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Freitag, 30.11.2018

Forschung

Vorträge, Flash-Talks, Networking

Erfolgreicher Tag der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung: Prof.es Klaus F. Rabe, Gabriele Gillessen-Kaesbach, Otmar D. Wiestler, Hendrik Lehnert, Jeanette Erdmann, Jan Rupp, Matthias Kopp und Claudia Schmidtke, MdB (v.l.n.r.; Foto: Christoph Westenberger / Universität zu Lübeck)

Erfolgreicher Tag der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung im CBBM

Seit nunmehr sechs Jahren werden vier Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung am Standort Lübeck gefördert. Es sind dies das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD).

Zu einem Rückblick auf die Forschungsarbeit dieser sechs Jahre und für einen Ausblick auf die zukünftige und weitere Ausgestaltung der Zentren fand an der Universität zu Lübeck am 30. November 2018 der "Tag der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung" statt.

Prof. Dr. Gabriele Gillessen-Kaesbach, die Präsidentin der Universität, Prof. Dr. Jeanette Erdmann, Direktorin des Instituts für Kardiogenetik, DZHK-Professorin und DZHK-Standortsprecherin Lübeck, Prof. Dr. Matthias Volkmar Kopp, Leiter der Sektion Pädiatrische Pneumologie und Allergologie, Prof. Dr. Hendrik Lehnert, Direktor der Medizinischen Klinik I, und Prof. Dr. Jan Rupp, Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie und DZIF-Standortsprecher Lübeck, hatten dazu eingeladen.

Prof. Dr. Otmar H. Wiestler, der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, konnte als Sprecher der Veranstaltung gewonnen werden. Das Programm wurde mit Kurzvorstellungen der vier in Lübeck vertretenen Zentren für die Gesundheitsforschung ergänzt. Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion zur Bedeutung der DZGs für den Standort Lübeck.

Das Ziel der Veranstaltung, die unterschiedlichen Forschungsagenden noch intensiver zu verknüpfen, wurde nach Auffassung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hervorragend erreicht. Vor allem auch dem wissenschaftlichen Nachwuchs der Gesundheitszentren war mit der Präsentation von sogenannten "Flash-Talks" und Postern eine lebendige Plattform zum Austausch geboten.

Tag der Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung

  • Fünf Fragen an Prof. Dr. Otmar D. Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft

1. Wie der Status der DZG heute im Jahr 2018: Was wurde erreicht?

Die Vernetzung universitärer und außeruniversitärer Forschung in den  Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) ist einmalig und hat international Modellcharakter. Die DZG haben entscheidend dazu beigetragen, die medizinische Translation auf dem Gebiet der wichtigsten Volkskrankheiten  voranzutreiben. Das belegen die internationalen Begutachtungen jedes DZG und eine Bewertung des Wissenschaftsrats im Jahr 2017 sehr eindrücklich. Demnach haben die einzelnen DZG gezielt und erfolgreich wissenschaftliche Expertise gebündelt und damit entscheidende Voraussetzungen für die Optimierung und Beschleunigung des Translationsprozesses geschaffen. Der wissenschaftliche Output aller DZG ist herausragend. Nicht zuletzt attestierte der WR den DZG eine große Attraktivität und hervorragende Arbeitsmöglichkeiten für Nachwuchswissenschaftler sowie für clinician scientists. Alle sechs Gesundheitszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, etwa zwei Drittel aller universitätsmedizinischen Standorte sowie mehrere Institute der Max-Planck Gesellschaft und der Leibniz-Gemeinschaft sind als Partnereinrichtungen in die DZG-Netzwerke eingebunden.

2. Wie ist die Außenwahrnehmung (evtl. auch außerhalb Deutschlands) der DZG?

Insgesamt ist eine kontinuierlich steigende nationale und internationale Sichtbarkeit bzgl. der wissenschaftlichen Leistungen, aber auch hinsichtlich der Art des Förderungsmodells mit seiner ortsverteilten Konsortien-Struktur festzustellen. So gab es in den vergangenen Jahren unterschiedliche Aktivitäten, um die DZG als  Zukunftsmodell translationaler Forschung auf nationaler und internationaler Ebene zu präsentieren.

