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Freitag, 31.03.2023

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"sterben helfen"

Lucy (links, Sonja Cariaso) und Þrúðr (Rachel Behringer) in "sterben helfen" (Foto: Kerstin Schomburg)

Theaterstück wird im CBBM gezeigt

In ein paar Laboren und Arbeitsräumen brennt noch Licht, während die rund 100 Zuschauenden auf den Stühlen im Foyer des Centers of Brain, Behavior and Metabolism (CBBM) Platz nehmen. Das Theater Lübeck führt in dem Forschungsgebäude der Universität zu Lübeck ein Stück über Sterbehilfe und Selbstbestimmung auf - am Donnerstag wurde Premiere gefeiert.

Eine junge Wissenschaftlerin im weißen Kittel arbeitet noch am Computer im ersten Stock, als das Schauspiel von Konstantin Küspert im Eingangsbereich startet. Die Zuschauenden können in die verglasten Arbeitsräume des modernen Gebäudes hineingucken. Dann richtet sich der Fokus in den kommenden 75 Minuten auf die 40-jährige Lucy (Sonja Cariaso), die mit ihrer Frau Þrúðr (Rachel Behringer) und ihrem Sohn Bellerophon (Johannes Merz) in einer Welt lebt, in der jeder Mensch zur Geburt einen Inhalator bekommt, der das Leben beenden kann.

BMF als Kulisse

Lucys Mutter (Susanne Höhne) zeigt zu Beginn des Stücks, wie in dieser Gesellschaft gestorben wird: Sie lädt ihre Familie und Weggefährten zu einer Feier ein, hält noch eine Abschiedsrede und verlässt dann, langsam schreitend, die Menschen, die sie umgeben. Der Gang vom CBBM zum Nachbargebäude für Biomedizinische Forschung (BMF) bildet die Kulisse für den Weg in den selbst gewählten Tod.

Das Leben der taffen Lucy, die als Marketing-Direktorin arbeitet, ändert sich, als ihr eine unerwartete Diagnose gestellt wird. Doch sie möchte noch so lange leben, wie es möglich ist, auch wenn das mit Leid verbunden ist. "Ich lebe so gerne, ich kann noch nicht sterben", sagt Lucy. "Ich bin noch nicht fertig hier."

Eine Entscheidung, die von manchen Personen in ihrem Umfeld nicht verstanden und ertragen wird. Denn Sterbeprozesse, so sagt der behandelnde Arzt Dr. Asche (Jan Byl), sind sehr selten geworden, "wir kommen kaum noch mit solchen Fällen in Kontakt". Das Stück wirft viele Fragen auf, die im Zusammenhang mit Sterbehilfe stehen: Welche Sterbeprozesse halten wir für richtig? Wer entscheidet über Leben und Tod? Und - auch dieser Aspekt wurde angesprochen - was macht es mit dem Gesundheitssystem, wenn lebenserhaltende Maßnahmen in der Regel wegfallen?

Einige Fragen können bei der Veranstaltung am 7. Mai besprochen werden, denn an dem Termin ist ein Nachgespräch mit dem Paliativnetz Travebogen geplant.

Die Premierenvorstellung wurde mit viel Applaus gewürdigt. Die Veranstaltung am 6. April ist bereits ausverkauft, für die Termine am 7. April, 7./14./24. Mai und 10./11./18. Juni gibt es noch Karten (Stand 31. März).