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Lehrkonzepte Medizin

Vorlesung und Praktikum für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene

Lehrende: Prof. Dr. W. Solbach (Institutsdirektor), Prof. Dr. J. Knobloch (stellv. Inst.dir.), Prof. Dr. J. Rupp

Studierende: Ca. 220 Studierende pro Studienjahr

Didaktik

Die Veranstaltung besteht aus einem Praktikum sowie einer praktikumsbegleitenden Vorlesung. Zusätzlich werden den Studierenden freiwillige zusätzliche interaktive Veranstaltungen  mit hoher Relevanz in der Patientenversorgung (Antibiotikatraining und Impfpraktikum mit gegenseitigem Impfen) angeboten.

Die Veranstaltung besteht aus „klassischen“ und innovativen Lehrformaten. Durch das Curriculum ist für das Fach Mikrobiologie eine sehr große Stofffülle vorgegeben, welche nicht ausschließlich durch innovative Lehrformate in der vorgegebenen Zeit unterrichtet werden kann. Einzelne  für die zukünftige Patientenversorgung besonders wichtige skills werden im Rahmen des Praktikums sowie der freiwilligen Lehrveranstaltungen gemeinsam mit den Studierenden eingeübt (siehe unten).

Infektionen sind in nahezu allen medizinischen Teilbereichen von Bedeutung. Aus diesem Grund ergibt sich eine sehr interdisziplinäre Ausrichtung mit Fallbeispielen aus vielen medizinischen Disziplinen. Ein Augenmerk wird hierbei durch geeignete Fallbeispiele auf besondere Patientengruppen (z. B. Infektionen bei Früh- und Neugeborenen, Infektionen im Senium, Infektionen bei Migranten, Probleme der Antibiotikatherapie bei Adipositas permagna, etc.) gelegt.

Das an anderen Universitäten separat gelehrte Fach Hygiene ist vollständig in die Veranstaltung integriert. Insbesondere das für die Krankenhaushygiene essentielle Verständnis für die Transmissionswege von Infektions¬erregern und der damit verbundenen notwendigen Maßnahmen zur Vermeidung der Transmission können durch das grundlagenwissen¬schaftliche Verständnis der die Transmissionswege beeinflussenden Virulenzfaktoren vermittelt werden.

Das Team der Dozierenden des Institutes für Mikrobiologie zeichnet sich durch unterschiedliche persönliche Schwerpunkte aus (Mikrobiologie, Immunologie und Infektiologie). Die persönliche Einbindung von Fachvertretern anderer Disziplinen der Lehre findet erst im 5. SJ im Rahmen des Querschnittbereichs Infektiologie statt und ist noch nicht Bestandteil der Veranstaltung.

Kollegiale Beratung

Ein Mitglied des Teams der Dozierenden hat mehrere Veranstaltungen im Rahmen des Lehrzertifikats des Dozierenden Service Centers teilgenommen. Hierbei konnte einige Aspekte neu eingefügt bzw. verstärkt werden (z. B. Gender- und Vielfaltsaspekte). Zur Erhöhung der Interaktivität mit den Studierenden wurde das erlernte Powervote System für das Institut angeschafft.

Es erfolgte im Praktikum eine Hospitation durch Kolleginnen des Dozierenden Service Centers mit anschließender kollegialer Beratung.

Methodik

Neben den curricular festgelegten Lehrinhalten wird im Rahmen der Lehrveranstaltung versucht den über mehrere Semester von Studierenden geäußerten Lernziele von Fähigkeiten für die zukünftige Patientenversorgung besonderen Raum zu geben.

