Lasse Petersdotter und Bruno Hönel informierten sich über Forschung und Lehre an der Universität
Prof. Dr. Stefan Fischer, Vizepräsident der Universität zu Lübeck, führte Lasse Petersdotter, Abgeordneter im Landtag Schleswig-Holstein, und Bruno Hönel, Direktkandidat der Partei für den Bundestag im Wahlkreis Lübeck, über den Campus. Die neuen Forschungsgebäude CBBM und BMF standen dabei ebenso auf dem Programm wie die Baustelle der Zentralen Hochschulbibliothek (ZHB) und die bidirektionale Ladestation von StattAuto und Universität am Audimax. Letztere ist Teil eines Projektes beid em erforscht wird, wie E-Autos als Energiespeicher eingesetzt werden können.
Für die Präsidentin der Universität, Frau Prof. Dr. Gabriel Gillessen-Kaesbach, sind Besuche von Politikern von großem beiderseitigem Interesse: „Politik ist darauf angewiesen, herausragende Forschungsprojekte an Hochschulen kennenzulernen, um deren Ergebnisse für die Ansiedlung von Industrie und die Förderung der Region zu nutzen. Hochschulen wiederum bedürfen der Politik, um gerade jene Forschungsschwerpunkte, die aktuell nicht im Fokus der Medien stehen, gleichwohl aber das Leben Einzelner und der Gesellschaft nachhaltig positiv beeinflussen können, zu vermitteln.“
Propädeutikum an der Universität zu Lübeck
Zunächst informierten sich Petersdotter und Hönel über das Propädeutikum der Universität zu Lübeck, welches für internationale Studienbewerber und Bildungsinländer angeboten wird. Junge Menschen für die Wissenschaft zu interessieren, sie bei der Wahl des für sie richtigen Studiengangs zu unterstützen und die Wissenslücken vor Beginn des Studiums so gut wie möglich zu schließen, um einen erfolgreichen Verlauf bis hin zum gewünschten Abschluss zu ermöglichen, sind die Schwerpunkte des Projekts. In den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass die überwiegende Zahl der Teilnehmenden ihr Studium erfolgreich beenden. „Dies ist ein beachtenswertes Ergebnis, das als Vorbild auch für andere Hochschulen dienen kann“, so Matthias Holzum, Projektkoordinator des Propädeutikums.
Auch die Politiker sehen das Propädeutikum positiv. Eine Kofinanzierung durch das Land nach dem Auslaufen der jetzigen Förderung durch Lübecker Stiftungen Ende 2022 würde das Propädeutikum auch für die Zukunft sichern. Positiv für die zukünftigen Studierenden: Das Propädeutikum wird nicht auf die Zeit der BAFÖG-Förderung angerechnet, so dass es unmittelbar der Bildungsgerechtigkeit dient. Holzum zitiert zum Ende des ersten Gesprächs aus der Reaktion eines Teilnehmers aus Syrien, der sein Propädeutikum 2017 und sein Studium 2020 abgeschlossen hat: „Das Propädeutikum der Uni war die Grundlage für meinen beruflichen Erfolg in Deutschland. Nach meinem Bachelor habe ich direkt eine Anstellung in Lübeck gefunden. Meine Familie und ich sind den engagierten Lehrkräften und allen Beteiligten des Programms für immer dankbar!“
Exzellente Entwicklung
Das Institut für Kardiogenetik von Prof. Dr. Jeanette Erdmann war die zweite Station des Besuchs. Die frisch in die Leopoldina berufene Wissenschaftlerin berichtete von ihren Forschungsvorhaben und lud zur Besichtigung ihrer Labore ein. Zugleich gab sie zu bedenken, dass eine verlässliche Förderung für die Erforschung von häufigen, aber auch seltenen, Krankheiten für die Entwicklung innovativer Therapien von grundlegender Bedeutung sei. „Leider ist die ‚genomische Medizin‘ in Deutschland deutlich unterfinanziert. Wichtig wären Strategien für eine auskömmliche Förderung genomischer Forschung, um den aktuellen Wettbewerbsnachteil auszugleichen,“ so Erdmann.
