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Lehrkonzepte Medizin

Anästhesie

Blockpraktikum Anästhesiologie

Lehrende: Prof. Karl Klotz (Leiter des Blockpraktikums), Kira Erber, Dr. Matthias Friedrich, PD Dr. Martin Großherr, Prof. Michael Hüppe, Dr. Christian Rempf, Dr. Andrea Ros, Dr. Reiner Schäfer, Dr. Wiebke Scherkl, PD Dr. Julika Schön, Dr. Peter Söding und alle Mitarbeiter der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Prof. Carla Nau (Direktorin der Klinik)

Studierende: Alle Studierenden des 4. Studienjahres

Didaktik

Es handelt sich bei dem Kurs um das Blockpraktikum Anästhesiologie mit allen darin eingeschlossenen Seminare und Übungen.

Das Blockpraktikum läuft über jeweils zwei Wochen. Die Studierenden durchlaufen ein abgestimmtes Programm mit einem Wechsel zwischen tageweiser Zuteilung zu einem Anästhesisten im Operationssaal und Seminartagen mit Praktika, Simulationsunterricht und Übungen.

Im Blockpraktikum Anästhesiologie sind Seminare mit neu entwickeltem Skills Lab Training, Praxisübungen, Simulation einer Anästhesiedurchführung, Schauspielpatienten und Praktikum enthalten.

Die Veranstaltung bezieht sich als Blockpraktikum auf die Anästhesiologie sowie auf Intensivmedizin, Schmerztherapie und Notfallmedizin. Im Vordergrund steht die wissenschaftliche Ausbildung in dem Fach Anästhesiologie und das Erlernen und Einüben von Fertigkeiten aus dem Bereich Anästhesiologie und Intensivmedizin. In dem Praktikum wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Operationsbereich mit den Mitarbeitern der operativen Kliniken unterrichtet.

Kollegiale Beratung

Das Blockpraktikum Anästhesiologie wird von mehreren Kolleginnen und Kollegen durchgeführt. Es finden viele regelmäßige Abstimmungsgespräche mit den Beteiligten und kontinuierliche mündliche Fragen zur Evaluation bei den Studierenden statt. Die Ergebnisse dieser Gespräche und der Evaluation fließen kontinuierlich in die Unterrichtsentwicklung ein. So werden nach jedem Semester Veränderungen und Ergänzungen vorgenommen um die Veranstaltung weiter zu verbessern. Als sehr hilfreich werden die Hinweise aus der Lehrevaluation des Studiengangs Medizin empfunden. Wir geben uns nach jedem Semester Mühe, die einzeln angesprochenen Aspekte der Rückmeldungen der Studierenden in Verbesserungen der Veranstaltungen umzusetzen. Wir sind daher stolz darauf, dass keine Kritikpunkte nach verschiedenen Semestern wiederholt werden.

Methodik

Seit vielen Jahren wird Simulationsunterricht durchgeführt. Dazu steht ein full scale Anästhesiesimulator zur Verfügung. Nach einer längeren Versuchsphase konnte der Zeitpunkt des Trainings innerhalb des Praktikums optimiert werden. So haben die Studierenden jetzt einige Tage das Geschehen im OP begleiten können und sind dann in der Lage, eine Anästhesie am Simulator anzugehen. Der ganztägige Kurs für jeweils 10 Studierende wird von drei bis vier Mitarbeitern, nämlich Ärzten, Pflegekräften und Studierenden, begleitet. Nach dem Simulatortraining verbringen die Studierenden dann noch weitere Tage im Op, so dass die aus dem Simulatortraining gewonnenen Erkenntnisse an der Realität gemessen werden können.

Beatmungstechnik und Beatmungsgeräteinstellungen werden ebenso mit Hilfe eines Lungensimulators geübt. In Praktika werden Patientenbegleitung durch die perioperative Phase und Regionalanästhesiemethoden beigebracht. Dazu wurde nun ein Modell zum Erlernen der Durchführung von Spinalanästhesien angeschafft und eingesetzt.

Für Vermittlung von Problemen bei der chronischen palliativen Schmerztherapie wird zusammen mit einer Schauspielpatientin unterrichtet, die zunächst eine Regeleinstellung an Schmerztherapie bekommt. In einem zweiten Abschnitt müssen dann aufgetretene Komplikationen und Schwierigkeiten bei der Schauspielpatientin behandelt werden.

Eine Visite auf der anästhesiologischen Intensivstation gibt Einblicke in die postoperative Nachbehandlung der kritisch kranken Patienten. Ebenso dient die Teilnahme an einem Bereitschaftsdienst dem besseren Überblick über die Aufgaben der Anästhesistinnen und Anästhesisten.

Regionalanästhesieverfahren werden in einem Seminar im OP im Realbetrieb an Patienten vorgeführt, gezeigt und erklärt.