Es besteht für die Studierenden die Möglichkeit die Benetzungslücken nach Händedesinfektion bei sich selbst und Mitstudierenden zu erkennen und so die eigene Technik der Händedesinfektion zu optimieren. Weiterhin wird das Anziehen steriler Handschuhe eingeübt. Im Rahmen des Praktikums wird neben dem Erlernen des diagnostischen Weges zu einem infektionsdiagnostischen Befund ein Hauptaugenmerk auf die Interpretation von Befunden gelegt. So wird im Rahmen des Antibiotikatrainings neben der kalkulierten Therapie akuter Fällen auch intensiv die Anpassung der Antibiotikatherapie nach Vorliegen des Antibiogramms durch gemeinsame Diskussion eingeübt.

Im Rahmen des freiwilligen Impfpraktikums können die Studierenden die Technik des Impfens erlernen und sich nach einer Impfberatung gegenseitig impfen.

Im Rahmen des Praktikums „produzieren“ die Studierenden selbst Testergebnisse und üben die Interpretation der Testverfahren. Auf diesem Wege erlernen Sie die „Wertigkeit“ des Testergebnisses auf Befundreporten (Berücksichtigung von Sensitivität und Spezifität zum richtigen Einsatz unterschiedlicher Testverfahren).

Medien

Im Rahmen der Vorlesung werden vornehmlich Folien und z. T. kurze Filme mittels Beamer projiziert. Die Foliensätze werden soweit möglich vor Vorlesungsbeginn mittels Moodle zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen des Praktikums werden nur wenige für das Verständnis essentielle Folien verwendet. Ein sehr wichtiges Medium für den Kurs ist das kontinuierlich angepasste Kursskript. Je nach Lehrinhalt der Kurstage sind einfach verständliche Arbeitsanweisungen zum Erlernen von praktischen Methoden und Aufgabenstellung für Flüstergruppen (Gruppengrößen 2 bis 4 Studierende) zu unterschiedlichen Anteilen gemischt. Ergebnisse von praktischen Tätigkeiten und Flüstergruppen werden jeweils nochmals gemeinsam im Gesamtauditorium diskutiert. Hierbei stellt der Einsatz von Kreide auf der Tafel noch ein regelmäßig eingesetztes Medium dar.

Inhalte

Curriculumrelevanz: 100 % nach AO

Infektionen treten in allen Organsystemen auf. Deshalb strahlt das Fach in alle Bereiche ein.

Hier ein Auszug aus der Zielstellung des Unterrichtes:

  • Die Veranstaltung ist zunächst Erreger bezogen gegliedert (Bakteriologie,  Virologie, Mykologie, Parasitologie) und vermittelt ausgehend von allgemeinen und spezifischen Mechanismen der Immunantwort die Interaktion zwischen Wirt und Infektionserreger. Im zweiten Teil werden Infektionen von Organen und Organsystemen besprochen. Weiterhin enthält die Vorlesung einen Krankenhaus-hygienischen Anteil.
  • Der Kurs beginnt mit allgemeinen bakteriologischen und immunologisch-serologischen Untersuchungstechniken einschl. Wirksamkeitsprüfungen von Antibiotika und behandelt dann Organ-bezogen die wichtigsten Infektionen der Lunge, des Darmes, der Harnwege, des ZNS, sowie nach Verletzungen.
  • Im Teilbereich Immunologie werden Untersuchungstechniken zur Bestimmung von humoralen und zellulären Immunreaktionen erläutert.
  • Kenntnis der Struktur, Funktion und Pathogenese der wichtigsten humanpathogenen Krankheitserreger und der Abwehrreaktionen.
  • Kenntnis der Ätiologie, Diagnostik, Therapie und Verhütung von Infektionskrankheiten
  • Kenntnis wichtiger Krankenhaus-hygienischer Probleme und Maßnahmen
  • Umsetzung Labor-bezogener Ergebnisse in differentialdiagnostische Überlegungen und therapeutische Konzepte.

Interkulturalität, Vielfaltsaspekte der Studierenden

Das Fach eignet sich gut, um Vielfältigkeitsaspekte anzusprechen und zu diskutieren.

