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Montag, 26.05.2025

Stiftungsuniversität

Zehn Jahre Stiftungsuniversität

Prof. Dr. Dr. Karsten Hiltawsky (Dräger), Prof. Dr. Philipp Rostalski (Uni), Stefan Dräger (Dräger), Prof. Dr. Thorsten M. Buzug (Uni), Prof. Dr. Christian Herzog (Uni) und Prof. Dr. Georg Schildbach (Uni; v.l.n.r.) anlässlich der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Instituts für Medizinische Elektrotechnik (Foto: Sandy Bever, Fraunhofer IMTE)

Neue Dynamik und ein starkes Gemeinschaftsgefühl: Eines der ersten mit Hilfe einer Stiftungsprofessur gegründeten neuen Institute war 2015 das für Medizinische Elektrotechnik

Die Universität zu Lübeck ist seit zehn Jahren Stiftungsuniversität – die erste und bislang einzige in Schleswig-Holstein. „Mit der Gründung der Stiftungsuniversität ist eine neue Dynamik an der Universität zu Lübeck ausgelöst worden. Sie hat die Universität stark in den Herzen der Bevölkerung verankert und eine großartige Entwicklung bei Studierendenzahlen und den Forschungserfolgen ausgelöst“, sagt der Präsident der Universität Prof. Dr. Helge Braun.

„Heute nach zehn Jahren steht die Universität stärker da als je zuvor. Auch das Gemeinschaftsgefühl ist unvergleichlich", hebt er hervor. "Diese Erfolge des Stiftungsmodells bescheinigt auch die unabhängige Begutachtung der Universität zu Lübeck aus der Wissenschaft selbst."

Die Umwandlung in die neue Rechtsform trat am 1. Januar 2015 in Kraft. Am 12. September des Vorjahres hatte der Schleswig-Holsteinische Landtag das entsprechende Gesetz beschlossen. Der entscheidende Beschluss des Akademischen Senats war am 12. Dezember 2012 von allen Gruppen der Universität – den Professorinnen und Professoren, den wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Studierenden - einstimmig gefasst worden.

Maßgebliche Gründe waren die zweimalige Erfahrung der existenziellen Bedrohung für den Bestand der Universität 2005 und dann vor allem 2010 („Lübeck kämpft für seine Uni“). Daraus resultierte der dringende Wunsch nach mehr Autonomie und Selbstverantwortung. Wesentlich kommen der in Lübeck und seiner Stadtgesellschaft besonders gegebene Bürgersinn und ihre traditionsreiche Stiftungskultur hinzu.

Auf beeindruckende Weise gelungen

Mit der Umwandlung war die Universität Lübeck nach Göttingen, Hildesheim, der Leuphana Lüneburg, der Hochschule Osnabrück und der Tierärztlichen Hochschule Hannover (alle seit 2003), der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder und der Universität Frankfurt am Main (beide seit 2008) die achte Hochschule in der Form einer Stiftung öffentlichen Rechts in Deutschland.

Eine unabhängige Evaluation des Lübecker Stiftungsmodells war bereits im Stiftungsgesetz vorgesehen. Sie wurde vom schleswig-holsteinischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium beauftragt und 2022 durch die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen durchgeführt.

In der Bewertung heißt es: „Im Gegensatz zu anderen Bundesländern war die Einführung des Stiftungsmodells für Universitäten in Schleswig-Holstein kein übergreifendes Projekt der Landesregierung. Die Einführung des Stiftungsmodells entsprang eher der Krise der Universität Lübeck und sollte ihre Existenz besser absichern. Die Evaluationskommission erkennt dies an und stellt fest, dass dies auf beeindruckende Weise gelungen ist.“

Der Newsletter der Universität veröffentlicht, beginnend mit dieser Ausgabe, in lockerer Folge Erfahrungen und Erinnerungen aus zehn erfolgreichen ersten Jahren der Stiftungsuniversität. 

Zehn Jahre Institut für Medizinische Elektrotechnik an der Universität zu Lübeck

Mit Gründung der Stiftungsuniversität zu Lübeck vor zehn Jahren entstanden auch die ersten universitären Stiftungsprofessuren. Eine davon war die Professur für Medizinische Elektrotechnik, getragen von der Jürgen-Wessel-Stiftung und der Drägerwerk AG & Co. KGaA. Am 26. Mai feierte das daraus hervorgegangene Institut für Medizinische Elektrotechnik (IME) sein zehnjähriges Bestehen – und blickt auf eine Dekade wegweisender Forschung, Lehre und Technologietransfer zurück sowie eine sehr dynamische Entwicklung.

Mit der Übernahme der ersten Institutsräumlichkeiten auf dem Gelände der Firma Dräger durch Gründungsdirektor Prof. Dr. Philipp Rostalski und sein drei Mitarbeitenden im Mai 2015 war die Gründung des Instituts für Medizinische Elektrotechnik abgeschlossen. Die Gründung dieses neuen universitären Instituts wurde erst durch Stiftungsgelder der Jürgen-Wessel-Stiftung und der Firma Dräger ermöglicht. Als bundesweit erstes universitäres Institut auf einem Firmengelände stellt diese Institutsgründung einen Meilenstein im Technologietransfer dar und zeigt, dass erfolgreicher Transfer und ein unabhängiges wissenschaftliches Profil keine Gegensätze sein müssen. Die erfolgreiche Kooperation zwischen der Firma Dräger und dem Institut für Medizinische Elektrotechnik wurde 2021 mit dem Thomas-Fredenhagen-Preis ausgezeichnet.

