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Dienstag, 09.12.2025

Forschung

Lungenkrebs bei Frauen erstmals häufigste krebsbedingte Todesursache

Krebs in der Lunge kommt bei Frauen in Deutschland deutlich häufiger vor als noch vor 20 Jahren (Bild: generiert mit KI © ZAKARIYAE / Adobe Stock)

Brustkrebs, lange Zeit die häufigste krebsbedingte Todesursache, fällt auf den zweiten Platz zurück

Im Jahr 2024 verstarben in Deutschland 18.707 Frauen an Lungenkrebs. Auch die Zahl der Neuerkrankungen nimmt weiter zu. „Wir sehen bei Frauen einen Anstieg von rund 12.000 Neuerkrankungen im Jahr 2000 auf etwa 24.000 im Jahr 2022 – das ist eine Verdopplung innerhalb von zwei Jahrzehnten“, sagt Prof. Dr. Alexander Katalinic, Leiter des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck und 2. Vorsitzender des Deutschen Krebsregister e.V. Unter Berücksichtigung des demografischen Wandels bedeutet dies einen altersbereinigten Anstieg von über 50 Prozent.

Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes starben 2024 bundesweit mehr Frauen an Lungenkrebs (18.707 Fälle) als an Brustkrebs (18.537 Fälle). Vor 25 Jahren starben rund 10.000 Frauen an Lungenkrebs, das ist ein Anstieg um fast 90 Prozent. Altersbereinigt entspricht dies einer Zunahme um etwa 45 Prozent – also selbst dann, wenn man die wachsende Zahl älterer Menschen berücksichtigt.

Bemerkenswert ist die gegenläufige Entwicklung bei Männern: Zwar erkranken mit etwa 33.000 Fällen noch immer mehr Männer an Lungenkrebs, doch seit dem Jahr 2000 ist hier ein altersbereinigter Rückgang von über 30 Prozent zu verzeichnen. Es ist absehbar, dass sich die Erkrankungsraten von Männern und Frauen in den kommenden Jahren angleichen werden – bei den unter 40-Jährigen ist dieser Trend bereits heute sichtbar.

Mögliche Hintergründe der Entwicklung

Das Institut für Sozialmedizin der Universität kooperiert eng mit dem Verein Deutsche Krebsregister und dem Robert Koch-Institut und wertet regelmäßig die Daten der deutschen Landeskrebsregister aus. „Wir brauchen endlich ein breites Bewusstsein dafür, dass Lungenkrebs längst keine Männerkrankheit mehr ist“, bewertet Dr. Alice Nennecke, Leiterin des Hamburgischen Krebsregisters, diese Entwicklung: „Prävention muss daher stärker auf Frauen, vor allem auf junge Frauen ausgerichtet werden.“

Die aktuelle Entwicklung spiegelt langfristige Veränderungen im Erkrankungs- und Sterblichkeitsgeschehen wider. Während die Sterblichkeit an Brustkrebs dank Fortschritten in Früherkennung und Therapie in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückging, stieg die Lungenkrebssterblichkeit bei Frauen kontinuierlich an.

Hauptursache ist nach wie vor das Rauchverhalten. Während Männer schon seit den 1970er-Jahren seltener rauchen, nahm der Tabakkonsum bei Frauen damals zunächst stark zu. Diese Verzögerung zeigt sich nun in den Erkrankungs- und Sterbefällen. Zwar ist der klassische Zigarettenkonsum seit über 25 Jahren rückläufig, doch wird dieser positive Trend durch den zunehmenden Gebrauch von E-Zigaretten, Shishas und Tabakerhitzern teilweise wieder abgeschwächt – insbesondere bei jungen Menschen.

Bundesweites Lungenkrebs-Screening soll 2026 starten

Hinzu kommt, dass für Lungenkrebs bislang keine flächendeckenden, standardisierten Früherkennungsprogramme existieren. Während Brustkrebs durch etablierte Screening-Programme häufig in frühen, gut behandelbaren Stadien erkannt wird, wird Lungenkrebs oft erst spät diagnostiziert. Ein bundesweites Lungenkrebs-Screening auf Basis der Niedrigdosis-Computertomographie (LDCT) befindet sich derzeit in Vorbereitung und soll 2026 starten. Studien zeigen, dass sich damit Tumoren frühzeitig entdecken und Sterblichkeit sowie Krankheitslast deutlich senken lassen könnten.

Prof. Dr. Alexander Katalinic (Foto: Universität zu Lübeck)