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Termine zum Studiengang Informatik

Antrittsvorlesung: Posttransfusionshepatitis

Mittwoch, 08.03.2017

Von A bis E: Rückblicke und Ausblicke - Antrittsvorlesung von Dr. David Juhl am 11. April (17 Uhr s.t., Hörsaal T1, Transitorium)

Die ersten Hepatitisfälle nach Bluttransfusionen wurden in den 1940er Jahren berichtet. Während Übertragungen von Hepatitis A-Virus (HAV) durch Transfusionen weltweit eine absolute Rarität darstellen, galt das Hepatitis B-Virus (HBV) lange Zeit als eines der wichtigsten durch Bluttransfusionen übertragbaren Viren. Die Entwicklung der ersten Tests zum Nachweis von HBV-Oberflächenantigen (HBsAg) um 1970 stellte einen Meilenstein in der Virussicherheit von Blutprodukten dar. Durch die immer weitere Verbesserung dieser Tests und die zwischenzeitliche Einführung der Testung auf Antikörper gegen HBV core Antigen (Anti-HBc) wurden in Deutschland in den letzten Jahren nur noch vereinzelte HBV-Übertragungen durch Transfusionen berichtet. Durch die breite Verfügbarkeit von Tests zum Nachweis von HBV-Genom wird derzeit auch eine Ablösung der HBsAg-Tests durch Virusgenomtests im Blutspenderscreening diskutiert.

Auch nach Entdeckung des HBV und Einführung der HBsAg-Tests kam es immer noch zu zahlreichen unerklärten Posttransfusionshepatitiden. Die Entdeckung des Hepatitis C-Virus und Einführung der ersten Antikörpertests 1990 führten zu einem weiteren Rückgang der Hepatitisfälle nach Transfusionen. Einen weiteren Durchbruch in der Virussicherheit stellte die Einführung einer HCV-Virusgenomtestung in Deutschland im Jahr 1999 dar, die das „diagnostische Fenster“ der HCV-Infektion um zwei Monate verkürzte. Der letzte Fall einer Posttransfusionshepatitis C in Deutschland wurde 2004 bekannt.

Hepatitis D-Virus (HDV) ist transfusionsmedizinsch von untergeordneter Bedeutung: Es ist für eine Infektion eines Transfusionsempfängers auf HBV angewiesen, Blutspendertestung auf HBV verhindert daher auch HDV-Infektionen durch Transfusionen.

Hepatitis E-Virus (HEV) findet in Deutschland erst seit kurzen vermehrt Aufmerksamkeit. Das ist möglicherweise auch der Grund, warum erst seit wenigen Jahren transfusionsassoziierte HEV-Infektionen berichtet werden. HEV-Übertragungen erfolgen in Deutschland in der Regel zoonotisch durch kontaminierte Nahrungsmittel. Auf Grund des häufig klinisch blanden Verlaufs der Infektion wird die Testung der Blutspender auf HEV-Genom derzeit kontrovers diskutiert.

(Habilitation im Fachgebiet „Transfusionsmedizin“)

Salus aegroti suprema lex