„Das Institut für Medizinische Elektrotechnik stellt für uns eine wichtig Brücke zu unserem Lübecker Campus dar. Neben der Intensivierung der Forschungszusammenarbeit mit der Universität zu Lübeck spielt für uns als Unternehmen die Entwicklung und Rekrutierung von Fachkräften eine entscheidende Rolle“, erläutert Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender der Drägerwerk Verwaltungs AG.

Unabhängige akademische Forschung und Lehre, erfolgreicher Technologietransfer

„Die Unterstützung durch die Firma Dräger hat uns ideale Startbedingungen ermöglicht, die wir sowohl für unabhängige akademische Forschung und Lehre als auch für einen erfolgreichen Technologietransfer genutzt haben“, erklärt Institutsleiter Prof. Dr. Philipp Rostalski, einer von inzwischen vier Professoren am Institut.

Im Bereich der Lehre ist das Institut vor allem im Bereich der ingenieurwissenschaftlichen Grundlagenausbildung aktiv, vermittelt in verschiedenen Lehrveranstaltungen aber auch moderne Methoden der Regelungstechnik und Künstlichen Intelligenz sowie Aspekte der Technikethik. Die Lehrveranstaltungen des Instituts wurden bereits mit zahlreichen universitären Lehrpreisen ausgezeichnet. Ein besonderes Highlight der Institutsentwicklung war die Gründung der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge Robotik und Autonome Systeme im Jahr 2016, welche vom Institut für Medizinische Elektrotechnik maßgeblich mitgestaltet und geleitet werden.  

Die Forschungsschwerpunkte des Instituts liegen auf der Entwicklung und Anwendung sicherheitskritischer, autonomer Systeme, wie beispielsweise der Entwicklung modell- und datengetriebener Automatisierungsmodule für adaptive Beatmungsgeräte sowie neue Methoden zum Sicherheitsnachweis hochautomatisierter Systeme. Auch die Nutzung neuartiger sEMG-Sensorik für eine präzisere Diagnostik stehen im Fokus der Forschung am IME.

Professionalisierung von Translation und Transfer im Bereich Medizintechnik

Während der Schwerpunkt anfangs rein auf der Erforschung medizintechnischer Systeme lag, konnte das Institut sein Forschungsportfolio schnell ausbauen. Mit der Berufung von Prof. Dr. Georg Schildbach im Jahr 2018 wurde das Autonomous Systems Lab. des IME gegründet, an dem der sichere Einsatz autonomer Fahrzeuge und Drohen erforscht wird. Im Jahr 2023 wurde mit der Sentinex Robotics GmbH das erste Startup aus dem IME heraus gegründet.

Ethische Aspekte beim Einsatz autonomer Systeme werden seit 2020 am Ethical Innovation Hub (EIH ) der Universität unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Herzog erforscht. Das EIH ist eine Ausgründung des Instituts für Medizinische Elektrotechnik und wird gemeinsam mit dem Institut für Wissenschaftsforschung und Medizingeschichte der Universität betrieben.

2020 war das Institut für Medizinische Elektrotechnik zusammen mit dem Institut für Medizintechnik der Universität zudem maßgeblich an der Gründung und Weiterentwicklung der Lübecker Fraunhofer Einrichtung für Individualisierte und zellbasierte Medizintechnik (IMTE) beteiligt und trägt so weiterhin aktiv zur Professionalisierung von Translation und Technologietransfer im Bereich Medizintechnik bei.

Eine der ersten Stiftungsprofessuren mit Einrichtung der Stiftungsuniversität 2015 war die für Medizinische Elektrotechnik, getragen von der Jürgen-Wessel-Stiftung und der Firma Dräger (Foto: Sandy Bever, Fraunhofer IMTE)

Rundgang durch die Räume und Labore des Instituts - es war bei Gründung das bundesweit erste universitäre Institut auf einem Firmengelände und damit ein Meilenstein für den Technologietransfer (Foto: Sandy Bever, Fraunhofer IMTE)

Abendlicher Festakt anlässlich der Gründung der Stiftungsuniversität am 18. Februar 2015 im Rathaus der Hansestadt: Hans-Jochen Arndt von der Jürgen-Wessel-Stiftung, Universitätspräsident Prof. Hendrik Lehnert und Bürgermeister Bernd Saxe (v.l.n.r.; Foto: Guido Kollmeier)

Spende der Parcham'schen Stiftung für die Hochschulbibliothek am Vormittag des gleichen Tages (Foto: Olaf Malzahn)

Empfang des Präsidiums für alle Angehörigen und Studierenden der Universität anlässlich der Umwandlung in eine Stiftungsuniversität am 18. Februar 2015 im Audimax (Foto: Olaf Malzahn)

Gründungspressekonferenz für die Stiftungsuniversität: Steffen Drewes, Björn Engholm, Renate Menken, Prof. Hendrik Lehnert und Birte Stoeter (v.l.n.r.; Foto: Guido Kollmeier)