben im Katastrophenschutz wahrnehmen, eingebunden.

Prof. Dr. Moreen Heine sagt zum Start des Projekts: „Im Ernstfall ist es ausschlaggebend, Strukturen, Abläufe und die eigenen Aufgaben in der Stabsarbeit genau zu kennen. AR ist eine vielversprechende Möglichkeit, diese Kenntnisse während der Übungen zu vermitteln und außerdem die Folgen der zu treffenden Entscheidungen darzustellen. Perspektivisch sind auch Einsatzszenarien während und nach eines Katastrophenfalls denkbar. Das Projekt bringt ein tolles Konsortium zusammen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.“