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Freitag, 16.05.2025

Forschung

Schleswig-Holstein startet eigenen IoT-Hub

Finja Wegener und Nils Stumpf sind wissenschaftliche Mitarbeitende in dem Projekt. Sie zeigen einen Sensor. (Foto: Johanna Helbing / TH Lübeck)

Die Technische Hochschule Lübeck, die Universität zu Lübeck und die Stadtwerke Lübeck beteiligen sich an der Entwicklung einer offenen, digitalen Datenplattform für ganz Schleswig-Holstein.

Die Landesregierung hat 2024 mit über 420 Gateways eine flächendeckende LoRaWAN®-Infrastruktur in Schleswig-Holstein etabliert und damit einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg in digitale Zukunft gesetzt. Nun geht das Land einen Schritt weiter und wird den Nutzerinnen und Nutzern mit dem IoT-Hub SH eine eigene Plattform zur Verfügung stellen, um die Funktechnologie digital unabhängig, sicher und mit offenen Standards nutzen zu können.

Für diese Weiterentwicklung überreichte Schleswig-Holsteins Digitalisierungsminister Dirk Schrödter heute (am 16. Mai) einen Förderbescheid in Höhe von 400.000 Euro an die TH Lübeck und die Universität zu Lübeck. Das Projekt wird gemeinsam im Austausch mit den Partnern nodes.sh und Dataport sowie den Stadtwerken Lübeck umgesetzt.

LoRaWAN steht für „Long Range Wide Area Network“, ein Netzprotokoll, das auf einem patentierten Übertragungsverfahren der Fa. Semtech (USA) basiert. Es bezeichnet eine energieeffiziente Funktechnologie, mit der sich kleine Datenmengen drahtlos über große Distanzen übertragen lassen. Es wird vor allem im „Internet der Dinge“ (Internet of Things, IoT) eingesetzt – einem Netzwerk aus physischen Objekten. Das IoT ermöglicht, Daten zu erfassen und mit anderen Geräten über das Internet zu kommunizieren.

Gerechte Nutzung

Durch die bisherige Anbindung an das sogenannte „The Things Network (TTN)“ konnten bereits vielfältige Anwendungsszenarien für die Netzwerktechnologie in Schleswig-Holstein realisiert werden – etwa zur Pegelstandsmessung von Löschteichen oder zur Beobachtung von Fledermauspopulationen. Der Zugriff auf das offene gemeinschaftsbasierte Netzwerk unterliegt jedoch besonders für Kommunen und Unternehmen Beschränkungen. TTN verfolgt eine „Fair Use Policy“, um eine gerechte Nutzung durch alle Teilnehmer zu gewährleisten. Beispielsweise sind hohe Datenmengen und häufige Übertragungen nicht erlaubt. Darüber hinaus ist die öffentliche TTN-Instanz nicht für produktive kommerzielle Nutzung gedacht, sondern für Tests, Prototypen oder kleine Smart City Projekte. 

Die Technische Hochschule Lübeck und die Universität zu Lübeck bauen jetzt gemeinsam mit den anderen Projektpartnern mit „Open KI IoT SH“ eine offene, KI-gestützte Internet of Things-Plattform für Schleswig-Holstein auf. Ziel ist es, die LoRaWAN-Infrastruktur gezielt zu erweitern und für Anwendungen in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung nutzbar zu machen. Schon jetzt steht den Nutzerinnen und Nutzern im Land der durch die Stadtwerke Lübeck bereitgestellte IoT-Hub zur Verfügung.

„LoRaWAN und das Internet der Dinge sind Schlüsseltechnologien der digitalen Transformation und wichtige Puzzleteile, um das volle Digitalisierungspotenzial in Schleswig-Holstein zu heben. Der neue IoT-Hub Schleswig-Holstein ist offen, skalierbar und für eine breite Anwenderschaft konzipiert. Kommunen, Forschungsinstitute oder Privatpersonen – alle können eigene LoRaWAN-Sensoren integrieren, Daten visualisieren und damit datenbasierte Entscheidungen treffen“, sagte Minister Schrödter. „Ein Alleinstellungsmerkmal des neuen Hubs ist der konsequente Einsatz von Open Source-Technologien. Damit stärken wir nicht nur unsere digitale Souveränität, sondern auch die Sicherheit und Transparenz bei der Datenverarbeitung.“

Die neue Plattform soll Forschungseinrichtungen, Behörden, Unternehmen und privaten Nutzern ermöglichen, eigene Sensoren einfach zu integrieren, vorhandene Daten zu nutzen und KI-gestützte Anwendungen zu entwickeln.

„Unser Projekt schafft die Voraussetzungen für den langfristigen, nachhaltigen und skalierbaren Aufbau eines Systems, das sowohl im behördlichen als auch im wirtschaftlichen Kontext eingesetzt werden kann. Behörden, Hochschulen, Firmen, sowie Bürgerinnen und Bürger können die Plattform für zahlreiche Alltagssituationen nutzen, in dem sie zum Beispiel Sensoren für die automatisierte Bewässerung des Gartens installieren und über die Plattform managen, oder zum Beispiel Sensoren in der Land- und Forstwirtschaft betreiben“, sagte Prof. Horst Hellbrück, Leiter des Kompetenzzentrums CoSA der TH Lübeck.

„In diesem Projekt können wir sehr gut zeigen, wie wir durch eine Bündelung der Kompetenzen von Uni und TH Lübeck in Zusammenarbeit mit der nodes.sh-Community einen sehr nützlichen Service für breite Anwenderschichten in Schleswig-Holstein realisieren können. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!", sagte Prof. Stefan Fischer, Direktor des Instituts für Telematik (ITM) der Universität zu Lübeck.

„Digitalisierung ist unabdingbar, um große Themen wie Nachhaltigkeit, Erreichung der Klimaziele, Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse und digitale Souveränität zu lösen. Besonders wichtig ist dabei, dass die Kommunale und Landesebene kooperieren und interoperable Lösungen zur Verfügung stellen. Der IoT-Hub ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie aus dieser regionalen Zusammenarbeit intelligente Lösungen für das ganze Bundesland ermöglicht werden können“, so Dr. Jens Meier, CEO Stadtwerke Lübeck Gruppe. 

„Mit dem LoRaWAN-Netzwerk und dem frei verfügbaren IoT-Hub bietet Schleswig-Holstein Nutzerinnen und Nutzern aus Verwaltung, Wirtschaft und Bevölkerung einen bundesweit einzigartigen Zugang zu diesen Schlüsseltechnologien. Wir freuen uns, mit unserer Digitalisierungsexpertise zu diesem spannenden Projekt beizutragen, es mit unseren Partnern weiterzuentwickeln und den Menschen in der Region verlässlich bei der Nutzung des Internet of Things zur Seite zu stehen", Christoph Schweizer, COO der Stadtwerke Lübeck Gruppe.

 

 

 

 

Prof. Helge Braun (von links), Nils Stumpf, Prof. Stefan Fischer, Dirk Schrödter und weitere Beteiligte tauschen sich mit Finja Wegener aus. (Foto: Elena Vogt / Uni Lübeck)