Zudem verwies sie als Betroffene und Landesvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke e.V. auf die nicht zufriedenstellende Situation der Barrierefreiheit für Menschen mit Beeinträchtigungen hin, insbesondere auch für Forschende mit Beeinträchtigung. Hier seien weiterhin gewaltige Anstrengungen notwendig, um Barrierefreiheit an Schulen und Universitäten zu garantieren.
Erneuerung der ZHB
„Für mehr als 10.000 Studierende der Universität und Technischen Hochschule ist die ZHB der zentrale Lernort. Bis Wintersemester 2022/23 möchten die beiden Hochschulen Arbeitsplätze, Gruppenräume und den Computerpool als Ort des digitalen Lernens modernisieren“, so Inga Larres, stellvertretende ZHB-Leiterin. Während die vom Land Schleswig-Holstein finanzierte energetische Sanierung der in die Jahre gekommenen Zentralen Hochschulbibliothek nahezu abgeschlossen ist, ist der durch private Förderer und Stiftungen finanzierte Innenausbau in vollem Gange. So soll unter anderem ein Raum für Menschen mit Beeinträchtigung finanziert werden. Wichtig ist der normale Bibliotheksbetrieb ab 2022/23, da Corona gezeigt hat, dass nicht nur digitale Angebote unterbreitet werden müssen, um das Studium erfolgreich zu beenden, sondern dass Studierende das gemeinsame Lernen mit intensivem Austausch ebenso schätzen. Für Ulf Hansen, Fundraiser der Universität zu Lübeck, sind die derzeitigen Umbauten in der ZHB ein gutes Beispiel für die richtige Entscheidung von Hochschule und Land, die Universität zu Lübeck in eine Stiftungsuniversität zu überführen. „Das Engagement der hiesigen Stiftungen ebenso wie das zahlreicher Privatpersonen zeigt, dass Forschung und Lehre für viele von großem Interesse sind und sie bereit sind, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.“
Nachhaltige Mobilität
Die letzte Station des Besuchs führte zur bidirektionalen Ladestation für Elektrofahrzeuge am Audimax. In Kooperation mit StattAuto und finanzieller Förderung durch EU- und Landesmittel wird hier von Herrn Prof. Dr. Thomas Franke (Institut für Multimediale und Interaktive Systeme) gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Leucker (Institut für Softwaretechnik und Programmiersprachen) erforscht, wie E-Autos als Energiespeicher genutzt werden können, um mit gerade nicht benötigter Energie Spitzenbedarfe durch Rückeinspeisung in das Netz zu reduzieren.
Auch wenn bidirektionales Laden bei modernen Schnellladeterminals noch nicht zur Ausstattung gehört, ist sich Franke sicher, dass der Sektor Mobilität viele Möglichkeiten bereithält, Energieeffizienz zu steigern und die CO2-Reduktion zu unterstützen – und zwar in allen Bereichen, von der Handelsschifffahrt bis zu individuellen Nutzung von E-PKW. „Wie können wir nachhaltige Mobilität und Energieeffizienz im Einklang mit erneuerbaren Energien für Menschen so einfach wie möglich machen? Das ist die zentrale Frage, die wir in der Mobilitäts- und Energieforschung der nächsten Jahre beantworten müssen,“ ist sich Franke sicher.
Prof. Dr. Stefan Fischer, Vizepräsident der Universität, zeigt sich zuversichtlich, dass die Forschungen zu Energieeffizienz unter unterschiedlichen Fragestellungen zukünftig einen breiten Raum einnehmen werden: "Gerade mit den Forschungsaktivitäten zu Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz wendet sich die Universität zunehmend auch den beiden großen Problemen Klimawandel und demographische Veränderung zu. Projekte wie ReNuBil und MASIRI sind sehr gute Beispiele dafür, wie ganz konkrete Lösungen für die zukünftige Mobilität aussehen können."
für die Ukraine