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Samstag, 12.07.2025

Stiftungsuniversität

Innere Uhr: Professur, Institut und Sonderforschungsbereich

Prof. Henrik Oster (5. v.r.) im Kreis der Vertreterinnen und –vertreter des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, der Volkswagenstiftung, der Possehl-Stiftung, der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck, der Hanseatischen Universitätsstiftung, der Jürgen-Wessel-Stiftung und der Friedrich-Bluhme-und-Else-Jebsen-Stiftung im Juli 2018 (Foto: René Kube)

Mit Einrichtung der bundesweit ersten Lichtenberg-Stiftungsprofessur brachte die noch junge Stiftungsuni eine Erfolgsgeschichte auf den Weg

Der gemeinsame Einsatz von sieben Stiftungen machte es möglich, die Professur des Neurobiologen Prof. Henrik Oster an der Universität 2017 dauerhaft zu sichern. Heute erweist sich das damalige gebündelte Engagement als wesentliche Grundlage für einen der großen Erfolge der jüngeren Zeit für die Forschung der Universität: die Einrichtung des Sonderforschungsbereichs der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Inneren Uhr, der im Oktober startet. Der Newsletter berichtete in seiner letzten Ausgabe darüber.

Prof. Dr. rer. nat. Henrik Oster, 1973 in Trier geboren, war nach dem Studium in Hannover und Fribourg (Schweiz) und Forschungstätigkeit in Oxford und Göttingen 2011 nach Lübeck gekommen. In seinem Fachgebiet, der Chronophysiologie, geht es um den Tag-Nacht-Rhythmus des Organismus und auf der Ebene der Zellen. Mögliche Störungen wie zum Beispiel durch Schichtarbeit oder beim Jetlag können Krankheitsursachen sein.

Er forschte und lehrte in Lübeck zunächst auf einer der hoch angesehenen Lichtenberg-Professuren. Es handelte sich dabei um ein Förderprogramm der Volkswagenstiftung, die damit international herausragende Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen bei der Etablierung von unkonventionellen und interdisziplinären Forschungsschwerpunkten für einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren unterstützte.

Ein glückliches Zusammenkommen zweier Vorhaben

2017 lief dieses Förderprogramm aus und wurde durch die Lichtenberg-Stiftungsprofessuren (Endowed Chairs) abgelöst. Prof. Oster hörte früh von dieser neuen Möglichkeit. Es gelang ihm, sowohl den damaligen Generalsekretär der Volkswagenstiftung, Dr. Wilhelm Krull, wie auch den Präsidenten der Universität Lübeck, Prof. Hendrik Lehnert, dafür zu gewinnen, den deutschlandweit ersten dieser neuen Lehrstühle für Lübeck anzustreben.

Die Bedingung: vier Millionen Euro mussten zusammengebracht werden. Eine Herausforderung, die wie gemacht für die gerade durchstartende Stiftungsuniversität in der Hansestadt schien. Prof. Oster schildert das glückliche Zusammenkommen beider Vorhaben. „Der Moment passte einfach“, sagt er. Zugleich sei es aber auch entscheidend auf die Reaktion der Hauptakteure angekommen: „Aus dem Endowment für Lübeck wäre vermutlich nichts geworden, wenn der eine gesagt hätte, ‚Machen wir es lieber an einer größeren Universität‘, und der andere ‚Wir konzentrieren uns besser auf ein anderes Fachgebiet‘.“

Unter maßgeblichem Einsatz auch der Nachfolgerin im Präsidentenamt, Prof. Gabriele Gillessen-Kaesbach, und einem erfolgreichen Fundraising gelang es, den Stifterverband, die Volkswagenstiftung und aus Lübeck die Possehl-Stiftung, die Gemeinnützige Sparkassenstiftung, die Hanseatische Universitätsstiftung, die Jürgen-Wessel-Stiftung sowie die Friedrich-Bluhme-und-Else-Jebsen-Stiftung für das Vorhaben zu gewinnen. Prof. Oster erinnert sich an den Anruf der Präsidentin an einem verlängerten Wochenende: „Es hat geklappt!“

Blaupause von Lübeck aus für ganz Deutschland

„Die erste Lichtenberg-Stiftungsprofessur könnte von Lübeck aus zur Blaupause für ganz Deutschland werden“, prognostizierte der damalige Generalsekretär des Stifterverbandes, Prof. Andreas Schlüter, bei Einrichtung des Endowed Chairs, und er behielt recht. Mit der Verstetigung der Professur von Prof. Oster war auch sein Institut für Neurobiologie an der Universität möglich geworden.

Der Sonderforschungsbereich/Transregio „Fundamente der Zirkadianen Medizin“ wird zunächst für drei Jahre und neun Monate gefördert. „Die zirkadiane Medizin bietet verbesserte Ansätze für existierende Therapien in fast allen Bereichen der Medizin – von Immun- und Stoffwechselerkrankungen bis zur Psychiatrie. Sie setzt dabei auf einen effizienteren Einsatz bestehender Diagnostik und Therapien statt auf die aufwendige und zeitintensive Entwicklung neuer Wirkstoffe. Sie ist damit für die Praxis viel schneller ‚ready to go‘“, erläutert Prof. Oster. Die Universität zu Lübeck bringt ihre langjährige Forschungsexpertise im Bereich der Schlaf- und Chronobiologie ein. Der Forschungsbereich ergänzt strategisch bestehende Aktivitäten im Bereich Präzisionsmedizin, etwa im Rahmen des Exzellenzclusters „Precision Medicine in Chronic Inflammation“.