Durch die Vielzahl der quer über Deutschland verteilten Akteure ist die nationale Sichtbarkeit der DZG in der Universitätsmedizin und in den Forschungseinrichtungen hoch. Inzwischen wird der Beteiligung an einem oder mehreren DZG große Bedeutung für die Profilbildung universitätsmedizinischer Standorte seitens der Universitätsmedizin und der Helmholtz-Zentren beigemessen. Was die internationale Sichtbarkeit der DZG betrifft, ist festzustellen, dass Zentren zunehmend in große internationale Forschungskonsortien eingebunden werden. Zudem steigt der personelle Austausch mit führenden internationalen Forschungsorganisationen, was zu einer weiteren Steigerung der internationalen Sichtbarkeit führen wird.

3. Welche Herausforderungen müssen jetzt angepackt werden?

Die wesentlichen Zukunftsaufgaben bestehen darin, die für die Translation notwendigen Vernetzungsstrukturen, auch DZG-übergreifend, auszubauen und den Bereich Weiterbildung und Nachwuchsförderung in der klinisch-translationalen Forschung zu stärken. Innerhalb der DZG muss es gelingen, Biobankmaterialien und klinische Daten aus definierten Patientenkohorten gemeinsam für innovative Forschungsprojekte zugänglich zu machen. Dazu sind vor allem umfangreiche Standardisierungsprozesse und der Ausbau geeigneter IT-Strukturen notwendig. Auch gilt es, das Potenzial datenbasierter sogenannter „artificial intelligence“-Ansätze weiter zu heben sowie Forschungsplattformen und Infrastrukturen noch effektiver innerhalb der DZG, aber auch für externe Forschungseinrichtungen, nutzbar zu machen. Schließlich müssen sich die DZG künftig auch den großen Zukunftsthemen der präventiven Medizin widmen.

DZG-übergreifende Aktivitäten, auch unter Einbeziehung externer Partner, sind vor allem wichtig, um neue Forschungsgebiete an den Schnittstellen verschiedener Fachdisziplinen und Krankheitsentitäten erschließen zu können. Die unterschiedlichen Expertisen in den DZG bieten dazu eine einmalige Chance. Um attraktive Themen zu identifizieren, die durch die DZG-übergreifende Zusammenarbeit einen großen Mehrwert generieren können, wurde vor kurzem ein intensiver DZG-Strategieprozess begonnen.

Als besonders wichtige Herausforderung sehe ich den Bereich der biomedizinischen Nachwuchsförderung. Dies erfordert gezielte Nachwuchsprogramme, attraktive Karrierewege für klinisch-translational ausgerichtete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte sowie attraktive Zielpositionen mit ausgezeichneten Arbeitsmöglichkeiten. Die DZG verfügen über ein großes Potenzial, um medizinischen Nachwuchs frühzeitig und intensiv an translationsorientierte Fragestellungen heranzuführen, die für Translation notwendigen Kompetenzen zu vermitteln und den größten Talenten langfristige Karriereoptionen zu öffnen.

4. Wie sollten sich die DZG mittelfristig positionieren?

Die DZG sollten, im Zusammenspiel mit den wesentlichen Akteuren der deutschen Gesundheitsforschung, künftig eine noch wichtigere Rolle im deutschen Wissenschaftssystem übernehmen. Sie sind „Motoren“ für die Umsetzung einer digitalen, personalisierten und präventiven Medizin der Zukunft.

5. Warum sind Veranstaltungen wie der Tag der Deutschen Gesundheitszentren wichtig?

Die DZG stellen ein relativ junges und neues Kooperations- bzw. Vernetzungsmodell universitärer und außeruniversitärer medizinischer Forschung dar, das insgesamt noch zu wenig bekannt ist. Gerade für Nachwuchswissenschaftler bieten sie hervorragende Austauschmöglichkeiten. Veranstaltungen wie der Tag der Deutschen Gesundheitszentren können dazu beitragen, den Austausch zwischen den DZG und die Planung gemeinsamer indikationsübergreifender Aktivitäten zu fördern.