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Montag, 12.11.2018

Studium

Care-Regime, Care-Arrangements, Care-Arbeit

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Der internationale Vergleich - Vortrag von Prof. Dr. Hildegard Theobald (Vechta) im Studium generale am 15. November (19:15 Uhr, Audimax)

Demographischer- und sozio-ökonomischer Wandel sowie die gesellschaftliche Bewertung von Care-Arbeit haben nicht nur in Deutschland, sondern in vielen westlichen Ländern die Care-Politiken für Ältere vor neue Herausforderungen gestellt. Ländervergleiche verweisen auf den bedeutsamen Einfluss von Care-Politiken, auf die Ausgestaltung von Care-Arrangements sowie die Entwicklung von Care-Arbeit und können somit Hinweise auf Ansatzpunkte einer Veränderung liefern. In dem Vortrag werden ausgehend von dem Konzept der Care-Regime zentrale Dimensionen von Care-Politiken, Care-Arrangements und Care-Arbeit und ihr Zusammenspiel erarbeitet und empirisch anhand eines Vergleichs der Situation in Deutschland und Schweden untersucht. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Zusammenspiel von informeller, familiärer und formaler, professioneller Versorgung in zeitlich umfangreichen Care-Arrangements und deren ungleichheitsrelevanten Ergebnisse abhängig von Geschlecht, sozialer Schicht und Migration.

Prof. Dr. Hildegard Theobald ist Professorin für Organisationelle Gerontologie an der Universität Vechta. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im internationalen Vergleich von Care-Politiken, Care-Arrangements und informeller, familiärer Versorgung sowie der Organisation und Professionalisierung von Care-Arbeit. Eine zentrale Perspektive in ihrer Forschung nehmen dabei die ungleichheitsrelevanten Konsequenzen der Entwicklungen ein.

Das Studium generale der Universität zu Lübeck im Wintersemestere 2018/19

Der „Pflegenotstand“ ist eine der großen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Die Politik reagiert mit Modellen zur Aufwertung der Pflege- und Fürsorgearbeit. An den Unis werden Pflegewissenschaften aufgebaut und in Schleswig-Holstein wurde als eines der ersten Bundesländer 2018 eine Pflegeberufekammer eingerichtet. Doch die Zustände verschärfen sich: Schlecht bezahlte Arbeit, Überforderung und fehlende Anerkennung beschreiben ein Problem, das weder politisch noch gesellschaftlich gelöst zu sein scheint. Dabei ist die Sorge- und Fürsorgearbeit mehr als die Sorge um den Mitmenschen.

Pflege ist eine gesellschaftlich hochrelevante Tätigkeit, die, auch wenn sie im Privaten stattfindet, im öffentlichen Raum diskutiert werden muss. Zudem lässt die verschärfte Rationalisierung des Arbeitsmarktes soziale Tätigkeiten und besonders die Fürsorge im Generationenvertrag immer mehr zum Problem werden. Produktionsarbeit als Motor der Wirtschaft scheint die soziale Welt zu strangulieren, denn Fürsorge kostet nicht einfach mehr Zeit, sondern sie lebt gewissermaßen von Zeitverschwendung. Es reicht deshalb nicht aus, nur neue sozialpolitische Maßnahmen zu diskutieren. Mit der mangelnden Marktfähigkeit von Fürsorge steht vielmehr die Grundordnung unserer Gesellschaft auf dem Spiel.

Brennende Fragen liegen auf der Hand: Brauchen wir eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Systemänderung, um die Sorge für unsere Mitmenschen – seien sie groß oder klein, alt oder jung – angemessen zu leisten? Liegt im Konzept der Sorgearbeit – „care“ – gar eine politische Sprengkraft, weil es unvereinbar ist mit der gegenwärtigen Dominanz eines ökonomischen Denkens im Sozialsystem?

Konzept und Organisation: Prof. Cornelius Borck, Prof. Christina Schües, Dr. Birgit Stammberger, Prof. Christoph Rehmann-Sutter

Die Abschlussveranstaltung:

31. Januar 2019 (Audimax AM1)
Prof. Dr. Cornelia Klinger (Tübingen): Lebenslang und immer im Kreis. Das andere Zeitregime des Sorgens und Pflegens

Vorträge jeweils donnerstags um 19.15 Uhr im Audimax auf dem Campus der Universität zu Lübeck.

Prof. Dr. Hildegard Theobald