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Montag, 11.11.2019

Lehre

Infektionsmedizin: Das Lübecker Impfunglück

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Antrittsvorlesung von Dr. Barbara Kalsdorf am 3. Dezember (17 Uhr s.t., Hörsaal AM 4)

Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Tuberkulose in Europa noch eine weit verbreitete und oft tödlich verlaufende Erkrankung. Zum Schutz vor der Tuberkulose entwickelten deswegen Calmette und Gúerin 1921 aus dem Erreger der Rindertuberkulose Mycobacterium (M.) bovis den Tuberkulose-Impfstoff Bacille Calmette Gúerin (BCG) M. bovis.

Die Stadt Lübeck war fortschrittlich und sehr an der Gesundheit ihrer Bürger interessiert, so dass man sich drei Ampullen des attenuierten Lebendimpfstoffes aus Paris besorgte. Am 10. Dezember 1929 wurde der erste Säugling im Allgemeinen Lübecker Krankenhaus geimpft. In den folgenden Wochen kam es zu einer Häufung an Tuberkulose-assoziierten Todesfällen bei den geimpften Säuglingen.

Diese Tuberkuloseepidemie erschütterte die Weltöffentlichkeit und stellte die Sicherheit der Schutzimpfung mit BCG M. bovis in Frage. Man befürchtete, dass der Impfstamm BCG M. bovis die Virulenz zurückgewonnen hatte. Diese Sorge wurde jedoch innerhalb kurzer Zeit durch eine interdisziplinäre Kommission entkräftet, die nachweisen konnte, dass der Impfstamm versehentlich im Labor mit dem virulenten M. tuberculosis vermischt worden war.

Der Rückblick auf das Lübecker Impfunglück erklärt Grundsätze der Infektionsmedizin wie die Dosis-Wirkungsbeziehung und die individuelle genetische Empfänglichkeit des Wirtes.

Dr. med. Barbara Kalsdorf schließt mit der Antrittsvorlesung ihre Habilitation im Fachgebiet Innere Medizin an der Universität zu Lübeck ab.

Dr. Barbara Kalsdorf