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Dienstag, 23.01.2024

Forschung

Neue Diagnosekriterien für Parkinson vorgeschlagen

Prof. Christine Klein, Direktorin des Instituts für Neurogenetik an der Universität zu Lübeck und am UKSH Lübeck ist an dem Vorschlag für die neuen Klassifizierungskriterien der Parkinson-Erkankung beteiligt, der in Lancet Neurology veröffenticht wurde (Foto: Christoph Westenberger)

Eine internationales Forschungsteam unter Beteiligung von Frau Prof. Christine Klein vom Institut für Neurogenetik der Uni Lübeck und des UKSH Lübeck schlägt neue biologische Klassifikation der Parkinson-Krankheit vor.

*** Die englische Version dieser Mitteilung ist auf EurekAlert! abrufbar: https://www.eurekalert.org/news-releases/1032063 ***

Einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Frau Prof. Christine Klein, Universität Lübeck und Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, ist ein bedeutender Sprung in der Parkinson-Forschung gelungen. In einer aktuellen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Lancet Neurology stellt das Team ein neues, biologisch basiertes Klassifikationssystem für die Parkinson-Krankheit vor, das SynNeurGe (S-N-G)-System. Die vorgeschlagenen Kriterien könnten einen entscheidenden Schritt zum Verständnis und zur Behandlung der komplexen und zunehmend verbreiteten neurodegenerativen Erkrankung darstellen.

Neue Klassifizierung erforderlich

Die derzeitigen klinischen Klassifizierungen der Parkinson-Erkrankung spiegeln die komplexen Krankheitsmechanismen und die biologische Vielfalt der Krankheit nur bedingt wider. Parkinson betrifft allein in Deutschland etwa 147.000 Menschen und ist durch chronische und fortschreitende Manifestationen gekennzeichnet. Obwohl symptomatische Behandlungen, einschließlich Medikamente und Tiefenhirnstimulation, sich als wirksam erwiesen haben, ist eine kurative oder kausale Therapie nach wie vor nicht möglich. Die Parkinson-Krankheit und verwandte Synucleinopathien sind durch pathologische Ablagerungen von fehlgefaltetem α-Synuclein-Protein im Gehirn gekennzeichnet, die zur Bildung von Lewy-Körpern und zur anschließenden Zerstörung von Dopamin-produzierenden Neuronen führen. Dies führt zu den charakteristischen motorischen Symptomen von Parkinson. Genetische Mutationen und Risikovarianten tragen zur Erkrankung bei, wobei sporadische und genetische Formen die gleichen grundlegenden Pathomechanismen aufweisen. Es wurden jedoch auch Formen der Parkinson-Krankheit ohne Lewy-Körperchen festgestellt.

Das "SynNeurGe"-System - ein biologischer Ansatz

Die SynNeurGe-Klassifikation berücksichtigt drei Schlüsselkomponenten: 1. Synucleinopathie vom Parkinson-Typ (S), die das Vorhandensein oder Fehlen von pathologischem α-Synuclein in Geweben oder Liquor widerspiegelt. 2. Parkinson-assoziierte Neurodegeneration (N), die spezifische bildgebende Verfahren umfasst. 3. Parkinson-spezifische genetische Varianten (G), die pathogene Genvarianten beschreiben, welche prädisponierend oder kausal beteiligt sind. Zusätzlich wird eine klinische Syndromkomponente (C) integriert, die durch spezifische oder multiple Merkmale wie motorische, sensorische oder autonome Merkmale definiert ist. Diese biologische S-N-G-Klassifikation bietet einen umfassenderen Rahmen für das Verständnis der Parkinson-Krankheit und ermöglicht eine präzise Identifizierung und therapeutische Ziele auf Basis molekularer Grundlagen der Krankheit.

Auswirkungen auf Forschung und Therapieentwicklung

Diese Verlagerung von einer rein klinischen Diagnose zu einer biologischen Klassifizierung ist von wesentlicher Bedeutung für die nächste Phase der Grundlagen- und klinischen Forschung auf dem Weg zur Präzisionsmedizin. Das SynNeurGe-System bildet die Grundlage für künftige Biomarker-basierte Subgruppen- und Stufen-Systeme. Dieser Ansatz ist für die Entwicklung krankheitsmodifizierender Therapien von hoher Relevanz, da er eine genaue Stratifizierung von Studienkohorten ermöglicht und sicherstellt, dass neue Medikamente auf die richtigen molekularen Mechanismen abzielen und die über die symptomatische Behandlung hinausgehen.

Originalarbeit

Höglinger, G.U., Adler, C.H., Berg, D., Klein, C., Outeiro, T.F., Poewe, W., Postuma, R., Stoessl, A.J., and Lang, A.E. (2024). A biological classification of Parkinson’s disease: the SynNeurGe research diagnostic criteria. Lancet Neurol. 23, 191–204. https://doi.org/10.1016/S1474-4422(23)00404-0

Kontakt

Prof. Dr. Christine Klein
Direktorin des Instituts für Neurogenetik
Universität zu Lübeck und
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Email: christine.klein(at)neuro.uni-luebeck(dot)de