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Freitag, 08.03.2013

Forschung

Dr.-Holger-Müller-Preis für Dr. Frank Kaiser

Preisträger Dr. Frank Kaiser (mit Urkunde); unten außerdem R. Hehn, G. Maurer-Müller und C. Klein, oben K.P. Schlingmann, S.H. Fürst von Hohenzollern und A. Staudacher (jeweils v.l.n.r.)

Cohesinopathien: Reduziertes Längenwachstum, Skelettfehlbildungen und faziale Auffälligkeiten - Erforschung und Behandlung seltener Erkrankungen bei Kindern

Dr. Frank Kaiser, Institut für Humangenetik der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, wurde mit dem Dr.-Holger-Müller-Preis 2012 ausgezeichnet.

Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird von der Care-for-Rare-Foundation gemeinsam mit der Dr.-Holger-Müller-Stiftung seit 2011 jährlich für interdisziplinäre und international ausgerichtete wissenschaftliche und klinische Projekte mit dem Ziel der Aufklärung der Krankheitsursachen und der Entwicklung innovativer Therapien für Kinder mit seltenen Erkrankungen vergeben. Die Preisverleihung fand am 7. März 2013 im Alten Rathaus in Esslingen statt.

Dr. Kaiser erhielt den Preis für seine Untersuchungen zu Mutationen im RAD21-Gen als genetische Ursache einer Cohesinopathie. Der evolutionär hoch konservierte Cohesin-Protein-Komplex wurde ursprünglich beschrieben und benannt nach seiner Funktion bei Regulation der Schwesterchromatiden-Paarung, der Kohäsion, während der Mitose und Meiose. In den letzten Jahren wurden Mutationen in Genen, welche für Proteine des Cohesin-Komplexes bzw. Cohesin-assoziierte Faktoren kodieren, als genetische Ursache verschiedener Fehlbildungssyndrome mit ähnlichen phänotypischen Charakteristika, den sogenannten Cohesinopathien, beschrieben.

In der Arbeit von Dr. Kaiser wurden erstmalig Mutationen in einer der drei Haupt-Cohesin-Komponenten, dem RAD21 Protein, als genetische Ursache einer weiteren Cohesinopathie beschrieben und funktionell charakterisiert. Patienten mit Mutationen im RAD21-Gen zeigen sowohl ein reduziertes Längenwachstum, Skelettfehlbildungen als auch faziale Auffälligkeiten, welches charakteristische phänotypische Merkmale für die Gruppe der Cohesinopathien sind.

Funktionelle Analysen stellten heraus, dass die identifizierten RAD21-Mutationen die koordinierte Ausbildung des Cohesin-Protein-Komplexes verändern. Dies wiederum führt zu Störungen unterschiedlicher DNA-Reparaturmechanismen und der Zellteilung. Weitere Analysen in Zebrafischen zeigten, dass zusätzliche Veränderungen spezifischer Expressionsmuster von wichtigen Genen der Embryonalentwicklung durch die identifizierten Mutationen gestört werden bzw. verloren gehen.

Die Arbeit stellt die wichtige Rolle des RAD21-Genproduktes in zahlreichen physiologischen Prozessen wie der Transkriptionsregulation, Schwesterchromatiden-Paarung und DNA-Reparatur heraus und ermöglicht damit neue Einblicke in die Pathophysiologie der Cohesinopathien.