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Donnerstag, 09.01.2020

Lehre

Selbsttun, Anteilnehmen und Dabeisein

Prof. Dr. Katharina Röse

Potentiale der Ergotherapie durch betätigungsorientierte Perspektiven - Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Katharina Röse am 29. Januar (17 Uhr c.t., Hörsaal AM 4)

Ausgehend von der Geschichte der Ergotherapie hin zu aktuellen Entwicklungen des Berufsfeldes wird deutlich, dass betätigungsorientierte Perspektiven eine zentrale Stellung für ergotherapeutisches Handeln einnehmen.  Betätigungen umfassen das alltägliche menschliche Tun, haben individuelle und kollektive Bedeutungen, strukturieren die Zeit und entwickeln und verändern sich über das Leben hinweg. Im Verlaufe eines Lebens können Menschen durch gesundheitliche Ereignisse gefordert sein, Betätigung wieder zu erlernen, anzupassen oder neue Formen des Tuns zu entwickeln.

Betätigungen sind Ausgangspunkt, Mittel und Ziel der Ergotherapie. Perspektiven auf Betätigung spielen eine wichtige Rolle dafür, auf welche Formen des Tuns die Therapie ausgerichtet wird und welche Outcomes gemessen werden. Wird Betätigung nicht nur als aktives eigenständiges Tun, sondern ebenso als Anteilnehmen und Dabeisein in Betätigungssituationen konzipiert, rücken soziale Dimensionen und der Kontext von Betätigung in den Vordergrund. Dies ermöglicht es, Klient*innen in ihren kulturellen und sozialen Bezügen zu verstehen und Interventionen zu entwickeln, die über die individuelle Therapie mit Einzelpersonen hinausgehen und im Sinne gemeindeorientierter Ergotherapie an den Betätigungsbedingungen von Gruppen bzw. Populationen ansetzen, Teilhabe ermöglichen und zu Betätigungsgerechtigkeit beitragen.

Für die Konzeptualisierung von Betätigung spielen soziokulturell geteilte Wert- und Normvorstellungen einer Gesellschaft eine wichtige Rolle. Dabei wird ausgehandelt, welche Formen von Betätigung als wertvoll und welche als unpassend oder nicht normgerecht angesehen werden. Diese soziokulturellen Vorstellungen können die Betätigungsmöglichkeiten von Personen oder Personengruppen erweitern oder auch begrenzen.

In ihrer Antrittsvorlesung geht Katharina Röse unter Bezugnahme auf ihre eigene Forschung zur Betätigung von Personen mit Demenz auf die Vielfalt von betätigungsorientierten Perspektiven der Occupational Science (Betätigungswissenschaft) ein. Sie hinterfragt kritisch gewohnte Perspektiven auf sinnvolles aktives Tun und zeigt auf, welche Potentiale sich für die ergotherapeutische Praxis und Forschung ableiten lassen. 

Prof. Dr. rer. medic. Katharina Röse ist seit Mai 2019 W2-Professorin für Ergotherapie. Sie leitet gemeinsam mit Prof. Annette Baumgärtner den additiven Bachelorstudiengang Ergotherapie/Logopädie.