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Mittwoch, 25.06.2025

Forschung

EU-Projekt SARAH: Neue Strategien gegen Krebs

PD Dr. Anke Fähnrich, Leiterin der Bioinformatik des Molekularen Tumorboards am UKSH und SARAH-Projektpartnerin, die eines der Arbeitspakete verantwortet, mit Prof. Dr. Cyrus Khandanpour, SARAH-Projektkoordinator, stellvertretender Direktor der Klinik für Hämatologie und Onkologie, Campus Lübeck, und Professor für translationale Krebsforschung an der Universität zu Lübeck (Bild: UKSH)

Lübecker Forschungsteam untersucht häufige Genveränderungen im Blut und wie daraus personalisierte Krebstherapien entstehen können

Können genetische Veränderungen im Blut die Entstehung und den Verlauf von Krebserkrankungen beeinflussen? Dieser Frage geht ein europäisch-kanadisches Forschungsteam unter Leitung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) und der Universität zu Lübeck nach. Ziel des neuen, mit einer Million Euro geförderten EU-Projekts SARAH ist es, neue Ansätze für personalisierte Krebstherapien zu entwickeln.

Im Mittelpunkt steht dabei die sogenannte klonale Hämatopoese unbestimmten Potenzials (CHIP), also genetische Veränderungen in blutbildenden Stammzellen, die häufig unbemerkt im Alter auftreten. CHIP wird mit Entzündungsreaktionen, Fehlregulierung des Immunsystems und einer erhöhten Krebsanfälligkeit in Verbindung gebracht. Neueste Studien legen nahe, dass diese Blutveränderungen nicht nur das Rückfallrisiko erhöhen, sondern auch die Wirksamkeit moderner Krebstherapien beeinträchtigen können. Die SARAH-Studie untersucht deshalb, wie CHIP zum Krebswachstum beiträgt und wie man diese Prozesse gezielt therapeutisch beeinflussen kann – insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, deren Prognose oft sehr ungünstig ist.

„Unser Ziel ist es, besser zu verstehen, welche Rolle diese Blutveränderungen bei Tumorerkrankungen spielen und wie wir diese Veränderungen künftig diagnostisch und therapeutisch nutzen können“, sagt der Projektkoordinator Prof. Dr. Cyrus Khandanpour. „Mit SARAH schaffen wir eine neue Grundlage für präzisere, individuell zugeschnittene Krebstherapien.“ Prof. Khandanpour ist stellvertretender Direktor der Klinik für Hämatologie und Onkologie des UKSH, Campus Lübeck, und Professor für translationale Krebsforschung an der Universität zu Lübeck. 

Innovative Diagnose- und Therapieverfahren

Zu den Projektpartnern gehören Universitäten in Graz, Hamburg, Aachen, Freiburg und Tübingen, die Charité Universitätsmedizin Berlin und das Institut de recherches cliniques in Montréal, Kanada. „SARAH vereint verschiedene Expertisen aus der Hämatologie, Onkologie, Immunologie, Genomik, Proteomik und Bioinformatik – eine optimale Basis für die Entwicklung innovativer Diagnose- und Therapieverfahren“, sagt PD Dr. Anke Fähnrich, Partnerin im SARAH-Projekt, die eines der Arbeitspakete verantwortet. Sie ist Leiterin der Bioinformatik des Molekularen Tumorboards am UKSH und der Plattform für Einzelzell-Sequenzierung. Verknüpfte interdisziplinäre Themenbereiche, modernste Sequenzierungs- und Analyseverfahren sowie die Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sind zentrale Bausteine des Projekts.

Ein besonderer Schwerpunkt des Lübecker Forschungsteams liegt auf hochmodernen Einzelzell-Sequenzierungen, präzisen Analysen von Gen- und Proteinveränderungen sowie der Entwicklung computergestützter Modelle, die vorhersagen, wie gut eine Therapie bei einzelnen Patientinnen und Patienten wirken könnte. Die so gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in molekulare Tumorkonferenzen ein, um so Behandlungsentscheidungen individualisierter und wirksamer zu gestalten.

Weiterentwicklung der Präzisionsmedizin

Das Projekt SARAH (Study on clonal hematopoiesis-associated inflammation in cancer) wird im Rahmen des kompetitiven EU-Förderprogramms TRANSCAN für drei Jahre unterstützt. Die Förderung betont die internationale Sichtbarkeit des UKSH und der Universität zu Lübeck und die starke Vernetzung in der onkologischen Spitzenforschung. Durch die enge Verzahnung von Forschung, Klinik und molekularer Diagnostik leistet SARAH einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Präzisionsmedizin und zur Therapieverbesserung bei aggressiven Tumorarten. Damit spiegelt das Projekt die Ziele des Universitären Cancer Centers Schleswig-Holstein (UCCSH), einem Zusammenschluss aller onkologisch tätigen Einrichtungen des UKSH und der Universitäten in Kiel und Lübeck.

Der Koordinator des Projekts, Prof. Khandanpour, ist Vorstandsmitglied des UCCSH. Beteiligt ist auch Prof. Dr. Anne Letsch, ebenfalls Vorständin des UCCSH, Oberärztin der Klinik für Innere Medizin II mit den Schwerpunkten Hämatologie und Onkologie, Campus Kiel, und Professorin der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 

Kontakt:

Prof. Dr. Cyrus Khandanpour
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Universität zu Lübeck
Universitäres Cancer Center Schleswig-Holstein
Tel.: 0451 500-44152
Email: cyrus.khandanpour(at)uksh(dot)de  

Dieses Projekt wurde mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Union unter der Fördervereinbarung Nr. 964264 gefördert.