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Lehrkonzepte Medizin

Blockpraktikum Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Lehrende: Gesamtes wissenschaftliches Personal der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Studierende: 109 Studierende im SoSe 2014 (w=71, m=38); 117 Studierende im WS 2014/15 (w=84, m=33), 10. Semester

Didaktik

Die Lehrveranstaltung wird in einem vierwöchigen Blockpraktikum (Mo, Di, Do, Frei) als Pflichtveranstaltung angeboten. Es findet eine nosologische Vorlesung jeweils von 12:00 – 14:00 parallel  zur Kleingruppenarbeit am Nachmittag (von 14:30-17:00) statt. In den Kleingruppen werden mit den Studenten Gesprächstechniken und Anamneseerhebung bei Patienten mit verschiedensten psychiatrischen Krankheitsbildern geübt.

Die Gesprächstechniken zur Anamneseerhebung werden anhand eines innovativen Lehrformats vermittelt (SKIP – Skills und Kasuistiken in der Psychiatrie). Dieses wurde im Rahmen des Kurses wissenschaftlich evaluiert (Lampen-Imkamp, S, Alte, C, Sipos, V, Kordon, A, Hohagen, F, Schweiger, U, and Kahl, KG. Training in iterative hypothesis testing as part of psychiatric education. A randomized study. Nervenarzt 2012; 83: 64-70). Ziel dieses Lehrformates ist es, den Studierenden den Prozess der iterativen Hypothesenbildung bei der Findung psychiatrischer und medizinischer Diagnosen transparent zu machen und die Anwendung dieses Prozesses zu trainieren.

Die Veranstaltung weist Querverbindungen zu unterschiedlichen Fachgebieten auf. Zunächst wird die Technik der iterativen Hypothesenbildung auch in anderen Bereichen der Medizin angewandt und wird am Beispiel gut bekannter medizinischer Krankheitsbilder erläutert. Darüber hinaus wird bei der Besprechung der in anderen Fächern häufigen Krankheitsbilder in Vorlesung und Kurs (z.B. Alkoholentzugssyndrom oder Delir) auf die außerhalb der psychiatrischen Praxis auftretenden Besonderheiten eingegangen. Das Fach Psychosomatik ist in Kurs und Vorlesung integriert. Schließlich stehen wir auch in direktem Bezug zum Schwerpunkt Kommunikation im Medizinstudium.

Kollegiale Beratung

Wir evaluieren während des vierwöchigen Kurses die Vorlesungen, sowie die Kleingruppenarbeit kontinuierlich und stehen somit in sehr engem Kontakt mit den Studenten und können Veränderungswünsche schnell umsetzen. Die Studenten empfinden diese Zusammenarbeit als äußerst hilfreich und bewerten das flexible Eingehen auf Anliegen als sehr positiv.

Methodik

Wir nutzen die Methode der Vorlesung, um die Grundlagen der psychiatrischen Krankheitsbilder, Diagnostik, Differentialdiagnosen und Therapiemöglichkeiten zu vermitteln. In der Kleingruppenarbeit werden dann Gesprächstechniken zur Anamneseerhebung bei psychiatrischen Patienten geübt. Dabei wird das oben beschriebene Modell der iterativen Hypothesenbildung vermittelt. Besonderen Wert legen wir hier auf die genaue Vor- und Nachbesprechung des Anamnesegespräches mit dem Patienten. Dabei wird in separaten Schritten zunächst auf die Form des Gespräches eingegangen (Training von Gesprächsführungstechnik), dann die Diagnose des Patienten (Training diagnostischer Fertigkeiten) und dann die Therapie des Patienten erläutert (Erwerb von Störungswissen). Mit Hilfe von Rollenspielen werden bei Bedarf die Techniken der Studenten verbessert und Ängste genommen. Standardmäßig wird im Rollenspiel beispielsweise die Erhebung von Suizidalität trainiert.