Prof. Oster kann sich vorstellen und sieht auch bereits erste Ansätze dazu, dass der neue Sonderforschungsbereich dazu beitragen könnte, das Thema Neurobiologie und zirkadiane Medizin an der Universität Lübeck noch breiter zu etablieren. Künftige Berufungen könnten eventuell auch in anderen Fächern in dem einen oder anderen Fall darauf ausgerichtet werden.

  • Vom 24. - 28. August 2025 findet in Lübeck der 18. Kongress der Europäischen Gesellschaft für Chronobiologie (EBRS) statt. Begleitend gibt es die öffentliche Vorlesung "Lernen im Schlaf, kein Traum" und die Wissenschafts-Roadshow “Nachtmensch oder Frühaufsteher?” (s. Veranstaltungsankündigungen des Newsletters sowie unter https://www.uni-luebeck.de/aktuelles/veranstaltungen/veranstaltungskalender.html )
Die Gründung der Stiftungsuniversität Lübeck 2015 ist für den Newsletter der Universität Anlass, Erfahrungen und Erinnerungen aus diesen zehn erfolgreichen ersten Jahren in einer Artikelfolge festzuhalten. Sie lesen hier den zweiten Teil. Im Juni ging es um das Institut für Medizinische Elektrotechnik.

Stiftungsuniversität Lübeck

Die Universität zu Lübeck ist seit zehn Jahren Stiftungsuniversität – die erste und bislang einzige in Schleswig-Holstein. „Mit der Gründung der Stiftungsuniversität ist eine neue Dynamik an der Universität zu Lübeck ausgelöst worden. Sie hat die Universität stark in den Herzen der Bevölkerung verankert und eine großartige Entwicklung bei Studierendenzahlen und den Forschungserfolgen ausgelöst“, sagt der Präsident der Universität Prof. Dr. Helge Braun.

Die Umwandlung in die neue Rechtsform trat am 1. Januar 2015 in Kraft. Am 12. September des Vorjahres hatte der Schleswig-Holsteinische Landtag das entsprechende Gesetz beschlossen. Der entscheidende Beschluss des Akademischen Senats war am 12. Dezember 2012 von allen Gruppen der Universität – den Professorinnen und Professoren, den wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Studierenden - einstimmig gefasst worden.

Maßgebliche Gründe waren die zweimalige Erfahrung der existenziellen Bedrohung für den Bestand der Universität 2005 und dann vor allem 2010 („Lübeck kämpft für seine Uni“). Daraus resultierte der dringende Wunsch nach mehr Autonomie und Selbstverantwortung. Wesentlich kommen der in Lübeck und seiner Stadtgesellschaft besonders gegebene Bürgersinn und ihre traditionsreiche Stiftungskultur hinzu.

Auf beeindruckende Weise gelungen

Mit der Umwandlung war die Universität Lübeck nach Göttingen, Hildesheim, der Leuphana Lüneburg, der Hochschule Osnabrück und der Tierärztlichen Hochschule Hannover (alle seit 2003), der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder und der Universität Frankfurt am Main (beide seit 2008) die achte Hochschule in der Form einer Stiftung öffentlichen Rechts in Deutschland.

Eine unabhängige Evaluation des Lübecker Stiftungsmodells war bereits im Stiftungsgesetz vorgesehen. Sie wurde vom schleswig-holsteinischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium beauftragt und 2002 durch die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen durchgeführt.

In der Bewertung heißt es: „Im Gegensatz zu anderen Bundesländern war die Einführung des Stiftungsmodells für Universitäten in Schleswig-Holstein kein übergreifendes Projekt der Landesregierung. Die Einführung des Stiftungsmodells entsprang eher der Krise der Universität Lübeck und sollte ihre Existenz besser absichern. Die Evaluationskommission erkennt dies an und stellt fest, dass dies auf beeindruckende Weise gelungen ist.“

Prof. Dr. Henrik Oster, Direktor des Instituts für Neurobiologie der Universität zu Lübeck (Foto: Alexandra Klenke-Struve / Universität zu Lübeck)

Wissenschafts-Roadshow “Nachtmensch oder Frühaufsteher?" und öffentliche Vorlesung "Lernen im Schlaf, kein Traum" am 26. August 2025 im Rahmen des 18. Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Chronobiologie (EBRS) in Lübeck (Foto: Max-Planck-Gesellschaft)

Am 18. Februar 2015, dem Tag der feierlichen Gründung der Stiftungsuniversität Lübeck, im Rathaus der Hansestadt (Foto: Guido Kollmeier)

Empfang des Präsidiums für alle Angehörigen und Studierenden der Universität anlässlich der Umwandlung in eine Stiftungsuniversität (Foto: Olaf Malzahn)