Mehr als 300 Teilnehmende haben getestet, wie sie im Falle eines Amoklaufs Leben retten und Verletzte bestmöglich versorgen können
Erst fallen Schüsse, dann sind laute Hilfeschreie zu hören: Ein Mann steht mit einer Waffe vor der Zentralen Hochschulbibliothek und schießt wahllos auf junge Menschen. Was wie ein Horrorszenario wirkt, ist eine Großübung auf dem Lübecker Campus. Mehr als 300 Teilnehmende sind am Samstag zusammengekommen, um für den Ernstfall gut vorbereitet zu sein.
Zeitversetzt gibt es auf Höhe des Audimax-Gebäudes und bei dem Herrenhaus zwei Attentäter auf dem Campus, so ist die ausgedachte Situation. Nachdem die Amokläufer ihre Waffe eingesetzt haben und Menschen verletzt worden sind, muss es schnell gehen: Bundespolizei, Feuerwehren, Rettungsdienste, Psychosoziale Notfallversorgung, Technisches Hilfswerk und Rettungswesen unter Beteiligung von Lernenden, Auszubildenden und Studierenden proben das Zusammenspiel. Unklare Meldebilder und viele Notrufe machen bei einer lebensbedrohlichen Einsatzlage eine kontinuierliche Absprache unter allen Beteiligten notwendig.
Studierende als Mimen
Am rechten Bein von Jule Kliebisch ist ein klaffende, blutende Wunde zu sehen, sie hat einen Streifschuss abbekommen und hat ein Schädelhirntrauma - das muss sie heute zumindest spielen. Die täuschend echt aussehende Verletzung wurde ihr vor der Übung vom Jugendrotkreuz geschminkt. Sie studiert Medizin und ist eine von vielen Studierenden der Universität zu Lübeck, die als Laiendarsteller dabei waren.
"Ich wollte so eine Situation gerne aus Sicht eines Patienten erleben", sagt die Studentin nach dem Testlauf. Wenn Rettungskräfte zu Großschadenslagen kommen, kann es es sein, dass zunächst die ganze Lage angeschaut wird - da sei es für die angehende Ärztin hilfreich, hier einmal das Erleben eines einzelnen Opfers selber zu erfahren. Andere Studierende belegen das Wahlfach "Lebensbedrohliche Einsatzlage" sowie das Modul Akutpflege und haben in diesem Kontext teilgenommen.
"Die Abläufe haben sehr gut funktioniert", sagt Dr. Klaas Franzen nach der Übung. Er hat mit einem Team die interprofessionelle Großübung vorbereitet. Es sei wichtig eine Situation gemeinsam zu trainieren, "die wir hoffentlich nicht erleben müssen", sagt Thomas Köstler, leitender Branddirektor der Berufsfeuerwehr Lübeck. Der Testlauf hat in diesem Jahr bereits zum dritten Mal stattgefunden.
Die Details werden jetzt wissenschaftlich ausgewertet. Das Planungsteam hat Interesse an der Fortführung der Übung im nächsten Jahr.
für die Ukraine