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Aktuelles zum Studiengang HAT

Gegenwärtiger Antisemitismus in Europa

Samstag, 28.12.2019

Prof. Uffa Jensen (Berlin) im Studium generale

Vortrag von Prof. Dr. Uffa Jensen (Berlin) im Rahmen des Studium generale der Universität am 18. Dezember (19:15 Uhr, Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Königstraße 42)

Antisemitismus ist gegenwärtig ein viel diskutiertes Problem nahezu aller europäischen Gesellschaften. Gerade in den letzten Monaten und Jahren ist es in Europa nicht nur zu gewalttätigen Angriffen auf Juden und jüdische Einrichtungen gekommen, auch das gesellschaftliche Klima gegenüber Juden – und anderen Minderheiten – scheint sich in vielen Staaten verschärft zu haben.
Der Vortrag wird einen Überblick über die verschiedenen Entwicklungen in Europa geben bzw. die Erkenntnisse darstellen, welche die sozialwissenschaftliche Forschung dazu bereitstellt. Es wird auch um die Möglichkeiten geben, wie man Antisemitismus in der Gegenwart überhaupt messen kann. Vom deutschen Fall aus betrachtet, werden zudem verschiedene Schwierigkeiten in Betracht gezogen werden, diese Messergebnisse angemessen zu beurteilen und vergleichen zu können.
Schließlich wird es auch darum gehen, welche Auswirkungen z.B. mediale Revolutionen wie die Entwicklung und Durchsetzung sozialer online-Medien auf Diskriminierungsphänomene wie Antisemitismus haben.

Prof. Dr. Uffa Jensen ist Historiker mit Forschungsschwerpunkten in der Geschichte des Antisemitismus, der deutschen Juden, der Psychoanalyse sowie der Emotionsgeschichte und der transnationalen Geschichte. Seit 2017 ist Jensen Professor für Antisemitismusforschung an der TU Berlin und stellvertretender Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Zuvor hat er an der Universität Göttingen, der Sussex of University (GB) sowie am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin geforscht und unterrichtet. Publikationen u.a.: „Gebildete Doppelgänger. Bürgerliche Juden und Protestanten im 19. Jahrhundert“ (Göttingen 2005), „Gefühle gegen Juden. Die Emotionsgeschichte des modernen Antisemitismus (zusammen mit S. Schüler-Springorum 2013), „Zornpolitik“ (Berlin 2017).

Thema "Europa" im Lübecker Studium generale

Was meinen wir, wenn wir von Europa sprechen? Europa kann nicht einfach als geographischer Raum beschrieben werden, der verschiedene Staaten, Sprachen und Völker umfasst. Es ist auch Konstrukt und Institution, Idee und jeweilige Wirklichkeit. Als Idee verkörpert Europa Hoffnungen, Werte und politische Vision, lässt aber auch einen Schriftsteller wie Stefan Zweig sinnieren, ob Europa eine Welt von gestern sei.

Einige kritisieren die wirklichkeitsformende Institution Europa als wirtschaftspolitisches Machtgefüge oder ökonomischen Zweckverein. Für Andere tritt Europa auf als identitärer Rückzugsort der "Europäer", das  sich mit Grenzregimen und Abschottungspolitik schützt. Gegenwärtig ist Europa in einer Situation der Krise und der Umbrüche, die die politische Ebene der Europäischen Union beunruhigen. Der Verweis auf einen "europäischen Wertehorizont" – Aufklärung, Pluralismus, Demokratie und Menschenrechte – soll die Suche nach kulturellen Gemeinsamkeiten stützen.

Das Konzept "Europa" wirft Fragen auf und fordert zum Perspektivwechsel heraus. Welchen Weg sollte "Europa" gehen? Wo liegen die Konfliktzonen? Wie wird Europa von anderen Orten aus gesehen? Am 6. November spricht Nilüfer Göle aus Paris über "Islam in Europe: Debating Norms in Public Life" (19:15 Uhr im Hörsaal des Instituts für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität, Königstraße 42).

Die folgenden Themen und Termine des Semesters:

15. Januar 2020
„Die Wiederkehr der Politik – Hat Europa noch eine Chance?“
Hauke Brunkhorst (Kiel)

29. Januar 2020
„Vorbild – Feindbild – Reizbild: Der Blick außereuropäischer Eliten auf Europa im Zeitalter von Spätkolonialismus und Dekolonisation (ca. 1880–1960)“
Harald Fischer-Tiné (Zürich)

12. Februar 2020
„Koloniale Kontinuitäten und Schwarzer Widerstand“
Aminata Touré (Kiel)

An den Mittwochsabenden  zwischen den Vortragsterminen findet jeweils ein begleitendes Wahlpflichtseminar für Studierende statt.

Prof. Dr. Uffa Jensen