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Freitag, 04.11.2016

Forschung

Lübecker Forschung für das Projekt „NetzDatenStrom“

Kick-Off-Meeting mit den Projektpartnern in Oldenburg

Am Institut für Multimediale und Interaktive Systeme werden Mensch-Computer-Schnittstellen in sicherheitskritischen Bereichen entwickelt

Big Data hält Einzug in die Energieverteilnetze: Im Zuge der Energiewende nutzen Betreiber in immer größerem Umfang Prognoseverfahren, um die inzwischen weitgehend von dezentralen Energieerzeugungsanlagen geprägten Netze zu steuern. Dabei ergibt sich sowohl im Betrieb der technischen Anlagen als auch durch die Energiemessungen auf Seite der Kunden ein stetig wachsendes Datenvolumen.

Für die Netzbetreiber entsteht die große Herausforderung, diese Daten effizient zu managen und dabei höchste Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Für größere Verteilnetzbetreiber wird die Energiewende die Situation sogar noch verschärfen, da sie zusätzliche Messwerte aus der Mittel- und Niederspannungsebene erforderlich macht. Die steigende Datenmenge macht dabei zunehmend schnellere Zugriffszeiten erforderlich, um die zeitgerechte und ergonomische Ableitung der Verarbeitungsschritte für den operativen Netzbetrieb gewährleisten zu können.

Zur Erarbeitung von Lösungen für das Management der großen Datenmengen in den Leitwarten künftiger Energieverteilnetze arbeiten Experten aus Forschung und Praxis in dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des 6. Energieforschungsprogramms geförderten Projekts „NetzDatenStrom“ zusammen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Gebrauchstauglichkeit von Benutzungsschnittstellen für das Leitwarten- und Servicepersonal.

Diese Aufgabe übernimmt im Konsortium das Institut für Multimediale und Interaktive Systeme der Universität zu Lübeck unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Herczeg und dem kürzlich berufenen Prof. Dr. Tilo Mentler. Zusammen mit zwei weiteren Wissenschaftlerinnen bzw. Wissenschaftlern werden im Lübecker Projekt die Aspekte sicherheitskritischer Mensch-Computer-Schnittstellen und des Usability-Engineering bearbeitet. Dafür steht eine Fördersumme von 460.000 Euro zur Verfügung. Das Projekt ist im Oktober 2016 gestartet und auf drei Jahre angelegt.

Am Projekt „NetzDatenStrom“ ist ein Konsortium aus den Netzleitsystemherstellern PSI AG, KISTERS AG und BTC AG, dem Netzbetreiber EWE NETZ GmbH, den F&E-Partnern OFFIS – Institut für Informatik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie dem Institut für Multimediale und Interaktive Systeme der Universität zu Lübeck zusammen mit dem Konsortium deutscher Netzbetreiber „openKONSEQUENZ“ beteiligt. Es wird untersucht und erprobt, wie die immens großen Datenmengen künftig effizienter verarbeitet und genutzt werden können. Dazu werden vorhandene kommerzielle Leitsystemlösungen um eine Big-Data-Komponente erweitert, die große Datenmengen speichert und verarbeitet. Diese wird durch ein System ergänzt, mit dem Mess- und Sensordaten in Echtzeit ausgewertet und (vor-)verarbeitet werden können.

Die Erweiterung vorhandener Datenarchive um solche Big-Data-Lösungen schafft die Voraussetzungen dafür, die immer umfangreichere und steigende Menge an Mess-, Sensor- und Ereignisdaten reibungslos in die Netzbetriebsführung zu integrieren, um einen effizienten und stabilen Netzbetrieb zu gewährleisten. Das Zusammenspiel von existierenden und neuen Systemen hat dabei eine zentrale Bedeutung. Hier werden die Vorteile eines standardisierten Referenzarchitekturkonzeptes für Netzleitsysteme durch die modulare Entwicklung von konsortial entwickelten, quelloffenen Komponenten und deren Kopplung an kommerzielle, geschlossene Leitsysteme erforscht und exemplarisch demonstriert. Sprecher des Gesamtprojekts „NetzDatenStrom“ ist Prof. Dr. Sebastian Lehnhoff, Leiter der Abteilung Energieinformatik an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg.