Über Erwartungen und Wirklichkeit bei Frühgeburten spricht im Studium Generale am 12. Januar 2012 der Neonatologe Prof. Dr. Christian Poets aus Tübingen (19.15 Uhr, Audimax)
Eine Frühgeburt, also das um mehr als drei Wochen zu frühe Auf-die-Welt-Kommen, betrifft knapp zehn Prozent aller Kinder und stellt immer eine große Belastung für die betroffenen Familien dar. Dies gilt umso mehr, wenn es sogar mehr als zwei Monate zu früh zur Geburt kommt, was bei gut einem Prozent der Fall ist.
Kommt ein Kind sogar noch zwei Monate früher, das heißt vor Vollendung von 24 Schwangerschaftswochen, zur Geburt, bewegen wir uns an der Grenze der Lebensfähigkeit. Hier stellen sich für Ärzte und Eltern dann noch ganz andere Fragen: Wie sind überhaupt die Überlebenschancen für mein Kind? Wird es später beeinträchtigt oder behindert sein? Wie lässt sich ein Weg finden, der sich am Lebensrecht des Kindes orientiert, ohne dass daraus ein Überleben um jeden Preis wird, das möglicherweise den Interessen des Kindes und seiner Familie nicht mehr gerecht wird?
In diesem Spannungsfeld zwischen Chancen und Risiken, Anspruch und Wirklichkeit bewegen wir uns bei der Versorgung sehr kleiner Frühgeborener und sehr kranker Neugeborener. Hierzu wird dieser Vortrag versuchen, Lösungsansätze zu skizzieren.
Prof. Dr. med. Christian Poets, 1959 in Passau geboren, ist Ordentlicher Professor und Ärztlicher Direktor in der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung Neonatologie, des Universitätsklinikums Tübingen. Nach dem Medizinstudium an der Medizinischen Hochschule Hannover promovierte er mit dem Dissertationsthema „Empirische Studie zur ergänzenden supportiven Psychotherapeutischen Behandlung von Klinikpatienten“. 1989 bis 1991 war er Research Fellow am National Heart & Lung Institute in London. 1994 habilitierte er sich über das Thema „Die pulsoximetrische Bestimmung der Sauerstoffsättigung im Säuglingsalter“.
Bis zu seiner Berufung nach Tübingen 2002 war er Oberarzt, seit 1999 Leitender Oberarzt in der Abteilung Kinderheilkunde I der Medizinischen Hochschule Hannover. 2009 war er als Gastprofessor an der Dartmouth Medical School in Hanover, New Hampshire, USA. Prof. Poets ist Träger des Wissenschaftspreises der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI) 2005.
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