Im Blockpraktikum Anästhesiologie werden zwei Skills lab-Seminare durchgeführt. Zum einen werden klinische Basismaßnahmen gelehrt wie Spritzenpumpeneinstellungen, Herstellung von Medikamentenverdünnungen, Infusionsanschluss, arterielle Blutabnahme. Diese Skills werden von Studierenden im 4. Studienjahr häufig erwartet und vorausgesetzt, doch an keiner Stelle wurden diese einfachen Maßnahmen erklärt und geübt. Viele Studierende berichten, dass sie höchstens auf zufällig gewonnene Erfahrungen aus Famulaturen zurückgreifen können.

Das technische Vorgehen beim Legen von venösen, arteriellen und zentralvenösen Zugängen und Kathetern wird am einfachen Schlauchmodell geübt. Eine Führung zur Notersatzstation mit Erläuterung der Logistik und Einsatzorganisation dieser Einrichtung zum Katastrophenschutz wird mit einem Ausflug in die Unterwelt des Zentralklinikums verbunden, da wir meinen, dass ein Studierender in Lübeck in den sechs Jahren mindestens einmal diese Katakomben besucht haben sollte.

Zusammengefasst besteht das Blockpraktikum Anästhesiologie aus fünf Tagen Einsichtnahme und Mitarbeit bei der Durchführung von Narkosen und aus fünf Tagen mit ergänzenden Seminaren mit Simulation, Schauspielpatienten, Skills lab und Hands on-Praktika.

Medien

Im Blockpraktikum werden neben PowerPointPräsentationen (Beamer, Großmonitor, Laptop) verschiedene Medien eingesetzt:

  • Flip Chart zur Darstellung von im Kurs von den Teilnehmern erhobenen Daten. Dies erlaubt eine unmittelbare Umsetzung der Ergebnisse aus der Gruppenbefragung und eine direkte Sichtbarmachung der Erkenntnisse.
  • Originalkatheter und Kanülen (Mehrfachverwendung). Mit originalen klinisch verwendeten Materialien wird die Insertion von Kathetern geübt.
  • Basismaterial (Spritzenpumpen, Dreiwegehähne, Spritzen, Infusionen, Bed side test Karten)
  • Intubationstuben und Spezialanfertigung von Tracheamodellen aus Glas. Zu besseren Vorstellung von klinischen Beatmungsverhältnissen wurde ein gläsernes Modell verschiedener Tracheen entwickelt.
  • Regionalanästhesiebestecke und Modell eines Rumpfes in Originalgröße zur Durchführung von Spinalanästhesien
  • Simulationsarbeitsplatz in einem nicht mehr verwendeten Operationsbereich mit Originalmaterialien und Übertragung der Tätigkeit aus dem Übungs-Op in den Seminarraum zur gemeinsamen Besprechung und Evaluation.
  • Für alle Seminare werden Skripte ausgegeben.

Inhalte

Die Inhalte des Blockpraktikums Anästhesiologie wurden aus dem Nationalen Lernzielkatalog Anästhesie (herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin) entwickelt. Die Entwicklung der Inhalte geht dabei Hand in Hand mit der Fortschreibung der Klausurfragen. Es werden alle Bereiche der Anästhesiologie (einschließlich Schmerztherapie, Intensivmedizin und Notfallmedizin) abgedeckt. Der Nationale Kompetenzorientierte Lernzielkatalog Medizin wird genau betrachtet und dort wo möglich umgesetzt.

Die am Blockpraktikum beteiligten Mitarbeiter, insbesondere Kira Erber und Karl Klotz, sind Mitglieder der Kommission für Studentische Lehre und Simulationstraining der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und nehmen in diesem Rahmen an Veranstaltungen der Gesellschaft teil, die zur Abstimmung der Lerninhalte und der eingesetzten Methodik durchgeführt werden.

Interkulturalität, Vielfaltsaspekte der Studierenden: Studierende der Medizin im 4. Studienjahr haben einen sehr unterschiedlichen Kenntnisstand in praktischen Tätigkeiten und verschieden intensive Erfahrungen mit basalen und fortgeschrittenen Fertigkeiten aus dem Bereich Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. Einige können über Erfahrungen einer langjährigen Berufstätigkeit als Krankenschwester auf Intensivstationen oder als Rettungsassistenten sowie auf einschlägige Famulaturen zurückgreifen, einige hatten noch keinerlei Kontakt zu diesem Themenfeld. So geben einige Studierende an, erfahren im endotrachealen Intubieren, im Legen von arteriellen oder zentralvenösen Zugängen zu sein, andere hingegen haben zum Beispiel noch nie in ihrer Ausbildung eine Venenverweilkanüle gelegt. Dieses weite Spektrum im Kenntnisstand ist durch Gespräche erkannt worden.

