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Mittwoch, 10.04.2024

Forschung

Parkinson-Forschung: Neue genetische Ursache identifiziert

Priv.-Doz. Dr. Joanne Trinh, korrespondierende Erstautorin der internationalen Studie (Foto: Institut für Neurogenetik / Universität zu Lübeck)

Forschungsteam unter Leitung von Dr. Joanne Trinh, Leiterin der Forschungsgruppe 'Integrative Omics in Parkinson's disease' am Institut für Neurogenetik der Universität zu Lübeck entdeckt neuen genetischen Risikofaktor für die Parkinson-Erkrankung.

Die genetische Forschung spielt eine Schlüsselrolle in der Aufdeckung von Ursachen und Mechanismen neurodegenerativer Krankheiten, wie die Parkinson-Krankheit. In einer Studie unter der Leitung von Dr. Joanne Trinh, Leiterin der Forschungsgruppe 'Integrative Omics in Parkinson's disease' am Institut für Neurogenetik der Universität zu Lübeck, gelang die Identifizierung eines neuen genetischen Risikofaktors für die Parkinson-Erkrankung. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet Neurology veröffentlicht.

Die Parkinson-Krankheit, eine fortschreitende neurodegenerative Störung, ist durch den Verlust von Dopamin produzierenden Neuronen im Gehirn gekennzeichnet. Obwohl in etwa einem Drittel der Fälle ein genetischer Ursprung festgestellt wurde, bleibt die Suche nach den zugrunde liegenden genetischen Faktoren eine Herausforderung. Die Forschungsgruppe von Dr. Trinh hat sich in Zusammenarbeit mit Prof. Matthew Farrer, Dr. Emil Gustavsson und Dr. Jordan Follett auf die Untersuchung der genetischen Variabilität von Genen konzentriert, die mit Transportprozessen innerhalb der Zelle in Verbindung stehen. Es ist bekannt, dass diese Schlüsselmechanismen bei der Parkinson-Krankheit gestört sind.

In dieser umfassenden Studie wurden alle genetischen Regionen, die die Informationen für Proteine und Enzyme abbilden, mit Hilfe der Ganz-Exom-Sequenzierung in Familien mit einer hohen Inzidenz der Parkinson-Krankheit analysiert. Dem Forscherteam gelang es, eine neue genetische Variante der RAB-GTPasen zu identifizieren, die als Proteine wichtige Funktionen bei Transportvorgängen innerhalb einer Zelle haben. Diese Variante wurde in drei betroffenen Familien und in 13 weiteren unabhängigen Fällen nachgewiesen. Dies wurde von der Michael J. Fox Foundation und dem GP2-Konsortium unterstützt, in dem Prof. Christine Klein eine führende Rolle spielt.

Ein signifikanter Befund der Studie ist, dass die RAB32 Ser71Arg-Variante die Aktivität des Enzyms LRRK2 erhöht, was eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von Transportprozessen innerhalb der Zelle spielt. Diese gesteigerte Aktivität führt zu Störungen im Zelltransport, was die Ansammlung von fehlgefalteten Proteinen und den Tod von Dopamin-produzierenden Neuronen beschleunigt – beides zentrale Faktoren in der Pathogenese der Parkinson-Krankheit. Die Forschenden konnten außerdem zeigen, dass mehrere genetisch vererbte Ursachen der Parkinson-Krankheit mit der Kontrolle der intrazellulären Immunität zusammenhängen.

Dr. Trinh betont die Bedeutung dieser Entdeckung: „Diese spezifische genetische Variante hilft uns, die komplexen Mechanismen hinter der Parkinson-Krankheit besser zu verstehen. Obwohl nicht alle Träger der Variante Symptome entwickeln, eröffnet dieser Befund neue Perspektiven für die Erforschung weiterer beteiligter Faktoren und die Entwicklung zielgerichteter Therapien.“

Die Studie stellt einen wichtigen Schritt in der Parkinson-Forschung dar und unterstreicht das Potenzial genetischer Studien für die Aufklärung zentraler Mechanismen neurodegenerativer Krankheiten. Die Ergebnisse bieten nicht nur Einblicke in die genetischen Grundlagen der Parkinson-Krankheit, sondern auch Anhaltspunkte für die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien, die auf die spezifischen Ursachen der Krankheit abzielen.

Original-Veröffentlichung:

Gustavsson, E. K. et al. RAB32 Ser71Arg in autosomal dominant Parkinson’s disease: linkage, association, and functional analyses. Lancet Neurol. 1–12 (2024) doi:10.1016/S1474-4422(24)00121-2.



Kontakt:
PD Dr. Joanne Trinh
Institut für Neurogenetik
Universität zu Lübeck
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Email: joanne.trinh(at)uni-luebeck(dot)de