Medien

In den Vorlesungen werden natürlich Beamer, Laptop u.ä. verwendet. Alle Präsentationen werden spätestens am Vorlesungstag in das Moodle-System geladen und sind somit für die Studenten frei zugänglich.

In den Kleingruppen arbeiten wir vorwiegend mit dem Flipchart, nutzen aber auch Videoaufnahmen von Patientengesprächen (natürlich nur mit schriftlicher Einwilligung der Patienten), um Fälle zu demonstrieren, die uns besonders wichtig erscheinen.

Inhalte

In der Kombination aus Vorlesung und Kleingruppe wird der gesamte Lernzielkatalog bearbeitet:

  • die wichtigsten psychiatrischen Erkrankungen hinsichtlich Ätiologie, Diagnostik, Prävalenz, Verlauf, Therapieoptionen und Prognose kennen.
  • die notwendigen psychiatrischen Fertigkeiten zu Anamnese und Untersuchung von Patienten mit psychiatrischen Krankheitsbildern beherrschen
  • die Indikation und Kontraindikation der psychiatrischen medikamentösen Therapieformen sowie der Psychotherapien abschätzen und anwenden können
  • Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen in einem fachfremden oder interdisziplinären Umfeld betreuen können.

Dabei liegt der Schwerpunkt der Vorlesung auf der Vermittlung des Störungswissens anhand eines konkreten Patientenbeispiels.

In der Kleingruppenarbeit liegt der Schwerpunkt auf dem Erwerb von Fertigkeiten, insbesondere Gesprächsführung und diagnostische Fertigkeiten. Zu diesem Zweck werden in jedem Kurs zwei Patienten vorgestellt (einer davon als Video). Darüber hinaus wird im Unterrichtsgespräch das in der Vorlesung erworbene Störungswissen vertieft und auf den konkreten Fall transferiert.

Interkulturalität, Vielfaltsaspekte der Studierenden

In der Kleingruppenarbeit findet zu Beginn des Kurses immer eine Vorstellungsrunde mit der Frage nach persönlichen Erfahrungen im Fachbereich Psychiatrie, der Frage nach Sorgen und Ängsten, sowie persönlichen Erwartungen an den Kurs statt. Im Verlauf des Kurses wird dann versucht, alle Punkte der Studenten zu bearbeiten und am Ende des Kurses mit den Studenten ein Resümee zu ziehen. Gleichzeitig wird auf geschlechtsspezifische Unterschiede im Umgang mit verschiedenen Patientengruppen hingewiesen und notwendige Fertigkeiten trainiert.

Kompetenzförderung der Studierenden

Förderung der Handlungskompetenz: In der Kleingruppenarbeit werden die Studierenden dazu angeleitet, aktiv in die Interaktion untereinander und mit dem zu befragenden Patienten zu treten. Auf diese Weise lernen die  Studierenden wichtige Gesprächsführungskompetenzen, welche sowohl im Umgang mit psychiatrischen Patienten als auch mit anderen Patienten wichtig sind. Darüber hinaus werden sie zur kritischen Reflexion der vermittelten Wissensinhalte aufgefordert. Im Rahmen der Rückmeldung zu den Patientengesprächen wird der Umgang mit Lob und Kritik aus der Gruppe geübt.

Förderung der Methodenkompetenz: Durch das permanente Wiederholen der Gesprächstechniken beim Befragen der Patienten werden die Studenten im Verlauf der vier Wochen der Kleingruppenarbeit zunehmend sicherer in den vermittelten Methoden.

Förderung der sozialen und kommunikativen Kompetenz: Das Ziel unseres Kurses Psychiatrie und Psychotherapie ist neben der Wissensvermittlung die Vermittlung der Fähigkeit, konstruktiv, effektiv und bewusst kommunizieren zu lernen.

Rolle als Lehrende

Die Lehrenden befinden sich einerseits in der Rolle des Wissensvermittlers, aber auch des Supervisors und Begleiters durch den Kurs.