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Freitag, 28.11.2008

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Chinesischer Gesundheitsminister interessiert an Enterovirus-Hemmstoffen aus Lübeck

Gesundheitsminister Prof. Zhu Chen (li.) mit Prof. Rolf Hilgenfeld und Kuilan Chen (Foto: Christine Hodge, ICAV)

Gesundheitsminister Prof. Zhu Chen (li.) mit Prof. Rolf Hilgenfeld und Kuilan Chen (Foto: Christine Hodge, ICAV)

Entwicklung von Medikamenten für die Behandlung vernachlässigter Viruserkrankungen

Prof. Dr. Rolf Hilgenfeld, Direktor des Instituts für Biochemie der Universität zu Lübeck, hat in China kürzlich neue Hemmstoffe von Enteroviren präsentiert. Bei einer Konferenz des Internationalen Konsortiums für antivirale Medikamente (ICAV) in Beijing stellte er Hemmstoffe von Coxsackieviren und den Enteroviren 68 und 71 vor, die an seinem Institut entworfen und synthetisiert wurden. Die Arbeiten fanden das Interesse des chinesischen Gesundheitsministers, Prof. Zhu Chen, der die Lübecker Ergebnisse mit Prof. Hilgenfeld diskutierte. Im Frühling dieses Jahres hatten Enterovirus 71 bzw. Coxsackievirus A16 zu einem Ausbruch der Hand-, Fuß- und Mundkrankheit in China geführt, mit 400.000 Infizierten und 120 Todesopfern, überwiegend Kleinkindern. Die Krankheit beginnt mit schmerzhaften Blasen an Händen und Füßen sowie auf der Zunge, kann aber auch zu schweren Lungenentzündungen führen. Bisher gibt es keine zugelassenen Arzneimittel zur Behandlung der Krankheit. 

Das Internationale Konsortium für antivirale Medikamente (ICAV) ist eine weltweit operierende Vereinigung von Virologen, Chemikern und Strukturbiologen aus öffentlichen Forschungsinstitutionen, die an der Entdeckung und präklinischen Entwicklung von antiviralen Hemmstoffen für die Behandlung vernachlässigter Viruserkrankungen arbeiten. Diese Initiative wurde im Jahre 2004 als Reaktion auf den SARS-Ausbruch in Toronto (Kanada) gegründet, um einen Ausgleich für die relative Zurückhaltung der pharmazeutischen Industrie bei der Entwicklung von Medikamenten gegen nicht-chronische virale Infektionen zu schaffen.

Heute arbeiten bei ICAV mehr als 200 Wissenschaftler aus 27 Ländern mit. ICAV verfolgt das Ziel, die vielversprechendsten antiviralen Hemmstoffkandidaten in akademischen Labors weltweit zu identifizieren, Fördergelder für ihre präklinische und klinische Prüfung einzuwerben und sie auf den Markt zu bringen. Ein besonderes Anliegen von ICAV ist es, solche Medikamente zum Selbstkostenpreis in den Ländern Afrikas, Südamerikas und Südostasiens verfügbar zu machen, die sie am meisten benötigen. ICAV beabsichtigt, alle fünf Jahre ein antivirales Medikament auf den Markt zu bringen.