Wir versuchen nun im Blockpraktikum Anästhesiologie alle Studierende mit den basalen Kenntnissen der „invasiven“ Medizin vertraut zu machen, ohne dass diese sich als unerfahren darstellen müssen. Bei manchen Übungen wird eine teilweise Freiwilligkeit der Teilnahme angeboten, die aber auch von eigentlich erfahrenen Studierenden kaum wahrgenommen wird. Diese nehmen dagegen am Kurs teil und geben ihr Wissen bereitwillig an Studienkollegen weiter.

Die praktische Ausbildung von schwangeren Studierenden kann im Blockpraktikum problemlos gewährleistet werden. Da es meist mehrere schwangere ärztliche Mitarbeiterinnen gibt, können sich diese um schwangere Studierende optimal kümmern. Der Austausch von wichtigen Hinweisen zu
Schwangerschaft im Beruf, in speziellen Situationen oder auch allgemein bekommt auf diese Weise eine sehr gerne angenommene neue Dimension.

Kompetenzförderung der Studierenden

Förderung der Handlungskompetenz: Die Ausbildung am Anästhesiesimulator fördert die Handlungskompetenz der Studierenden auf besonders intensive Weise. Im Simulations-Op kann der
Studierende nicht nur durch eigene Tätigkeit Erfahrungen sammeln. Durch die gemeinsame Besprechung der Szenarien aller Kursteilnehmer kann dagegen noch ein viel größerer Umfang an Erfahrungen vermittelt werden. Die Erkenntnis der Studierenden, dass sich eine Narkosedurchführung in „verantwortlicher“ Funktion ganz anders anfühlt als beim Beobachten von erfahrenen routinierten ärztlichen Kollegen, stellt einen wichtigen Beitrag zu der Ausbildung dar. Auch bei der Ausbildung mit einer Patientenschauspielerin können klinische Situationen geübt und erfahren werden.

Förderung der Methodenkompetenz: Insbesondere durch die Skills Lab-Trainings und durch die ganztägige betreute Mitarbeit im Op mit einer 1:1- Betreuung durch einen Anästhesisten sollen die Studierenden die in dem Fach zum Einsatz kommenden Methoden in möglichst großem Umfang kennen lernen. Nach dem Besuch des Blockpraktikums Anästhesiologie sollen die Studierenden verschiedene basale Skills und Kathetertechniken erlernt und geübt haben. Mit dem Schauspielpatientenunterricht sollen Gesprächstechniken erlernt werden und der Umgang mit schwierigen klinischen und ethischen Situationen bewusst gemacht werden.

Förderung der sozialen und kommunikativen Kompetenz: Insbesondere im Schauspielpatientenunterricht aber auch im Simulationstraining müssen die Studierenden mit „Patienten“ kommunizieren. Die gewonnenen Erkenntnisse können am Anästhesiearbeitsplatz im realen Leben umgesetzt werden. Jeder Studierende nimmt an Gesprächen von Anästhesisten mit Patienten zur Vorbereitung auf die Narkose teil (Prämedikationsvisite). Die Studierenden erleben dort die Patienten mit ihren Vorerkrankungen aber auch mit ihren psychischen Nöten in der Ausnahmesituation vor einer eingreifenden Operation.

Rolle als Lehrende(r)

Das Blockpraktikum Anästhesiologie zeichnet sich durch eine große Vielfalt an angebotenen Situationen aus. Die Studierenden durchlaufen einen abgestimmten Wechsel von handwerklichen Übungen, Spezialveranstaltungen mit eigener verantwortlicher Tätigkeit und von Tagen im Operationssaal, an denen eine 1:1-Betreuung stattfindet. Die ausbildenden Mitarbeiter der Klinik für Anästhesiologie begleiten die Studierenden hierbei in allen denkbaren Rollen. Es wird großer Wert darauf gelegt, dass der Leiter des Blockpraktikums für den gesamten Zeitraum des Praktikums (und darüber hinaus) für jegliche Fragen zur Verfügung steht. Auf diese Weise können auch schwierige Terminüberschneidungen oder persönliche Aspekte von der Hochzeit bis zur Schwangerschaft gut und problemlos gelöst werden. Ein wichtiger Aspekt des Umgangs mit den Studierenden ist die Darstellung von eigenen Erfahrungen und erlebten Komplikationen zur Verdeutlichung der gesamtheitlichen beruflichen Bedingungen in einem Anästhesistenleben.

Fazit

Das Blockpraktikum Anästhesiologie nimmt einen hohen Stellenwert im klinischen Alltag der Klinik ein. Sehr viele Kolleginnen und Kollegen kümmern sich zu verschiedenen Zeitpunkten und in verschiedener Umgebung um die Studierenden, die das Gefühl erleben sollen, dass sie als zukünftige Kollegen in der Klinik willkommen sind. Daher werden auch alle uns zugetragenen und von uns erhobenen Aspekte zur Verbesserung des Blockpraktikums ernst genommen. Wir versuchen, für die Studierenden im Praktikum aber auch darüber hinaus unterstützend und fördernd tätig werden zu können.