Beispiel: Infektionskrankheiten in unterschiedlichen Regionen der Welt. Studenten aus der Region berichten im Unterricht aus ihren Ländern. Dies geht bis in die Diskussion zum kulturellen Umgang mit Infektionen. Alle Studierenden werden ermutigt in verschiedenen Kulturkreisen Praktika und Famulaturen durchzuführen. Im Rahmen der Möglichkeiten sind wir vermittelnd tätig.

Die Prüfung der Veranstaltung erfolgt trotz des erheblichen Zeitaufwandes bewußt mündlich und hat zum Ziel, individuell den Wissensstand jedes Studierenden überprüfen zu können. Das Eingehen auf individuelle Besonderheiten (z. B. Krankheit, Überlastung, falscher Lernstil) während der Prüfung  wird nach unserer Meinung den Studenten mehr gerecht als die scheinbar objektivere schriftliche MC-Prüfung. Für nicht muttersprachliche Studierende besteht immer die Möglichkeit die Prüfung auch in englischer Sprache abzulegen. Die Prüfung erlaubt es sehr gut, Zusammenhangskenntnisse abzufragen. Langjährige Statistiken (Notenspiegel, Durchfallquote meist >10 %) ermutigen uns, das Prüfungsformat nicht zu ändern.

Kompetenzförderung der Studierenden

Förderung der Handlungskompetenz: Ziel ist es, Infektionskrankheiten zu erkennen, zu behandeln und zu verhüten. Wir legen großen Wert auf die Erhebung sorgfältiger Anamnesen (diese erlauben in mehr als 80% zielführende Verdachtsdiagnosen) und die Auswahl sachgerechter Laboranalysen und vermeiden damit antibiotische Übertherapien und unnötige Laboruntersuchungen.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Förderung des Präventionsgedankens (Impfung, Hygiene, sorgfältiger Umgang mit Antibiotika). Hierzuführen  die Studenten  Projekte durch (gegenseitige Erhebung des Impfstatus anhand der eigenen Impfpässen, ggf. gegenseitige Nachimpfung; Händedesinfektion, etc. , siehe auch oben)

Förderung der Methodenkompetenz: Die Studierenden werden angehalten sich aktive durch freiwillige Beiträge zu beteiligen. Insbesondere wird die Verwendung eines korrekten Fachvokabulars gemeinsam eingeübt um die Prüfungskompetenz in mündlichen Prüfungen zu verbessern.

Förderung der sozialen und kommunikativen Kompetenz: Gezieltes Ansprechen der Studierenden in der Veranstaltung. Hierbei wird neben des Einübens der fachlichen Kommunikation zwischen patientenversorgend  Tätigen und diagnostisch Tätigen auch die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten eingeübt (z. B. wie erkläre ich einer Frau / einem Mann wie ein Mittelstrahlurin korrekt abgenommen wird).

Rolle als Lehrende(r)

In den verschiedenen Anteilen der Veranstaltung tritt das Team der Dozierenden in unterschiedlichen Rollen auf. In der Vorlesung steht die Wissensvermittlung im Vordergrund jedoch räumen alle Dozierenden an geeigneter Stelle etwas Zeit um über eigene Forschungsarbeiten zu berichten.

Im Praktikum und den begleitend angebotenen freiwilligen Veranstaltungen sind die Dozierenden häufig „Sparrings¬partner“ in Einzel- und Kleingruppendis¬kussionen und ermutigen die Studierenden zur selbstständigen Lösung von Problemstellungen welche final durch gemeinsame Diskussion aufgelöst werden (ggf. unter Bewertung verschiedener Lösungswege).

Fazit

Zukünftig wird es darum gehen, Lehreinheiten aus den verschiedenen Fachdisziplinen der Vorklinik und der Kliniken vertikal noch besser zu vernetzen, um die Lehre von außen sichtbarer am Forschungsschwerpunkt „Infektion und Entzündung“ zu profilieren.