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Mittwoch, 01.08.2018

Forschung

2,5 Millionen Euro für die Diagnostik und Therapie von Hirntumoren

LEVICS Ultraschall-Instrument im Einsatz beim Lübecker Forschungsprojekt UltraLas (Abb.: UltraLas)

Weitere Förderung für die intraoperative automatisierte Erkennung und Behandlung – Forschungsverbund der Lübecker Klinik für Neurochirurgie, des Medizinischen Laserzentrums und des Instituts für Biomedizinische Optik zusammen mit Industriepartnern

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert ein weiteres, dreijähriges Verbundprojekt im Rahmen der neurochirurgischen Diagnostik und Therapie von Hirntumoren: zum 1. August 2018 wurde der Industrieverbund „UltraLas“ bewilligt, in dem die elastischen Eigenschaften der Tumore und eine darauf entsprechend angepasste Resektion mit Ultraschall und neuen Laserverfahren erarbeitet werden sollen. Ziel ist es, Tumore des Zentralen Nervensystems künftig automatisiert besser zu erkennen und dadurch radikaler entfernen zu können. Dies soll unter wirksamer Schonung gesunden Hirngewebes erfolgen und damit zum Erreichen einer längeren Lebenserwartung bei gleichzeitigem Erhalt einer höheren Lebensqualität der Patientinnen und Patienten beitragen.

Zum Oktober 2017  hatte das Bundesministerium bereits den Forschungsverbund „NeuroOCT“ mit 2,3 Millionen Euro bewilligt, der sich der intraoperativen optischen Darstellung von Tumoren und Tumorgrenzen widmet.

An dem neuen, zweiten Verbund sind ebenfalls das Institut für Biomedizinische Optik (BMO) der Universität zu Lübeck und das Medizinische Laserzentrum Lübeck (MLL) jeweils unter Projektleitung von Dr. Ralf Brinkmann, die Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, unter Leitung von Dr. med. Matteo Bonsanto sowie die Firmen Söring GmbH (Quickborn) und Asclepion Laser Technologies GmbH (Jena) beteiligt. Das Finanzvolumen des Konsortiums im Rahmen der Initiative „Photonische Systemlösungen für Medizin und Biotechnologie“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beträgt 2,5 Millionen Euro, wovon 1,5 Millionen an Fördermitteln nach Lübeck fließen.

In Deutschland kommt es jährlich zu rund 43.000 onkologischen Neuerkrankungen im zentralen Nervensystem (ZNS), wobei diese Zahl aufgrund der demographischen Bevölkerungsentwicklung zukünftig weiter steigen wird. Die mikrochirurgische Resektion stellt die Standardbehandlung für den Großteil der Tumore im ZNS dar. Die Überlebensrate und -qualität hängt dabei u.a. vom Resektionsausmaß ab. Bis heute sind die Tumorränder zum intakten Gewebe intraoperativ jedoch nur schwer erkennbar. Problematisch sind außerdem die stark schwankenden Dissektionsraten bei der Verwendung von Ultraschallsonotroden oder anderen Instrumenten und die mangelhafte Erkennbarkeit der unterliegenden Gefäßverläufe. Folgen sind eine für den Chirurgen schwierige Wahl der Geräteparameter für die Tumorresektion sowie intraoperative Blutungen, die derzeit meist mit stromdurchflossenen bipolaren Pinzetten gestillt werden. Nachteile dieser kontaktbasierten Blutstillung sind u.a. Probleme durch Gewebeanhaftungen an den Elektroden und eine dadurch induzierte erschwerte farbliche/haptische Unterscheidbarkeit des tumorösen Gewebes von gesundem Gewebe.

In diesem Projekt sollen schwerpunktmäßig verschiedene Resektionsverfahren mit Option zur laserinduzierten Blutstillung erarbeitet und evaluiert werden. Die Kombination der intraoperativen Erfassung von Tumorausdehnung, Gefäßarchitektur sowie der Tumorelastizität ist besonders für die Ultraschallresektion wesentlich. Teilziele sind daher innovative theragnostische Systemlösungen aus optischen Diagnoseverfahren mit therapeutischen Laser- und Ultraschallinstrumenten zu erarbeiten. Diese Kombination aus einer optomechanischen Gewebeanalyse mittels optischer Kohärenzelastographie (OCE), einem derzeit topaktuellen Forschungsthema, und neuen Resektions- und Gefäßkoagulationsoptionen verspricht eine deutlich verbesserte Tumorresektion in der klinischen Praxis. Übergreifend zum Verbund NeuroOCT, in dem mittels intraoperativer optischer Kohärenztomographischer (OCT) Tumore strukturell erfasst werden sollen, stellen beide Konsortien zusammen einen neuen Schwerpunkt der Forschung der beteiligten Institute und ein international sichtbares Aushängeschild für den Campus Lübeck dar.

Projektteam UltraLas (Foto: René Kube)