Die Forschenden Dr. Olaf Isken, Prof. Dr. Norbert Tautz und Stefanie Schwindt (v.l.n.r.) vom Institut für Virologie und Zellbiologie der Universität zu Lübeck waren an einer internationalen Studie beteiligt, die zeigt, wie Schweine durch eine gezielte Genveränderung vor dem Virus der Klassischen Schweinepest geschützt werden können. (Foto: privat)
Forschende der Universität zu Lübeck veröffentlichen Studie in der Fachzeitschrift Trends in Biotechnology über Schweine, die durch eine gezielte Genveränderung gegen Schweinepest resistent sind.
Ein internationales Forschungsteam der Universität zu Lübeck und des Roslin Institute (The Royal School of Veterinary Studies) der University of Edinburgh in Schottland hat das Genom von Schweinen gezielt so verändert, dass sie gegen das Virus der Klassischen Schweinepest (CSFV) vollständig resistent sind. Ausreichend dafür war eine gezielte Veränderung in einem einzelnen Eiweißbaustein (Protein), auf welchen das Virus für seine Vermehrung angewiesen ist. Infektionsversuche zeigten, dass sich das Virus in diesen Schweinen nicht vermehren kann. Die Tiere blieben nach einer Infektion gesund. Die Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für Tierwohl und Seuchenkontrolle und sind jetzt in der Fachzeitschrift Trends in Biotechnology erschienen.
Das Virus der Klassischen Schweinepest gilt weltweit als eine der gefährlichsten Tierseuchen. Es verursacht schwere Krankheitsausbrüche und kann die Schweinebestände in ganzen Regionen gefährden. Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Norbert Tautz vom Institut für Virologie und Zellbiologie der Universität zu Lübeck hat nun einen entscheidenden Mechanismus entdeckt, um Schweine dauerhaft vor dieser schweren Erkrankung zu schützen. Das Team fand heraus, dass das Virus für seine Vermehrung ein bestimmtes Eiweiß im Körper des Schweins, das sogenannte DNAJC14 Protein, zwingend benötigt.
Gemeinsam mit Forschenden vom Roslin-Institute in Schottland gelang es, diesen winzigen Baustein im Erbgut der Tiere mittels der Genschere CRISPR/Cas9 gezielt in nur einer Aminosäure zu verändern. Die so veränderten Schweine zeigten in Infektionstests keinerlei Virusvermehrung und daher auch keine Krankheitssymptome. „Die genaue Kenntnis der Wechselwirkung zwischen Tierseuchenerregern und deren Wirten konnten wir nutzen, um die Schweine mithilfe von Genom-Editierung vor diesem gefährlichen Erreger zu schützen“, erklärt Prof. Dr. Norbert Tautz von der Universität zu Lübeck.
Begleitende Laborstudien zeigten zudem, dass die Zellen der veränderten Tiere Resistenzen gegen weitere Pestiviren aufwiesen, darunter das Virus der Bovinen Virusdiarrhoe (BVDV), das ebenfalls große wirtschaftliche Schäden verursacht. Die veränderten Schweine waren gesund und zeigten keinerlei Auffälligkeiten in ihrem Verhalten. Damit belegt die Studie erstmals im Tier die zentrale Rolle von DNAJC14 für die Vermehrung klassischer Pestiviren und weist einen neuen Weg zur Zucht infektionsresistenter Nutztiere.
Das Ergebnis zeigt, wie moderne Forschung dabei helfen kann, Tierkrankheiten ohne den Einsatz von Medikamenten oder Massentötungen bei Seuchenausbrüchen nachhaltig zu bekämpfen. Schweine, die von Natur aus unempfänglich für gefährliche Viren sind, könnten langfristig Tierbestände stabilisieren und das Risiko von Epidemien deutlich senken.
Crooke H., Schwindt S., Fletcher S.L., Isken O., Harding S., Berkley N., Tait-Burkard C., Warren C., Whitelaw C.B.A., Tautz N., Lillico S.G.: “DNAJC14 Gene Edited Pigs are Resistant to Classical Pestiviruses", Trends in Biotechnology (2025) in press. https://doi.org/10.1016/j.tibtech.2025.09.008
Prof. Dr. Norbert Tautz
Leiter des Instituts für Virologie und Zellbiologie
Universität zu Lübeck
E-Mail: Norbert.Tautz(at)uni-luebeck.de
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