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Aktuelles zur Forschung

Moderne endovaskuläre Verfahren zur Behandlung aorto-iliakaler Aneurysmata

Donnerstag, 30.04.2015

Priv.-Doz. Dr. Jan Peter Goltz

Antrittsvorlesung von Priv.-Doz. Dr. med. Jan Peter Goltz am 19. Mai (17 Uhr, Hörsaal T1)

Die Aussackung aller drei Gefäßwandschichten wird als Aneurysma verum bezeichnet. Bei schnellem Wachstum oder einem Durchmesser von 5 cm (Bauchschlagader) bzw. 3 cm (Beckenschlagader) besteht die Indikation zur Behandlung, um einer potentiell lebensgefährlichen Ruptur vorzubeugen.

Galt lange die operative Behandlung als Standard, so dominiert heute die minimal-invasive Therapie (EVAR, endovascular aortic repair) die Behandlung aorto-iliakaler Aneurysmata, nicht zuletzt aufgrund der niedrigeren perioperativen Mortalitätsrate. Hierzu wird über die Leistenarterien eine membranüberzogene Prothese in die Aorta, bzw. Iliakalgefäße implantiert, um das Aneurysma von der Blutzirkulation zu trennen.

Ein Knackpunkt ist hierbei die ausreichend lange und gesunde „Landezone“ unterhalb der Nierenarterien, um diese nicht ebenfalls von der Durchblutung zu trennen. Ist eine solche Zone nicht vorhanden, werden seit Kurzem Prothesen mit Fenstern („Fenestrierungen“) oder Seitarmen („Sidebranch“) individuell für jede Patientenanatomie hergestellt und ebenfalls über die Leistenschlagadern implantiert („FEVAR“, fenestrated EVAR). Die Verbindung von fenestrierter Prothese und Viszeralarterien wird in diesem Fall durch Stentgrafts gewährleistet.

Im Falle eines Iliakalaneurysmas, welches an das Ostium der A. iliaca interna heranreicht, muss dieses mit Prothese gedeckt werden, um eine ausreichend Landezone zu generieren. Musste hierfür früher die A. iliaca interna verschlossen werden (z.B. durch eine Embolisation), so erlauben jüngste Entwicklungen den Erhalt der Durchblutung im Interna-Stromgebiet, indem eine Prothese mit entsprechendem Seitarm für die A. iliaca interna implantiert und ebenfalls mit einem Stentgraft in das zu erhaltene Gefäßterritorium verlängert wird (IBD, iliac branch device).

Anfänglich war die operative Freilegung beider Leistenschlagadern obligat, um Aortenprothesen implantieren zu können. Die Weiterentwicklung von Gefäßverschlusssystemen erlaubt es mittlerweile, die EVAR oder IBD-Implantation vollständig perkutan (PEVAR, percutaneous EVAR) und wenn nötig in Lokal- oder Spinalanästhesie durchzuführen. Dies spielt unter Kosten- und Kosmetikgesichtspunkten aber auch bei der Frühmobilisierung und Senkung der Hospitalisierungsdauer eine Rolle.

Im Rahmen der Antrittsvorlesung werden die prinzipiellen Mechanismen, Indikationen, Resultate und Komplikationen der EVAR, FEVAR und PEVAR beleuchtet und die Etablierung dieser Verfahren am Campus Lübeck in den letzten zwei Jahren vorgestellt.

(Umhabilitation im Fachgebiet Radiologie)

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